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Eine riskante Affäre (German Edition)

Eine riskante Affäre (German Edition)

Titel: Eine riskante Affäre (German Edition)
Autoren: Joanna Bourne
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wissen. Eunice könnte sie für immer von der Straße holen. »Fünf Schilling. Und ich gebe Ihnen eine Mahlzeit. Sorge dafür, dass Sie es warm und trocken haben. Ich bringe Sie zu … « Verdammt, er war zu besoffen und seine Sprache vor lauter Lust zu holprig für Erklärungen.
    Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er sich das letzte Mal nach einer Straßendirne gesehnt hatte. Diese hier war so quicklebendig, rein und liebreizend. Sie duftete nach Seife, Blumen und Gewürzen. Sogar ihre Fingernägel waren sauber.
    Niemand auf der Katherine Lane roch nach Seife und Blumen. Lügen. Ihre Lügen stanken zum Himmel.
    Rein und lieblich, mit der Ausdrucksweise einer Dame … eine Frau wie sie verkaufte sich in einem schicken Bordell in St. John’s Wood. Sie kam nicht aus einer Gasse auf die Katherine Lane gestürzt. Sie hatte jemandem aufgelauert – keinem beliebigen Opfer, sondern einem bestimmten Mann. Was trieb diese geschickte Hure noch, außer Taschendiebstahl zu begehen und mit den Augen Lügengeschichten zu erzählen? Stieß sie etwa einem Mann mit ihren flinken Fingern ein Messer zwischen die Rippen?
    Er hielt ihre Handgelenke fest. »Wer hat Sie geschickt?«
    »Wie bitte?« Sie riss die goldbraunen Augen auf. Das war Angst. Sie hatte gewusst, dass man sie schnappen könnte.
    Sie tat recht daran, sich vor ihm zu fürchten. »Wer hat Sie bezahlt?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    Noch mehr Lügen. Jemand hatte eine Falle mithilfe dieser hübschen, lebhaften Frau ausgelegt. Keine Falle für ihn. Niemand scherte sich einen Deut um irgendeinen Warenhändler. Es war Adrian, den sie wollten. Und Adrian war allein in einer dieser Seitengassen und durchstöberte jede Ecke.
    Sebastian hob den Kopf und schrie: »Adrian! Pass auf! Das ist eine Falle.«
    Das war das Startsignal.
    »Hinter dir, Sebastian!«, rief Adrian.
    Dann sah er sie. Leise wie Käfer trippelten zwei Männer auf ihn zu. Weitere folgten aus Hauseingängen und Ecken. Im Schutz von Regen und Nebel hatte sich das Pack ungesehen angeschlichen und näherte sich nun aus drei Richtungen. Dem Gälisch nach, mit dem sie sich verständigten, waren es Iren. Sie hatten Messer, Knüppel und Ketten bei sich. Abschaum von den Docks, eiskalt und todbringend. Sie hatten das Mädchen als Köder vorgeschickt, um ihn festzuhalten, während die Bande anrückte. Sie hatte ihn angelächelt und sich die ganze Zeit darauf vorbereitet, ihn sterben zu sehen.
    »Laufen Sie weg!.« Er ließ sie los. »Laufen Sie!«
    Aber sie wich mit aufgerissenen Augen und keuchendem Atem zurück. »Wieso? Niemand weiß, dass ich hier bin.« Was da in ihrer Stimme lag, waren Schock und Angst. Sie drehte sich im Kreis und suchte nach einem Loch in dem Netz, das sich um sie zuzog. Da wusste er, dass sie nicht dazugehörte. Sie war kein Lockvogel.
    »Weiter in die Richtung sind noch mehr von ihnen. Dreizehn Mann.« Adrian glitt aus dem Nebel und nahm seinen gewohnten Platz auf der linken Seite ein.
    Zwei gegen eine ganze Bande. Nicht gerade viel Aussicht auf Erfolg.
    Sebastian wählte ein Ziel aus – einen, der vor seinen Kumpanen stand und den sie sehen würden, wenn er starb – und warf. Der gedungene Meuchelmörder brach mit einer sprudelnden Halswunde zusammen. In der Gasse erhob sich der vertraute widerliche Geruch des Todes. Sebastian zog das zweite Messer.
    Die Ganoven zögerten, blickten in alle Richtungen und fingerten nervös an Klingen und Knüppeln herum. Angriff oder Rückzug. Beides war denkbar.
    Dann stürzte ein Mann vor und langte nach dem Mädchen.
    Sie war schnell. Wieselflink wandte sie sich um, biss ihrem Angreifer in den Arm, schmetterte sein Messer beiseite und riss sich los. Sie sprang zurück und fing sich einen langen Kratzer am Unterarm ein. »Alles gut. Mir geht’s gut.«
    Keine Tränen, keine Schreie. Unendlich tapfer. Und sie stand ihm verdammt noch mal im Weg. Sebastian schob sie hinter sich, zwischen sich und Adrian. In größtmögliche Sicherheit.
    Wenn dies hier länger dauert, bedeutet das ihren Tod . »Der rechts gehört mir.« Sebastian warf, doch seine Klinge traf schlecht und blieb in einem Schlüsselbein stecken. Ein Mann erledigt. Einer verwundet. Eigentlich wären es jetzt zwei Tote, wäre er so schlau gewesen, nüchtern zu bleiben. »Schade um das Messer. Verdammt.«
    Sein letztes Messer steckte im Stiefel, kein Wurfmesser, sondern eines zum Töten aus nächster Nähe.
    Er zwang sich, seine Konzentration auf das Angriffsmuster seiner Gegner zu
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