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Eine Meerjungfrau am Haken

Eine Meerjungfrau am Haken

Titel: Eine Meerjungfrau am Haken
Autoren: Bobbi JG Weiss und David C. Weiss
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der Luft lag, sei Eau de Schulbus. Sie lächelte Valerie an und flunkerte: „Nein, ich rieche nichts.“ Dann beugte sie sich hinüber zu Harvey und flüsterte: „Was denkst du? Sollten wir den BUND informieren?“
    Harvey ließ seinen Atem mit einem lauten Zischen entweichen. Er hatte die Luft angehalten und sein Gesicht nahm nun langsam wieder eine normale Farbe an. Er fragte verwirrt: „Ist schlecht duften ein Verbrechen, mit dem sich seit Neuestem der Bundesnachrichtendienst beschäftigt?“
    „Der wird mit BND abgekürzt“, mischte sich Libby ein. „Allerdings frage ich mich, wofür der BUND eigentlich gut ist? Wäre es nicht viel sinnvoller, gewisse Freaks auf ihre Plätze in der Gesellschaft zu verweisen und sie so daran zu hindern, uns andere zu belästigen – besonders mit schlechten Gerüchen!“
    Sabrina dachte noch über eine gepfefferte Erwiderung nach, als sich Vizedirektor Kraft geschäftig erhob. „Also gut, Leute. Augen geradeaus! Und Marsch!“
    „Seit wann sind wir denn bei der Armee?“, hörte man jemanden laut fragen.
    „Das habe ich gehört“, zischte Kraft und kritzelte etwas in sein Notizbuch, das er für solche Fälle immer bei sich trug. „Eine Woche Nachsitzen und damit bist du noch gut bedient!“ Sein Blick wanderte über die Schüler. „Hat noch jemand was zu sagen? Nein? Umso besser.“
    Er fuhr fort. „Mir ist klar, dass Sie jungen Leute heute, die Sie von viel zu nachlässigen Eltern mit Fastfood und Privatfernsehen großgezogen werden, keinerlei Wertschätzung mehr für echtes Geld haben. Das heißt für ererbtes, nicht für verdientes Geld. Wenn wir gleich auf dem Mesmer-Anwesen ankommen, dann seien Sie bitte so gut und glotzen Sie nicht dumm in der Gegend herum. Es wird dort alles Millionen Mal prächtiger und edler sein, als Sie das von Ihren fantasielosen, bourgeoisen Heimen gewöhnt sind. Also: Fassen Sie nichts an, machen Sie nichts dreckig und schweigen Sie! Sie betreten einen wahren Tempel des Luxus, behandeln Sie ihn bitte mit dem gehörigen Respekt! Beschränken Sie sich darauf, den Odem ungeheuren Reichtums zu schnuppern.“
    Um ihnen die angemessen demütige Schnupperhaltung zu demonstrieren, schloss Mr. Kraft die Augen und reckte seine Nase in die Luft. Er nahm einen tiefen Zug. Sofort riss er die Augen wieder auf und verzog das Gesicht voller Abscheu. „Was ist das für ein Gestank?“
    Valerie sank verschämt in ihre Bank, doch Sabrina kam ihr zu Hilfe. „Der Duft von abgenutztem Schulbus?“
    „Es scheint aus Ihrer Bank zu kommen“, zischte Mr. Kraft misstrauisch.
    Valerie hätte sich am liebsten unsichtbar gemacht, aber Sabrina zeigte mutig nach unten: „Vielleicht kommt der Gestank durch ein Loch im Boden!“
    „Öffnen Sie die Fenster!“, befahl Mr. Kraft. „Ihnen ist es wahrscheinlich egal, ob Sie jung sterben, Miss Spellman. Mir aber nicht. Mein Immunsystem befindet sich gerade in einer kritischen Umstellungsphase. Also vermeide ich den Kontakt mit allem, was eine Allergie auslösen könnte. Außer mit Schülern. Mit denen verdiene ich ja mein Geld.“
    Valerie sprang auf, um das Fenster zu öffnen. Es war von Generationen alter Kaugummis fest verklebt. Harvey wollte ihr helfen und lehnte sich, zu Libbys Missfallen, über Sabrina und Valerie. Sabrina war wie elektrisiert. Sie freute sich über jede Gelegenheit, Harvey möglichst nahe zu sein. Das Fenster bewegte sich immer noch keinen Millimeter.
    Wieder befand Sabrina sich in einem für sie typischen Dilemma. Würde sie sich allein auf ihre Fähigkeiten als Sterbliche verlassen, wäre es effektiver, sich die Nase zuzuhalten. Wollte sie aber, dass frische Luft in den Bus kam, musste sie ihre Hexenkraft ins Spiel bringen.
    Sie beglückwünschte sich innerlich zu der Wahl eines langärmeligen Oberteils. Solche Shirts nannte sie „hexenfreundlich“, weil man die Hände in den Ärmeln verstecken konnte. Sie richtete ihren magischen Zeigefinger auf das Fenster. Von ihrer Fingerspitze sprang ein Zauberfunke über und es klickte sofort auf. Mission erfüllt.
    Genau in diesem Moment zog Harvey kräftig am Fenster. Er verlor das Gleichgewicht und fiel auf Valerie und Sabrina. „Entschuldige, dieser Platz ist bereits besetzt“, neckte Sabrina ihn. „Aber weil du es bist, will ich gern mal eine Ausnahme machen!“
    Harvey drehte sich zu ihr und grinste breit. Die betörende Duftkombination aus Eau de Schulbus und Valeries grauenhaftem Parfüm ruinierte allerdings die Stimmung. Harvey wurde grün
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