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Eine riskante Affäre (German Edition)

Eine riskante Affäre (German Edition)

Titel: Eine riskante Affäre (German Edition)
Autoren: Joanna Bourne
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wach bist, werden wir über deine äußerst verführerischen Waren sprechen. Ich habe gern mit Frauen zu tun, die reden können.«
    Er wickelte sie in eine der Valletta-Decken, die er verschiffte, die mit den langen Streifen in den lebhaften Blau- und Grüntönen. Kuschelweiche Wolle. Er hüllte sie von Kopf bis Fuß ein, bis nicht mehr das kleinste bisschen Haut zu sehen war. Was ihm jedoch nicht in dem Maße half, wie er es sich erhofft hatte. »Wo zur Hölle steckt der Junge nur?«
    Unglaublich, welche Wirkung sie auf ihn ausübte. Hatte er jemals eine Frau derartig gewollt? »So etwas wie du könnte einem Mann eines Nachts ins Netz gehen. Eine Meerjungfrau, perfekt und kühl. Vielleicht bist du dem Meeresreich entstiegen, hast deine Schuppen abgestoßen und bist auf direktem Weg in die Katherine Lane marschiert. Das wäre eine passende Art, wie eine Frau wie du dorthin geraten sein könnte.«
    Klar und deutlich und ohne die Augen zu öffnen sagte sie: »Es ist dunkel.« Mit wem auch immer sie sprach, er war es nicht.
    »Die Lampen sind noch nicht an. Darum kümmere ich mich gleich.«
    »Ich kann nicht … « Dann rollte sie sich langsam zusammen, wie eine Blume, die sich schloss. Als sie den Kopf in den Armen verbarg, schmierte sie sich Blut übers Gesicht. »Ich kann nicht raus.«
    »Ich bin hier.«
    »Dunkel … «
    Weil sie die Augen geschlossen hatte. »Ich mache gleich Licht.«
    Mit lauten Geräuschen im Gang kündigte Tom seine Rückkehr an. Der Junge knallte die Tür gegen die Wand und ließ Wasser aus dem Eimer spritzen. »Ist sie tot?«
    So viel zu seiner Meerjungfrauen-Idylle. »Sie wird nicht sterben, sondern sich aufsetzen und wissen wollen, warum ich so einen trägen, dummen Knirps als Schiffsjungen beschäftige. Bring das Wasser her!«
    Sebastian setzte sich neben sie auf die Koje und tauchte eine Ecke des Handtuchs in den Eimer. Dann machte er sich daran, die Schrammen an ihren Händen zu säubern. Tom, ein frühreifer Elfjähriger, verrenkte sich den Hals, um einen Blick unter die Decke zu erhaschen. »Gott, was für ’ne Schönheit! Und die verkauft sich oben auf der Lane?«
    »Nicht für deinesgleichen.«
    Unter ihren Lidern kamen goldbraune Augen zum Vorschein. Das Erste, was sie erblickte, war Toms Gesicht auf gleicher Höhe mit ihrem. »Ich bin gestürzt, Sir. Ich habe nicht … aufgepasst.« Sie versuchte ihn klar zu sehen. »Wer sind Sie?«
    »Ich heiße Tom. Sehr erfreut, Sie kennenzulernen.«
    »Sagen Sie ihm, ich kann nicht raus.«
    »Was? Oh ja, Miss. Ich sag’s ihm. Kann ich Ihnen etwas bringen? Eine Tasse Tee? In der Kombüse ist das Feuer entfacht. Ich könnte Ihnen eine Tasse Tee holen, Miss.«
    Sebastian konnte spüren, wie sie unter der Decke zitterte. Angst, Kälte und Verwirrung setzten ihr zu. »Tom.« Er wies mit dem Daumen zur Tür. »Zisch ab!«
    Der Blick des Mädchens folgte dem Jungen nach draußen. Langsam und blinzelnd sah sie sich in der Kajüte um … Bücherregale, Seekarten, ein Stapel Kisten und schließlich wieder er. »Wo bin ich?«
    »Auf meinem Schiff. Wie viele Finger halte ich hoch?«
    »Sie glauben, ich hätte mir den Kopf gestoßen.« Sie zog eine Hand unter der Decke hervor und untersuchte ihren Schädel. »Das hab ich tatsächlich.«
    »Wie viele Finger?«
    »Drei.«
    »Schmerzt das Licht in den Augen?«
    »Mir tut alles weh.« Als sie diesmal versuchte, sich aufzusetzen, legte er einen Arm um sie und half ihr dabei. Er ließ den Arm, wo er war, und schaute zu, wie sie sich mit trübem Blick und verwirrter Miene zusammenkauerte, ohne die Decke tiefer rutschen zu lassen. Sie hätte sogar bei einem Stein Beschützerinstinkte geweckt.
    »Rede mit mir, Spätzchen! Wer sind Sie?«
    »Jess. Ich heiße Jess.«
    Als sie zwischen Wachsein und Bewusstlosigkeit hin- und hergependelt war, hatte sich ihre Stimme nach tiefstem East London angehört. Nun klang sie vornehm. Irgendwo war seinem waschechten Londoner Spatz eine bessere Erziehung zuteilgeworden. Sie wurde immer interessanter. »Können Sie sich an den Schlag erinnern?«
    Sie schüttelte den Kopf und verzog vor Schmerz das Gesicht. »Das sollte ich lieber lassen.«
    »Ja, wäre besser. Wissen Sie, welcher Tag heute ist?«
    »Nein, ich … Stellen Sie mir nicht so dumme Fragen.«
    Sie hatte ein paar Gedächtnislücken. So etwas hatte er schon einmal erlebt, als sein Bootsmann aus der Takelage gestürzt war. Einen ganzen Tag hatte es gedauert, bis der Mann sich wieder daran erinnert hatte, auf welchem Schiff
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