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Eine Nacht mit Folgen

Eine Nacht mit Folgen

Titel: Eine Nacht mit Folgen
Autoren: Anne Haven
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wies auf die Maschinen und die Monitore, an die sie angeschlossen war. "Mit dem Baby ist alles in Ordnung, das ist die Hauptsache."
    Ihre Blicke fanden sich erneut, und Serena hatte das Gefühl, dass Graham bis in die Tiefen ihrer Seele schauen konnte.
    Schließlich ergriff er ihre Hand. "Ich bin so froh, dass dem Kind nichts zugestoßen ist", sagte er. ,,Ich bin unendlich erleichtert."
    Natürlich bist du das, dachte sie. Schließlich war das Baby der einzige Grund, warum er überhaupt nach San Francisco zurückgekommen war. Wegen des Babys. Wegen seines Verantwortungsgefühls.
    Oh, er mochte sie natürlich auch. Man hatte keinen Sex, der so gut war wie ihrer, wenn man für die Person, mit der man ins Bett ging, nicht wenigstens Sympathie empfand.
    Aber Liebe war etwas ganz anderes.
    Graham drückte ihr die Hand. "Ich bin froh, dass es dem Baby gut geht", wiederholte er, "aber ich bin ebenso froh, dass du wohlauf bist."
    Sie sah ihn überrascht an. "Tatsächlich?"
    "Tatsächlich."
    Sie biss sich auf die Unterlippe. Hoffnung keimte in ihr auf, etwas, das sie unter keinen Umständen zulassen sollte. Sie würde sowieso nur wieder enttäuscht werden.
    Sie schwiegen eine Weile. Eine Weile, die Serena wie eine Ewigkeit vorkam. Irgendwie hatte sie das Gefühl, als ob er noch etwas sagen wollte, aber er tat es nicht. Es war, als wenn er nach Worten suchte, die er einfach nicht fand.
    Schließlich drückte Graham ihr die Hand und ließ sie dann wieder los. "Ich habe dir nie von meinen Eltern erzählt", sagte er mit seltsam ausdrucksloser Stimme.
    "Doch", erwiderte sie. "Du hast mir gesagt, dass sie in Texas lebten und vor langer Zeit gestorben sind. Ihr Tod schien dich sehr getroffen zu haben."
    Er schüttelte den Kopf und lächelte traurig. "Meine Eltern waren keine sehr netten Leute, Serena. Sie haben nur an sich selbst gedacht, nie an jemand anderen." Er schaute einen Moment auf ihren Bauch. "Ich war ein Unfall", erklärte er.
    "Genau wie dieses Baby, nur dass wir beide uns freuen und wissen, wie wertvoll dieses neue Leben ist."
    "Und deine Eltern dachten nicht so?"
    Er schüttelte den Kopf. "Beide waren vergnügungssüchtige Alkoholiker, die noch nicht einmal dafür sorgten, dass ich regelmäßig etwas zu essen bekam, liebevolle Zuwendung kannte ich schon gar nicht. Ich wusste gar nicht, dass es etwas anderes gab als die kalte, lieblose Atmosphäre, in der ich aufgewachsen war, und nahm an, dass jedes Kind seine Eltern so hassen würde wie ich. Ich hasste sie dafür, dass sie mich ignorierten, sich nicht um mich kümmerten."
    Er legte eine Pause ein und fuhr dann fort: "Als du mich damals fragtest, sagte ich dir, dass wir nach New York gezogen sind, als ich vierzehn Jahre alt war. Aber das stimmt nicht. Ich ging allein nach New York. Ich lief weg und schaute nie mehr zurück. Sie haben noch nicht einmal versucht, mich zu finden.
    Ich hatte es auch nicht anders erwartet, deshalb habe ich nicht einmal versucht, meine Identität zu verbergen, als ich die City erreicht hatte. Sie starben ein Jahr später, und nach einigen Wochen fand der Sheriff heraus, wo ich war, und überbrachte mir die Todesnachricht."
    "Wie sind sie gestorben?"
    "Als Geisterfahrer auf dem Highway. Sie waren betrunken.
    Ein Teenager ist dabei auch ums Leben gekommen."
    "Wie schrecklich."
    "Ich habe mich nur befreit gefühlt", gab er zu. "Obwohl mir der unschuldige Junge unendlich Leid tat."
    Serenas Herz quoll vor Liebe zu dem Kind über, das so mutig und so allein gewesen war. Sie konnte sich nur vorstellen, wie sehr er in seiner Kindheit gelitten haben musste. Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie daran dachte.
    Sie streckte ihm die Hand entgegen, und er ergriff sie.
    "Wie hast du überlebt?"
    "Ich habe alle möglichen Gelegenheitsarbeiten angenommen." Er erzählte ihr kurz von den Jobs, die er gehabt, von den Orten, an denen er gelebt hatte.
    "Zum Schluss bekam ich dann einen Job als Laufjunge in einer Investmentbank. Schon bald hatte ich mich hochgearbeitet und lernte, wie man an der Börse spekulierte. Ich holte auch in der Abendschule meinen Collageabschluss nach. Bereits damals habe ich den Grundstein für meine Karriere gelegt."
    Und zwar ganz allein und einsam, dachte Serena. Jetzt da sie wusste, wie schwer der Weg zur Spitze für ihn gewesen war, liebte sie ihn noch mehr. Sie wusste auch, wie schwer es ihm gefallen war, ihr dieses Geständnis zu machen. Es zeigte, dass er Vertrauen in sie hatte.
    Er war ein guter Mann. Sie konnte sich
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