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Eine Lady nach Maß

Eine Lady nach Maß

Titel: Eine Lady nach Maß
Autoren: Karen Witemeyer
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Haares hatten sich aus ihrem Zopf gelöst und fielen um ihr wunderschönes Gesicht mit den rosigen Wangen.
    Schnell bückte J.T. sich und hob die Haarnadeln auf, die zu Boden gefallen waren.
    „Hier“, murmelte er und legte die kleinen Metallklammern vor sie auf den Tresen. „Tut mir leid. Dein … ähm … Haar …“ Er stammelte wie ein Narr. Trotzdem lächelte sie ihn an.
    „Danke.“ Sie nahm die Nadeln und ging in die Umkleidekabine. Er sah ihr nach, bis sie verschwunden war. Dann lehnte er sich ebenfalls gegen den Tresen und atmete tief durch.
    Er hätte etwas sagen sollen. Ihr erzählen, was er für sie empfand. Welche Gefühle er für sie hatte. All diesen romantischen Kram, den Frauen sich wünschten. Aber nein, er hatte einfach nur dagestanden, stumm wie ein Zaunpfahl, und hatte sie die Worte sagen lassen, die ihn bewegten.
    „Sieht so aus, als hätte die Umkleide nichts abbekommen.“ Hannah kam zurück, ihr Haar wieder ordentlich zusammengesteckt. Sie lächelte, doch dabei blickte sie scheu zur Seite. „Der Spiegel ist nicht kaputt und die Stoffe, die ich auf der Puppe drapiert habe, sind auch noch an Ort und Stelle.“
    „Das ist gut.“ Er konnte seinen Blick nicht von ihrem Mund abwenden. Ihre Lippen glänzten, als hätte sie sie gerade mit der Zunge befeuchtet. Alles, woran er denken konnte, war, sie wieder zu schmecken. Nur ein Kuss. Ein kleiner …
    J.T. zog einen Zahnstocher aus der Hosentasche und schob ihn sich in den Mund. So. Jetzt konnte er auf andere Gedanken kommen. Es wäre äußerst peinlich, wenn jemand unvermittelt in den Laden käme und sie in inniger Umarmung erwischte. Das würde Hannahs guten Ruf gleich wieder zunichtemachen. J.T. kaute fest auf dem Zahnstocher herum und betete um Beherrschung.
    Sie machten sich gemeinsam an die Arbeit. Hannah ordnete die kleinen Dinge, die aus den Schubladen ihrer Nähmaschine geschüttet worden waren. J.T. sortierte die Stoffe aus, die nicht in Mitleidenschaft gezogen worden waren, und schnitt jene zurecht, die verschmutzt waren.
    Nach ein paar Schinkensandwiches zum Abendessen versuchten J.T. und Delia, Hannah davon zu überzeugen, noch eine Nacht bei ihnen zu verbringen, doch sie bestand darauf, in ihrem eigenen Bett zu schlafen. Also begleitete J.T. sie nach Hause und trug ihre Taschen über die leere Straße.
    Als sie am Stall vorbeikamen, grinste Hannah ihn frech an. „Ach, vielen Dank übrigens für die Stühle.“
    Er zog die Brauen zusammen. „Was für Stühle?“
    Sie kicherte. „Die, mit denen du mich in meinem Zimmer eingemauert hast, sodass ich kaum zur Tür rauskam.“
    J.T. blieb überrascht stehen. „Woher weißt du –“
    „Ich habe meine Kontakte. Aber mach dir keine Sorgen.“ Sie sah aus, als müsste sie sich ein Lachen verkneifen. „Ich werde niemandem erzählen, was für ein liebevoller, großzügiger Mann unter dieser rauen Schale steckt.“
    „Gut. Es geht immerhin um meinen guten Ruf“, murmelte er und musste sich dazu zwingen, finster dreinzuschauen, obwohl er am liebsten mit ihr gelacht hätte. „Das wäre fast so schlimm, als würdest du Gardinen in meinem Stall aufhängen.“
    Ihre Augen sprühten Funken. „Was für eine wunderbare Idee! Der geblümte Baumwollstoff, mit dem du dich heute fast erwürgt hättest, wäre doch perfekt.“
    J.T. ließ ihre Taschen fallen und wollte sie einfangen, lachend entzog sie sich ihm. Schnell hatte er sie eingeholt und küsste sie auf die Stirn, als ihm bewusst wurde, dass sie sich mitten auf der Straße befanden. Ihre Schönheit raubte ihm fast den Atem, doch er befahl sich, sich zusammenzureißen.
    „Komm, wir gehen nach Hause.“
    Als sie an der Treppe angekommen waren, die zu Hannahs Wohnung führte, zögerte Hannah nicht einen Moment und ging sofort hinauf. J.T. sah es als Zeichen an, dass sie den Schrecken des gestrigen Tages überwunden hatte. Hannah steckte den Schlüssel ins Schloss und wandte sich zu ihm um.
    * * *
    „Danke, Jericho. Dafür, dass du gestern da warst, als ich dich gebraucht habe. Dafür, dass du mir heute beim Aufräumen geholfen hast. Für alles.“
    Unsicher und verlegen senkte J.T. den Kopf, sodass der Rand seines Hutes sein Gesicht verbarg. Er murmelte etwas vor sich hin, das sie hoffentlich als angemessene Antwort durchgehen lassen würde, während sein Herz immer schneller schlug.
    Er hatte sich fest vorgenommen, ihr heute Abend noch seine Gefühle, seine Gedanken zu gestehen. Es war der perfekte Moment. Sie waren alleine. Die
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