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Eine Mutter fuer die kleine Cassie

Eine Mutter fuer die kleine Cassie

Titel: Eine Mutter fuer die kleine Cassie
Autoren: Betty Jane Sanders
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gewaltig”, sagte er mit schneidender Stimme.
    “Ich habe keine Antworten”, erwiderte sie verletzt. “Und ich schlage dir gar nichts vor. Ich sage nur, dass die gegenwärtige Situation nicht gut ist. Okay? Nicht gut für dich. Und nicht gut für Cassie.”
    Das Schweigen zwischen ihnen wurde unerträglich.
    Endlich brach er es. “Ich liebe meine Tochter. Ich würde nichts tun, was ihr schadet.”
    “Ich weiß, das du sie liebst”, erwiderte sie in besänftigendem Ton. “Ich liebe sie auch. Es tut mir leid, dass ich davon angefangen habe. Ich mache mit Sorgen um Cassie. Und um dich.”
    Grant brachte Cassie zu Bett und zuckte jedesmal, wenn sein Blick auf ihr blaues Auge fiel, innerlich zusammen. Seit Catherines Tod war seine Tochter noch unbeherrschter geworden, und seine häufige Abwesenheit machte alles nur noch schlimmer. Aber was sollte er tun? Sein Job erforderte viel Zeit. Außerdem verschaffte er ihnen ein nettes Zuhause und Cassie einen Schrank voller Kleidung und eine Kiste voller Spielsachen.
    Er konnte sich noch genau daran erinnern, wie er als Kind unter dem Mangel gelitten hatte.
    Wie erniedrigend es gewesen war, als Student gebrauchte Jeans tragen zu müssen und nicht mehr als zwei Paar Socken und ein Paar Schuhe zu besitzen, die billigsten, die es gab. Wie von selbst ballten sich seine Hände zu Fäusten. Niemals würde Cassie das erleiden müssen.
    Niemals.
    Seine Mutter hatte ihr Möglichstes getan, aber als Witwe mit drei Söhnen war es schwer für sie gewesen. Er selbst hatte mit neun Jahren angefangen, bei anderen Leuten den Rasen zu mähen und die Gehwege zu fegen, und seitdem immer gearbeitet.
    Er zwang sich, die Hände zu entspannen, und schüttelte die Erinnerung ab, bevor sie ihn noch weiter in die Vergangenheit zog. Leise schloss er Cassies Tür, ging ins Arbeitszimmer, schaltete die Lampe auf dem Schreibtisch ein und setzte sich in den Ledersessel.
    Sharons Worte gingen ihm nicht aus dem Kopf. Er wusste, dass sie es nur gut meinte und aus eigener Erfahrung sprach. Ihre Eltern waren Fischer gewesen, und da sie selbst an ruhigen Tagen unter Seekrankheit litt, hatte sie die Sommer stets bei Grants Familie verlebt, anstatt mit dem Boot hinauszufahren. Daher wusste sie, was es hieß, so lange allein zu sein. Und genau deshalb konnte Grant ihre Ermahnung nicht so einfach abtun.
    Seine Mutter lebte in Seattle, seine Brüder hatten eigene Familien. Und ihm war klar, dass Cassie nicht noch einen Babysitter brauchte. Sie brauchte eine Mutter.
    Aber um ihr die zu verschaffen, musste er die Frau erst heiraten.
    Heiraten. Er schloss die Augen und wehrte sich gegen die Erinnerung. Catherines glückliches Gesicht am Hochzeitstag. Noch glücklicher sogar, als Cassie zur Welt kam. Doch dann trübten Ärger und Unzufriedenheit das Glück. Sie hatte Anchorage gehasst und immer nach Kalifornien zurück gewollt, obwohl sie vor der Heirat gewusst hatte, dass sie in Alaska leben würden. Um die Ehe zu retten, nahm er die Beförderung zum Bauleiter an und zog nach Valdez in ihr neues Haus. Aber es nützte nichts. Sie hasste Valdez. Und ihren Mann, weil sie seinetwegen dort leben musste. Sie war kurz davor gewesen, mit Cassie nach Kalifornien zu ziehen und sich von ihm scheiden zu lassen, als sie plötzlich erkrankte.
    Er hatte alles versucht, um Catherine glücklich zu machen, und war gescheitert. Nur die grausame Krankheit ließ sie bei ihm bleiben. In ihrer Angst und Verzweiflung klammerte sie sich an ihn, obwohl sie ihn längst nicht mehr liebte. Er nahm sie in den Arm und tröstete sie, nahm die Schuld auf sich und sah hilflos zu, wie der Tod sie ihm raubte, ohne dass sie ihm zuvor verzeihen konnte.
    Er fror. Er sprang auf, mit klopfendem Herzen und geballten Fäusten. Kalter Schweiß ließ das Hemd am Rücken kleben. Er schaltete die Lampe aus und eilte in sein Schlafzimmer.
    Nie wieder würde er sich einer solchen Hilflosigkeit ausliefern. Die Liebe, die ihm noch geblieben war, galt Cassie. Nur Cassie.
    Das letzte, was er wollte, war eine neue Ehefrau.

2. KAPITEL
    Auf Grants Anzeige, in der er nach einem Babysitter suchte, der ins Haus kam, meldeten sich drei Frauen.
    Marcie, mit langem blondem Haar. Einem engen, schwarzen Rock zu einer Bluse, deren Ausschnitt dem Betrachter wenig Spielraum für Phantasie bot. Zumal sie die irritierende Angewohnheit besaß, sich immer wieder in Grants Richtung vorzubeugen, was vermutlich seinen Blutdruck in die Höhe treiben sollte. Als sie vorschlug, gleich bei
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