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Eine Mutter fuer die kleine Cassie

Eine Mutter fuer die kleine Cassie

Titel: Eine Mutter fuer die kleine Cassie
Autoren: Betty Jane Sanders
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Cassies Koffer.
    “Ruf mich morgen an”, sagte Sharon, während sie die Haustür öffnete. Fröstelnd stand sie im Schein der Verandalampe und sah ihnen nach, als er auf die Straße einbog.
    Obwohl es nur wenige Meilen waren, schlief Cassie fest, als sie den Hügel hinauf zu seinem Haus fuhren. Das Haus, das er gebaut hatte, um Catherine glücklich zu machen. In dem er jetzt allein mit seiner Tochter lebte.
    Natürlich warf er Catherine ihren Tod nicht vor. So herzlos konnte selbst er nicht sein. Aber davor …
    Mit eiserner Entschlossenheit schob er den Gedanken beiseite. Grant hatte keine Zeit, Vergangenheitsbewältigung zu betreiben. Das Licht der Straßenlaterne tauchte die anderen Grundstücke, mit nichts als einer einen Meter hohen Schneedecke bedeckt, in fahles Licht und erfasste schließlich am Ende der Sackgasse das einsame Haus oberhalb der Stadt.
    Die wenigen Lichter, die in der Stadt noch brannten, hier ein oder zwei, dort eine Handvoll, schienen zu flackern. Gelblichweiß drangen sie durch das immer dichter werdende Schneetreiben. Auf der anderen Seite der Prince-William-Bucht war das grellere Licht des See-Terminals der Transalaska-Pipeline zu erkennen.
    Das Tor der Dreiergarage glitt nach oben. Ganz links standen die Motorschlitten, das Schneeräumgerät, Skier, Gartengeräte, Fahrräder, der gasbetriebene Grill, Gartenstühle, Angelruten und hüfthohe Gummistiefel.
    Die zu zwei Dritteln leere Garage erinnerte Grant einmal mehr daran, dass jetzt er allein für das neben ihm schlafende Kind verantwortlich war. Und daran, dass er wieder keinen Babysitter hatte.
    Die Verzweiflung befiel ihn so heftig und plötzlich, dass er fast mit der Faust auf das Lenkrad geschlagen hätte. Was musste er tun, um eine Frau zu finden, die sich für ihn nicht mehr als für seine Tochter interessierte? Er beherrschte sich, drückte auf die Fernbedienung und lauschte dem Tor, das sich hinter ihm schloss. Dann holte er tief Luft, hob Cassie vom Sitz und ging durch das kühle, stille Haus in ihr Zimmer.
    Er deckte sie sorgsam zu und strich ihr über die Wange. Er brauchte einen neuen Babysitter, eine Frau, die seine Tochter betreute, ohne in sein Bett zu wollen. Bis dahin würde Cassie in die Kindertagesstätte gehen. Und er würde sich auch weiterhin auf Sharons Hilfe verlassen müssen.
    Drei Tage später erfuhr Grant, dass er für eine Woche nach Südkalifornien musste. Einmal mehr rief er Sharon an.
    “Natürlich passe ich auf sie auf”, sagte sie sofort.
    “Es tut mir leid, dass ich dich schon wieder …”
    “Unsinn, Grant. Mach dir um mich keine Gedanken. Die solltest du dir lieber um Cassie machen.” Sie zögerte. “Du bist viel zu oft von ihr getrennt.”
    “Ich muss hin”, sagte er.
    “Ich will nicht, dass du gehst.” Cassie hatte die Unterlippe vorgeschoben, als er es ihr am Abend erzählte. In ihren Augen schimmerten Tränen, und ihr Anblick versetzte ihm einen Stich. “Hör mal”, erwiderte er sanft und zog sie an sich. “Du wirst eine ganze Woche bei Sharon sein. Und bei Brittany. Und ich werde dir etwas ganz Besonderes mitbringen.”
    Das besänftigte Cassie ein wenig. Trotzdem weinte sie, als er sie am Sonntag abend bei Sharon absetzte.
    Das schlechte Gewissen hielt ihn fest gepackt, als er von Valdez nach Anchorage flog, von dort nach Seattle und weiter nach Irving. Das schlechte Gewissen darüber, dass er schon wieder Sharons Hilfe in Anspruch nehmen und seine Tochter allein lassen musste.
    Doch sein Job als Bauleiter erforderte es. Der Job, der ihm erlaubte, Cassie mit allem zu versorgen, was sie brauchte. Er würde seiner Tochter die Welt schenken, wenn er könnte, und falls es dazu eines Opfers bedurfte, war er auch dazu bereit.
    Am Abend darauf sprach er genau darüber mit seinem Schwiegervater, der mit seiner Frau aus San Diego gekommen war.
    “Wir wissen beide, dass du dein Bestes für Cassie tust … das Beste, was unter diesen Umständen möglich ist.” Hugh beugte sich vor.
    “Danke”, erwiderte Grant und spürte, wie seine Anspannung wuchs. Vielleicht lag es daran, wie Hugh nach Dorothys Hand griff, als brauchte er Rückendeckung. Oder daran, dass seine Schwiegermutter seinem Blick immer wieder auswich. Vielleicht musste er auch daran denken, wie die beiden ihn während Catherines Krankheit auf Abstand gehalten hatten. Was immer der Grund war, Grant wünschte plötzlich, er hätte sich nicht mit ihnen zum Essen verabredet.
    Das Gespräch versiegte, und das gedrückte Schweigen
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