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Eine private Affaere

Eine private Affaere

Titel: Eine private Affaere
Autoren: John Burdett
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Pläne. Ich kann mir nicht vorstellen, daß eine Frau sich etwas so Teuflisches ausdenken könnte. Wie kommt der bloß mit sich selber zurecht? Wie kann er noch schlafen?«
    »Thirst hat gesagt, er nimmt Drogen. Er ist sehr diszipliniert und nimmt genau die Menge, die er braucht, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen. So hat er mit dem Schlafen kein Problem. Er läßt natürlich die Finger von Halluzinogenen, er bevorzugt Kokain.«
    Sie bekam eine Gänsehaut. »Und die Welt wird wirklich von Männern wie ihm regiert?«
    Ich verließ das Zimmer und holte ein großes Glas Armagnac zum Entspannen. Als ich wieder zurückkam, tätschelte ich ihren dicken Bauch. »Nun, wir haben’s geschafft, stimmt’s?«
    Sie erwiderte nichts darauf.
    »Ich denke, Beziehungen sind sehr bizarr«, sagte sie nach einer Weile. »Weißt du, warum ich das alles gemacht habe – das Verfahren und so? Weißt du, was mich die ganzen Monate aufrechtgehalten hat?«
    »Schuldgefühle, vielleicht auch die Liebe. Das hoffe ich jedenfalls. Solche Dinge.«
    »Eigentlich nicht. Die Liebe erhält einen nicht aufrecht – sie verschwindet, wenn’s haarig wird, das habe ich jetzt gelernt. Heute denke ich das erste Mal seit Monaten an meine Liebe zu dir. Während des Prozesses habe ich dich nur gehaßt. Nein, was mich am Leben gehalten hat, war der Machismo. Wir sind ganz schön blöd, wenn wir glauben, nur Männer sind Machos – auch Frauen können Machos sein, stimmt’s? Nur so kann man überleben. Tollkühnheit, die stille Befriedigung darüber, daß man etwas Reales tut, um wirkliche Einsätze spielt. Ich habe wirklich nicht gedacht, daß ich deine Absolution brauchte, weil ich damals mit Oliver geschlafen habe; das war nur ein Spiel, zu dem du mich gezwungen hast. Für mich war es das Natürlichste auf der Welt, in der Nacht, in der meine Mutter gestorben ist, Trost bei einem Freund zu suchen. Du warst ein ganz schöner Arsch, daß du ein solches Trara drum gemacht hast. Ich bin nicht deswegen vor dir auf die Knie gefallen, weil ich was falsch gemacht hatte, sondern weil ich dich wieder zurück wollte. Ich hab’s aus Liebe getan, Liebe mit großem ›L‹. Aber du warst nicht groß genug für die Liebe, also hab’ ich Oliver geheiratet. Doch die ganzen Jahre ist mir dein Spott nicht aus dem Kopf gegangen. Du hast immer wieder gesagt, ich hätte nicht den Schneid, wirklich etwas zu machen, es wäre alles nur heiße Luft. Wahrscheinlich habe ich dir das sogar irgendwo geglaubt. Ich hab’ mich vor meiner eigenen Feigheit geekelt. Ich hab’ gedacht, wenn ich Oliver heirate, werde ich davon kuriert, aber in Wahrheit war Oliver ein ziemlicher Waschlappen – er hat fast die ganze Zeit damit verbracht, sich selbst zu bemitleiden. Sein Selbstmitleid hat für ihn alles gerechtfertigt, sogar daß er mich verprügelt hat.
    Ich wollte meinen Namen verewigen, auf einer harten Oberfläche. Ich bin nicht so schlau wie du, aber dafür habe ich Nerven aus Stahl. Und genau das hat mir auch an Oliver gefallen. Du hast gedacht, ich habe ihn aus Rache geheiratet, obwohl ich die ganze Zeit dich liebte. Das stimmt nur zum Teil, denn ich habe auch den erstaunlichen Wagemut geliebt, der zum Vorschein kam, wenn er grade kein Selbstmitleid hatte. Weißt du, in welche Persönlichkeit ich während des Verfahrens geschlüpft bin? In die von Oliver, und ich hab’s besser gemacht als er, weil ich dafür gesorgt hab’, daß kein Selbstmitleid ins Spiel kommt. Ich hab’ die Sache auch nicht durch Prahlerei vermasselt, wie’s ein Mann wahrscheinlich getan hätte. Ich hab’ was gelernt dabei: Vielleicht ist das Verbrechen die einzig wirkliche Herausforderung, die uns in diesem Land der Wichser noch geblieben ist. Nun, es hat funktioniert – ich hab’ dich vor einer Mordanklage gerettet, damit du diesem Kind ein guter Vater werden kannst.«
    Sie sah mich an und lachte.
    Sie wirkte glücklich, wenn auch ein bißchen distanziert, als wolle sie sich nicht von mir infizieren lassen.

[42]
    Nach der Geburt des Kindes machten wir eine schlimme Zeit durch. Mittlerweile waren wir verheiratet, und meine Karriere war zu Ende. Sozusagen über Nacht waren meine Kollegen zu der Meinung gelangt, daß meine Uhr abgelaufen und meine Verbindungen zur Unterwelt zu gefährlich seien. Dabei ging es nicht nur um das Verfahren selbst. Ich hatte den Verdacht, daß jemand den Mund nicht gehalten hatte. Vielleicht Feinberg, wahrscheinlicher jedoch Carlford. Sie wußten beide, daß ich Thirst
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