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Eine private Affaere

Eine private Affaere

Titel: Eine private Affaere
Autoren: John Burdett
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verführerisch. Sie hat alles gemacht, was ich wollte, und glaub mir, ich hab’ sie dazu gebracht, Dinge zu tun, um die du sie nie gebeten hättest. Als wir verheiratet waren, war’s natürlich noch besser. Sie fand’s toll, meine Sklavin zu sein. Und wenn sie’s nicht toll gefunden hat, hab’ ich sie dazu gezwungen. Auf ’ner Party hab’ ich sie mal dazu gebracht, auf die Knie zu gehen – so, James – vor den ganzen anderen Typen, und ich hab’ meinen Schwanz rausgeholt …«
    Er kniete ungefähr fünf Meter hinter mir auf der Straße. Ich machte auf dem Absatz kehrt, ging die wenigen Schritte zurück und richtete die Waffe auf ihn. Mein Zeigefinger verkrampfte sich um den Abzug. Ich hätte keinerlei Skrupel gehabt, ihn umzubringen, doch nach ein paar Sekunden lockerte sich mein Finger wieder. Ich ließ die Hand sinken.
    »Wahrscheinlich lügst du«, sagte ich. »Und außerdem hasse ich dich nicht so sehr.«
    Er senkte den Blick. »Dann mach’s aus Liebe, mein Alter«, sagte er mit rauher Stimme.
    Reflexartig hob ich die Hand wieder, und diesmal drückte ich ab. Er fiel sofort um. Ich ließ die Waffe, die er sorgfältig mit Klebeband umwickelt hatte, um mich zu schützen, neben ihm auf den Boden gleiten.
     
    Jetzt erschienen die letzten Absätze auf dem Bildschirm:
     
    Sie sind böse, George. In biblischer Zeit hätten sie gesagt, Sie sind »unrein«. Sie haben Verkehr mit dem Bösen gepflegt. Und Sie müssen Blut geschwitzt haben, als Thirst getötet wurde.
    Sie haben von Anfang an gewußt, daß ich es getan habe, und zwar aus dem gleichen Grund, aus dem Feinberg und Carlford es jetzt wissen. Sie hätten es sogar erraten, wenn Sie sein Telefon nicht angezapft hätten. Der kleine Junge hat meinen Wagen gesehen. Er konnte die Nummer nicht lesen, und er war auch zu weit weg, um zu erkennen, ob ich ein Mann oder eine Frau war, aber er hatte genau das richtige Alter, um das neueste Jaguar-Modell zu erkennen und sich daran zu erinnern. Sie wollten um jeden Preis Thirsts Akten schließen, bevor Sie in den Ruhestand gingen. Und deshalb konnten Sie es sich nicht leisten, daß irgendein ehrgeiziger junger Detective irgendwelche unerklärlichen Zufälle zutage förderte. Vor allen Dingen konnten Sie keine Anklage gegen Thirsts Mörder riskieren, am allerwenigsten nach Ihrem sonntäglichen Besuch bei mir. Der große Macker muß Sie sehr gut beobachtet haben, daß Sie sich die Mühe gemacht haben, die Sache mit dem Aufzeichnungswagen so offensichtlich zu arrangieren. Dieser jämmerliche alte Lieferwagen mit den beiden gelangweilten Technikern war wahrscheinlich der einzige Scherz, über den wir beide lachen konnten. Da waren Sie also – und interviewten den Mann, von dem Sie wußten, daß er schuldig war, der aber nicht gestehen sollte, und ich drohte, alles auf Tonband zu sprechen, wenn Sie mir zu sehr auf die Pelle rückten, und der arme Vincent wußte mal wieder wie üblich nicht so genau, was lief.
    Als ich Ihnen gesagt habe, daß Thirst mir alles über Sie erzählt hatte, sind Sie auf die Idee gekommen, Daisy vor Gericht zu bringen. Und als Ihnen dann schließlich aufgegangen ist, daß ich lieber gestehen als Daisy ins Gefängnis schicken würde, ist Ihnen so ziemlich das Genialste und Verrückteste in Ihrer ganzen Laufbahn eingefallen – ein Verfahren gegen Daisy, das mit einem Freispruch enden würde, obwohl alle Welt und Scotland Yard sie für schuldig halten würden. Die Akte Thirst wäre endlich abgeschlossen, und Sie könnten Ihren Ruhestand in Frieden genießen. Deshalb haben Sie sich für Nigel Monkson entschieden. Und haben den Jungen nicht aussagen lassen. Und das Verfahren verzögert, bis Daisy im siebten Monat schwanger war. Aber es hat nicht geklappt, George. Ich bin schuldig, und ich kann es beweisen.
     
    Daisy hob den Blick. Ich ging zum Computer und drückte ein paar Tasten. Das Wort »Gelöscht« erschien auf dem Bildschirm. Ich kniete neben ihrem Stuhl nieder, nahm ihre Hand, küßte sie.
    »Ich hätte wirklich gestanden, wenn sie dich verurteilt hätten. Das glaubst du mir doch, oder? Ich habe dafür gesorgt, daß George das wußte; deswegen habe ich ihm auch ständig mit den Dokumenten vor der Nase herumgewedelt. Er wußte genau, was das bedeutete.«
    Sie wartete ziemlich lange, bevor sie etwas sagte. »Tja, es hat also funktioniert, stimmt’s? Sein verrückter Plan. Du hast die Briefe für den Fall geschrieben, daß es nicht klappt, aber es hat funktioniert, genau wie all seine anderen
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