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Eine Meerjungfrau am Haken

Eine Meerjungfrau am Haken

Titel: Eine Meerjungfrau am Haken
Autoren: Bobbi JG Weiss und David C. Weiss
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Entschuldigung!“
    „Du hast ja Recht“, erwiderte Mesmer. „Die Keftiu finden einfach an nichts Gefallen. Sie können nur jammern. Mittlerweile beschäftigen sie sich bereits seit fünftausend Jahren mit ihrem vermeintlichen Ende. Sie streiten ohne Unterlass darüber: Wie wird es über sie kommen und wann? Welche Zeichen werden vorausgehen und so weiter... Irgendwann konnten die Hexen sie nicht mehr ertragen. Die ganze Stadt wurde in das Reich der Sterblichen verbannt, nicht weit weg von Ägypten. Die Ägypter waren nämlich für die damalige Zeit ein äußerst tolerantes Volk.“
    „Aber auch sie ertrugen sie nur ein halbes Jahr. Der Pharao bat seine Götter, die Keftiu zu vernichten, also musste der Hexenrat wieder aktiv werden. Sie wurden auf eine Insel verfrachtet, und zwar ins Mittelmeer, irgendwo zwischen Sizilien und Kreta. Aber auch das ging nicht gut. Das ständige Gejammer ruinierte den Fernhandel. Niemand mehr wollte auch nur in die Nähe der Keftiu kommen. Die Sizilianer waren davon natürlich nicht begeistert und bereiteten einen Krieg gegen sie vor. Und wieder war der Hexenrat gefragt.“ Mesmer seufzte. „Um es kurz zu machen, meine Liebe. Jeder Ort, an den die Keftiu verpflanzt wurden, entwickelte sich in kürzester Zeit zum Kriegsgebiet. Man schickte sie sogar in die Antarktis, aber auch die Pinguine, normalerweise sehr friedliche Geschöpfe, konnten das Gemecker nicht aushalten. Die Pinguine griffen an und, stell dir vor, die Keftiu mussten gerettet werden. Vor Pinguinen !“
    „Anschließend wurde entschieden, die Keftiu auf den Atlantik hinaus umzusiedeln. Man benannte die Stadt um in Atlantis, weil man sie so von ihrer Vergangenheit rein waschen wollte.“ Mesmers Augen füllten sich mit Tränen. „Atlantis, ach, das war ein wunderschöner Ort. Es dauerte nicht lange, und alle Welt wollte dort Ferien machen. Händler änderten ihre Routen und es entwickelte sich zu einem wichtigen Hafen. Aber die Keftiu hatten sich nicht geändert. Wenn ein Seemann lieber auf seinem Schiff bleibt, als an Land zu gehen, dann ist das ein schlimmes Zeichen, meine Liebe.“
    Mesmer seufzte wieder. „Mittlerweile dachten die Keftiu, dass jeder sie hasst. Und sie hatten ja auch Recht damit. Der Hexenrat startete noch einmal den Versuch, ihnen eine Heimat zu schaffen. Die gesamte Stadt wurde auf den Grund des Meeres versenkt. Niemand sollte mehr irgendwas mit ihnen zu tun haben müssen.“
    „Sie wurden in Meermenschen verwandelt, richtig?“
    Mesmer nickte. „Man fügte sie mittels Magie in den Ozean ein und überließ sie sich selbst. Zuerst klappte es. Die Keftiu sind zwar schreckliche Nörgler, aber sie haben auch einen starken Überlebenswillen. Bald liebten sie das Meer und fanden ihre neuen Körper besser als die alten. Aber dann...“ Mesmer sank in sich zusammen. „Dann ruinierten sie wieder alles, denn selbst Fische haben Ohren. Sie flohen vor all dem Meckern und Jammern, sogar die Algen verließen das Gebiet. Der Wächter der Meere, Leviathan, verlangte vom Hexenrat, etwas zu unternehmen, um das Reich der Sterblichen ein für alle Mal von der ,größten Plage, die diese Welt jemals gesehen hat’ zu befreien.“
    „Also kamen sie in ein Aquarium“, beendete Sabrina die Erzählung. Ihr war nun so einiges klar geworden. „Traurig, aber eine gute Idee.“
    Mesmer wackelte unentschieden mit dem Kopf. „Ja, es hat funktioniert, aber der Hexenrat musste die Keftiu dafür belügen. Sie durften nicht erfahren, wo sie sind. Einerseits um sie zu schützen, andererseits aber auch wegen ihrer Selbstachtung.“
    Sabrina verstand. Als Teenager wusste sie nur zu gut, was wichtig war: irgendwo dazugehören und gemocht werden. Bei der langen Reihe von Zurückweisungen und Katastrophen, die die Keftiu erlebt hatten, war es nicht verwunderlich, dass sie in ihren Prophezeiungen derart überzeugt vom Ende ihrer Welt ausgingen. Irgendwie musste man fast ein bisschen Mitleid mit ihnen haben. Aber nur ein bisschen!
    „Natürlich bedauerte der Hexenrat sehr schnell seine Entscheidung“, fuhr Mesmer fort. „Sie hatten einen der wunderschönsten Ferienorte verloren. Deswegen wurde das neue Atlantis gebaut, das du vorhin erwähnt hast.“
    „Und Sie sind der Wächter der Keftiu?“, fragte Sabrina den alten Hexer.
    Er nickte. „Ein Aquarium ist zwar ein Mikrokosmos, aber es kann nicht alleine existieren. Man wählte mich, um für alle Zeiten für die Keftiu zu sorgen.“
    „Das tut mir aber Leid“, bedauerte
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