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Eine Mutter fuer die kleine Cassie

Eine Mutter fuer die kleine Cassie

Titel: Eine Mutter fuer die kleine Cassie
Autoren: Betty Jane Sanders
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Und seine Eltern werden keinen Ärger machen. Ich glaube, es war den beiden peinlich, dass ihr Sohn von einem Mädchen vermöbelt wurde.” Sie öffnete die Tür und kehrte zu ihren Kindern zurück.
    Cassie saß mit gesenktem Kopf auf einem Kunststoffstuhl und ließ die Beine langsam baumeln.
    “Cassie?” Sharon ging zu ihr. Langsam hob Cassie den Kopf. Das rechte Auge war fast zugeschwollen, die Haut darum schwarz und blau, mit kleinen grünen und roten Stellen.” Am liebsten hätte Sharon sie tröstend an sich gezogen, aber sie beherrschte sich und verschränkte abwartend die Arme vor der Brust.
    “Er hat etwas Schlimmes zu mir gesagt”, berichtete Cassie. Sie reckte das Kinn und kniff das gesunde Auge zusammen.
    “Und du konntest ihn nicht einfach ignorieren?”
    Cassies Schweigen war Antwort genug.
    “Kommt Daddy heute wieder später?” fragte das Mädchen.
    Sie sah so klein und hilflos aus. Ihr Anblick ging Sharon ans Herz.
    “Ja”, erwiderte sie und breitete die Arme aus. “Komm her und lass dich umarmen.”
    Cassie zögerte eine Sekunde lang, dann glitt sie langsam vom Stuhl. Sharon drückte sie an sich. “Er bringt Pizza mit.”
    Eine Stunde später öffnete Grant die Haustür. “Jemand zu Hause?” rief er.
    Cassie rannte aus der Küche, gefolgt von Brittany, und Sharon musste sich allein um die letzte Ladung Kekse kümmern. Sie wusch sich die Hände, trocknete sie sorgfältig ab und setzte eine entspannte Miene auf, bevor sie sich zu Grant umdrehte, als er die Küche betrat.
    Cassie stand betreten neben ihm. Offenbar hatte das blaue Auge ihren Vater nicht begeistert.
    Nur die Hündin war so fröhlich wie immer.
    Sharon rang sich ein Lächeln ab.
    “Cassie, wasch dir die Hände”, sagte Grant zu seiner Tochter und wartete, bis sie außer Hörweite war. “Soll ich mich auf den Boden legen, damit du mir einen Tritt verpassen kannst?” fragte er mit müder Stimme.
    Sharon bemerkte die Schatten unter seinen Augen, die eingefallenen Wangen, die gestrafften Schultern, mit denen er seine Erschöpfung tarnen wollte.
    Ihr Zorn verschwand so rasch, wie er gekommen war. “Setz dich”, sagte sie. “Du weißt so gut wie ich, dass ich dir nie lange böse sein kann. Selbst wenn du es verdienst.”
    Er lächelte dankbar, aber sein Blick blieb misstrauisch. Er stellte die Pizza auf den Tisch, ging zum Kühlschrank und nahm sich ein Mineralwasser. Er öffnete die Flasche und drehte sich zu Sharon um. “Tut mir leid, dass ich dich erst in letzter Minute anrufen konnte.”
    “Mir auch, aber nur um Cassie.”
    Er nickte, nahm einen Schluck, stellte die Flasche auf den Tresen und lehnte sich dagegen.
    “Ich will dich nicht ausnutzen…”

    “Vielleicht hättest du die Besprechung absagen können.”
    “Das konnte ich nicht.”
    “Und wenn ich Cassie nicht hätte abholen können?”
    Er schob die Hände in die Jeanstaschen und antwortete nicht. Er senkte den Kopf ein wenig, und plötzlich spiegelte sich in seinen blauen Augen eine so gewaltige Verzweiflung, dass Sharon fröstelte. Er war so einsam.
    Sie ging zu ihm und legte eine Hand auf seine Brust. Er schaute sie an.
    “Cassie hat es ganz schön erwischt.”
    “Ich weiß.” Seufzend nahm sie die Hand fort und machte einen Schritt nach hinten.
    “Wahrscheinlich sollten wir froh sein, dass sie sich nicht mehr abkapselt. Aber in dieser Woche hat sie dreimal Ärger gehabt.” Sie holte tief Luft. Was sie zu sagen hatte, wollte er bestimmt nicht hören, aber als gute Freundin konnte sie nicht länger schweigen.
    “Grant, ich weiß, du tust dein Bestes, aber Cassie muss mehr Zeit mit dir verbringen.” Sein Mund zog sich zusammen, sein Blick wurde finster, aber sie ließ sich nicht bremsen. “Du arbeitest einfach zu lange, und … Weißt du eigentlich, wie sehr du ihr fehlst? Außerdem frage ich mich, wie lange du das alles noch allein schaffst, Grant. Ich bin keine …”
    “Ich glaube es nicht”, sagte Grant leise.
    Seine Augen funkelten zornig, und Sharon trat unwillkürlich einen Schritt zurück.
    “Erst Catherines Eltern und jetzt du. Aber ihr irrt euch. Gründlich.” Er fuhr sich durchs Haar. “Und ich dachte, wir wären Freunde.”
    Sharon hielt seinem Blick stand. “Du weißt genau, dass wir Freunde sind. Aber das hat damit nichts zu tun.”
    Er zog eine Braue hoch, und die kleine Geste ließ ihn noch zorniger wirken.
    “Was schlägst du denn vor? Falls du glaubst, ich würde meine Tochter meinen Schwiegereltern geben, täuschst du dich
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