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Eine Mutter fuer die kleine Cassie

Eine Mutter fuer die kleine Cassie

Titel: Eine Mutter fuer die kleine Cassie
Autoren: Betty Jane Sanders
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hatte Cassie sofort liebgewonnen, Jahre nachdem sie sich in Grant verliebt hatte.
    Doch diesmal wurde ihre Liebe so heftig erwidert, und das Glück, das Sharon verspürte, war so gewaltig, dass Sharon sich von ganzem Herzen nach einem eigenen kleinen Mädchen, einem eigenen Kind, sehnte. Aber ebenso gewaltig war ihre Trauer darüber, dass sie niemals Mutter werden würde.
    Sie verdrängte den finsteren Gedanken und gab Cassie einen letzten Kuss auf die warme Wange. Wahrscheinlich sollte sie den Hund nicht bei ihr schlafen lassen, aber in den Monaten nach Catherines Tod war Brittany der Lichtblick in Cassies Leben gewesen. So sehr, dass Sharon kurz davor gewesen war, ihr den Hund zu schenken. Aber da sie selbst an dem Tier hing, sorgte sie wenigstens dafür, dass die beiden so viel Zeit wie möglich zusammen verbrachten.
    Der Wind heulte um die Dachbalken, als Sharon aus dem Wohnzimmerfenster starrte.
    Schnee wirbelte und tanzte im Schein der Straßenlaternen, während die nackten Zweige sich im Wind bewegten.
    Nicht gerade die ideale Nacht, um von Anchorage herzufahren, dachte sie und hoffte, dass Grant bald eintreffen würde. Die dreihundert Meilen waren oft steil und kurvenreich und bei diesem Wetter nicht ungefährlich. Es fiel ihr schwer, sich keine Sorgen zu machen.
    Er kennt den Weg so gut, dass er ihn mit geschlossenen Augen bewältigen könnte, beruhigte sie sich und zog die Vorhänge zu. Der Schneesturm blieb draußen, ihre Sorgen nicht. Fast ihr ganzes Leben hindurch hatte sie sich immer wieder um Grant gesorgt. Sharon schüttelte den Kopf. Alte Gewohnheiten ließen sich nicht so leicht ablegen.
    Sie schaltete das Licht auf der Veranda ein und ging über den Flur, um nach Cassie zu schauen. Seit das Kind bei ihr war, kam ihr das Haus wärmer und gemütlicher vor. Cassie lag auf der Seite, eine Hand unter der Wange, die andere an Brittanys Hals. Nase an Nase lagen sie da und teilten sich das Kissen.
    Mit vierzehn hatte Sharon davon geträumt, abends nach einem Kind zu sehen, nach ihrem eigenen Kind. Und davon, dass der Vater, Grant, neben ihr stand.
    Sie lächelte wehmütig. Selbst als Teenager hätte sie wissen müssen, dass das nur ein Traum bleiben würde. Sie hatte schnell gemerkt, dass Grant in ihr nicht mehr als eine vertraute Kameradin sah. Doch die Hoffnung blieb, und es dauerte noch ein paar Jahre, bis sie sich damit abfand.
    Sie kehrte ins Wohnzimmer zurück und machte es sich auf der Couch bequem. Mit einer Decke über dem Schoß und einem Buch in der Hand lauschte sie dem Sturm und wartete auf Grant.
    Dichter Schnee wirbelte durch die Nacht und landete auf der schon weißen Erde oder auf der Frontscheibe, so schnell, dass die Scheibenwischer kaum dagegen ankamen. Ein Windstoß brachte den allradgetriebenen Wagen zum Schwanken. Grant verlangsamte das Tempo.
    Januar. Der Höhepunkt des dunklen Alaska-Winters hatte das Land fest im Griff.
    Nicht, dass es ihn störte. Das Wetter war etwas, das man nicht beherrschen konnte, sondern hinnehmen musste. Schon als Kind hatte er gelernt, dass der Winter in Valdez kurze Tage, lange Abende und abgesagte Flüge bedeutete. Deshalb hatte er den Wagen genommen. Bis zum Frühjahr würde in Valdez ein Meter Schnee fallen, und kein Jammern und Klagen konnte daran etwas ändern.
    Früher hatte er sich auf den Winter gefreut, auf den ersten Schnee, die gewachsten Skier, die sorgfältig gewarteten Motorschlitten. Jetzt lagen die Skier unter einer Staubschicht, die Motorschlitten standen unberührt herum und würden es wohl auch bleiben.
    Als er die Stadt erreichte, waren die Straßen menschenleer. Aus dem Fenster einer Bar blinkte ein rosa-gelbes Neonlicht zu ihm herüber. Der Supermarkt war dunkel, der Parkplatz bis auf eine einsame Limousine leer, und auch die würde bald unter Schnee verschwunden sein.
    Sharons Verandalampe entbot ihm ihr Willkommen. Das weiche warme Licht hinter dem Vorhang verriet, dass sie noch auf war, obwohl er sie gebeten hatte, nicht auf ihn zu warten.
    Er hätte wissen müssen, dass sie es trotzdem tun würde.
    Als er in der Einfahrt parkte und den Motor ausstellte, lächelte er und spürte, wie die Anspannung sich legte. Er stieg aus, und auch die Erschöpfung verschwand, während er zur Haustür ging. Als er sie öffnen wollte, ging sie auf.
    “Grant.”
    Sharons Stimme war sanft, das Gesicht von wilden Locken umrahmt. Ein weiter grauer Jogginganzug hing an ihrer schlanken Gestalt.
    “Komm herein. Komm herein.”
    Sie zog ihn ins Haus
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