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Eine Nacht mit Folgen

Eine Nacht mit Folgen

Titel: Eine Nacht mit Folgen
Autoren: Anne Haven
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als sie selbst es jemals getan hatte. Sie hätte sich so gewünscht, dass die Liebe zu ihrem Enkelkind größer wäre als das Gerede anderer Leute.
    Serena erhob sich und ging zum Wohnzimmerfenster
    hinüber, von dem man einen phantastischen Ausblick auf die Stadt hatte.
    "Ich werde ein Baby bekommen", erklärte sie. "Euren Enkel oder eure Enkelin. Und sie oder er wird mir das Liebste auf der Welt sein. Das Kind wegzugeben steht nicht zur Debatte."
    Erst dann wandte sie sich ihrem Vater und ihrer Stiefmutter zu.
    Vielleicht lag es an ihrer Stimme, an dem ungewohnt bestimmten Ton. Aber zu ihrer Überraschung sagte keiner von beiden ein Wort.
    Sie hatte sich gegen weitere Vorhaltungen gewappnet. Aber sie kamen nicht. Ihre Eltern schienen begriffen zu haben, dass Serena sich diesmal nicht von ihnen überfahren lassen würde.
    Sie saßen regungslos auf ihrer langweiligen beigefarbenen Couch. Ihr Vater starrte sie mit leicht geöffnetem Mund an, und Cassandra sah aus, als hätte sie gerade eine Begegnung der dritten Art gehabt.
    Das ist wirklich eine interessante Erfahrung, dachte Serena.
    So etwas sollte ich in nächster Zeit noch einmal wiederholen.
    Sie fühlte sich stärker und rebellischer als je zuvor. Die unerwarteten Ereignisse der letzten Zeit hatten in ihr ein Feuer entfacht, das bereits in ihrer frühen Kindheit erstickt worden war. Es war genau das, was sie brauchte, um endlich erwachsen zu werden. Auf keinen Fall würde sie es mehr zulassen, dass ihr Vater und Cassandra ihr Leben kontrollierten. Ob es um das Apartment ging, in dem sie lebte, bis hin zu ihrer Frisur ständig hatten sie ihr alles vorgeschrieben. Doch das war jetzt vorbei. Es ging die beiden gar nichts an, ob und von wem sie ein Baby bekam.
    "Bitte, erwähnt die Adoption nicht noch einmal", erklärte sie.
    Cassandra schien getroffen. Selbst ihr Make-up konnte die Röte nicht verbergen, die ihr Gesicht überzogen hatte. "Es war nur ein Vorschlag, ich wollte dich damit nicht verletzen."
    Das war nicht gerade die Entschuldigung, die Serena gern gehört hätte, aber es musste reichen. Eigentlich regte das Verhalten ihres Vaters sie auch mehr auf als das von Cassandra.
    Es war sein leibliches Enkelkind, das er von sich stieß.
    "N un, da ihr wisst, wie ich darüber denke", erklärte sie,
    "können wir das Thema auf sich beruhen lassen. Ich weiß, dass ihr nicht sehr glücklich über meine Schwangerschaft seid, aber es lässt sich nun einmal nicht mehr ändern." Sie wartete darauf, dass ihr Vater noch einen Einwand machte. Als er nicht reagierte, fuhr sie fort: "Wenn es euch nichts ausmacht, würde ich mich jetzt gern einen Moment ausruhen. Vielen Dank, dass ihr vorbeigekommen seid." Sie ging zur Tür hinüber und öffnete sie.
    Das erste Mal in ihrem Leben hatten sich die beiden ihren Wünschen gebeugt. Und das tat gut, sehr gut sogar.
    Die beiden sagten höflich Auf Wiedersehen und
    verschwanden. Serena schloss die Tür, lehnte sich dagegen und stieß einen langen, zufriedenen Seufzer aus.
    Sie war nicht gefügig und gehorsam gewesen. Dieses Mal hatte sie ihren Willen durchgesetzt.
    Und darauf war sie sehr stolz.
    November
    Graham konnte einfach nicht aufhören, an sie zu denken.
    Es lag sechs Monate zurück, seit er Serena getroffen hatte, und trotzdem konnte er sie nicht aus seinen Gedanken vertreiben.
    Graham saß in seinem temporären Londoner Büro und schaute auf das monogrammbestickte Taschentuch in seiner Hand. Als Serena Jones im Mai aus seiner Hotelsuite geflohen war, hatte sie keine Nachricht hinterlassen, aber ihr Taschentuch vergessen.
    Nett, nicht wahr. Und wie nett, dass er dieses Tuch wie ein Heiligtum aufbewahrte.
    Vor Monaten hatte er entschieden, dass er sich von Serena fern halten sollte. Um ihretwillen. Denn nachdem er San Francisco verlassen hatte, war die Realität wieder eingekehrt. Er brauchte sich nichts vorzumachen. Er war immer noch ein Mann, der unfähig war, zu lieben. Er könnte ihr niemals geben, was sie verdiente.
    Eine Zukunft voller Liebe.
    Ehe und Familie.
    Aber sie hatte ja auch noch genug Zeit, einen anderen Mann zu finden. Sie war zwölf Jahre jünger als er. Ihr Leben fing ja gerade erst an.
    Doch die Erinnerung an jene wunderbare Nacht verfolgte ihn.
    Er hatte ihr verflixtes Taschentuch mit um die halbe Welt genommen. Sydney, Tokio, Paris, Madrid. Und jetzt London. Er hatte gegen diesen Wahnsinn angekämpft. Er hatte seine Geschäftsreise ausgedehnt, um sie endlich zu vergessen.
    Er hatte sogar darüber
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