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Eine riskante Affäre (German Edition)

Eine riskante Affäre (German Edition)

Titel: Eine riskante Affäre (German Edition)
Autoren: Joanna Bourne
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beiderseits. »Jungfer in Not« hieß dieses Stück. Pech für sie, dass er es schon in einem Dutzend Variationen gesehen hatte.
    Wie aufs Stichwort spuckte die Gasse eine bedrohliche Figur aus, groß, männlich und mit einem gut einen halben Meter langen Rohr. Das Scheusal blieb abrupt stehen, in dem Bemühen, sich im Schatten unsichtbar zu machen. Der Mann verharrte und schien seine Erfolgsaussichten abzuwägen. Dann ließ er den Knüppel sinken und eilte flink wie ein Hase und für einen so großen Kerl erstaunlich schüchtern dorthin zurück, von wo er gekommen war.
    Hinter ihm raunte Adrian: »Jetzt wird’s interessant. Entschuldigt mich … «, und hetzte wie auf Katzenpfoten in dieselbe Gasse.
    Die hübsche Taschendiebin hing Sebastian weiterhin am Revers und atmete heftig in seine Weste. Auf der ganzen Welt gab es keinen Mann, der sie nicht in seiner Hilfsbereitschaft eng an sich gedrückt hätte.
    »Bitte … « Sie keuchte und tröpfelte wirklich mitleiderregend. »Oh bitte! Er verfolgt mich.« Als sie sich verdrehte, um einen Blick über die Schulter zu werfen, rieben sich ihre Brüste wie hungrige Welpen an ihm. Sofort spannten sich seine Lenden an und wollten ihren Anteil abhaben.
    Du bist gut hier drin, nicht wahr? Diese durchweichte junge Frau hatte schon eine ganze Weile im Regen gestanden und darauf gewartet, dass das passende Opfer vorbeikam. Sie gab ein süßes kleines Bündel ab. Er kuschelte sie an sich, wobei ihm der Duft von Lavendel und der nassen Baumwolle unter ihrem Umhang in die Nase stieg sowie ein femininer, blumiger Wohlgeruch, der von ihrer Haut ausging. Ihr Haar duftete nach Gewürzen.
    Wenn sie geschickt genug war, würde er es nicht mal spüren, wenn sie seine Taschen durchsuchte. Darin befanden sich nicht mehr als vier oder fünf Schilling, die er lose bei sich trug. Sollte sie sie ruhig nehmen. Keiner wusste besser als er, wie kalt und einsam diese Zimmer im Obergeschoss waren. Soll sie sich doch ein paar Kohlen kaufen, um heute Abend ihre Zehen daran zu wärmen, oder eine Fleischpastete. Oder einen Tag Ruhe vor ihrem Zuhälter, vermutlich dieser überdimensionale Kerl, der den Rüpel mit dem Bleirohr mimte.
    Wenn sie sich durch seine Jacke arbeitete, würde sie auf ein oder zwei Messer stoßen. Aber sie musste Männer, die Messer bei sich trugen, gewohnt sein.
    Als ihre Kapuze nach hinten fiel und sie ihn direkt anschaute, hörte er auf, die ganze Sache amüsant zu finden.
    Mein Gott, sieh sich einer das an! Nicht hübsch war alles, was er denken konnte. Sie ist nicht einfach nur hübsch, sondern unglaublich schön. Dieser Gedanke bildete sich so klar wie der Klang einer Glocke.
    Sie hatte das Gesicht einer feurigen Wikingerin. Nasse Haarsträhnen schmiegten sich an die zarte Rundung ihrer Wange und hoben sie hervor. Augen in der Farbe baltischen Bernsteins blickten ihn an. Und ihre Haut glänzte wie griechischer Honig in der letzten, verregneten Abenddämmerung.
    Wie von selbst langten seine Hände unter den nassen Umhang und schoben ihn zurück. Das Baumwollkleid klebte wie eine zweite Haut an ihr. Ihre Brustwarzen ragten wie verrunzelte Knötchen auf, vor Kälte fest zusammengezogen. Er umfasste ihren Körper, ließ die Hände nach unten wandern und zog sie die letzten Zentimeter heran, bis ihre Körper eng aneinanderlagen. Ihr Rücken bestand aus schlanken, geschmeidigen Muskeln, die leicht zitterten.
    »Helfen Sie mir!«, hauchte sie flehentlich. Ihre Finger hasteten über seine Brust, auf der Suche nach einer Innentasche und möglicherweise darin verborgenen Geldscheinen. »Wenn ich bei einem Mann wie Ihnen bin, wird er mir nichts tun.«
    Er war entzückt. Äußerst geschmeichelt. Die ganze Zeit, während sie sich ihm so unbeholfen anbiederte, durchsuchte sie ihn Stück für Stück mit intensiven, federleichten Berührungen, die unglaublich erotisch waren. Ob sie das überhaupt wusste? Sie war ihm so nah, dass seine Brust von ihrem warmen Atem bedeckt wurde und seine Lenden mit jedem Luftzug, den er spürte, ein wenig mehr zwickten.
    Ihre Lippen formten irgendeine alberne Geschichte, dass sie aus ihrer Kutsche gestiegen wäre, um etwas zu kaufen, und man sie dann angegriffen hätte. Dass sie weggerannt wäre und sich im Nebel verirrt hätte. Doch er hörte gar nicht zu. Er beobachtete ihren Mund. Ein Mann könnte seinen Daumen in diesen süßen, breiten Mund gleiten lassen, ihre Lippen teilen und sie darauf vorbereiten, geküsst zu werden. Völlig problemlos.
    Unglaublich.
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