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Eine Lady nach Maß

Eine Lady nach Maß

Titel: Eine Lady nach Maß
Autoren: Karen Witemeyer
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untergehende Sonne tauchte alles in ein romantisches Licht. Er hatte sich den ganzen Nachmittag über die richtigen Worte zurechtgelegt. Nicht, dass ihm irgendetwas besonders Außergewöhnliches eingefallen wäre, aber darum ging es auch nicht. Hannah verdiente diese Worte. Auch wenn er sie durcheinanderbringen würde.
    Entschlossen sah er Hannah wieder in die Augen. Und erstarrte.
    Sie wartete.
    Nichts kam.
    Ein unangenehmes Gefühl schien seinen Magen umzustülpen. Er wollte es ihr so gerne sagen, es war nur … Er konnte es einfach nicht.
    Wenn er ihr erst seine Gefühle gestanden hätte, gäbe es keinen Weg zurück. Was noch von seinen Schutzmauern um sein Herz stand, würde mit diesen Worten endgültig weggefegt. Er wäre völlig verletzlich.
    Wie sein Vater.
    J.T. starrte sie an und hoffte, dass sie die Entschuldigung in seinen Augen lesen konnte. Ihr Lächeln veränderte sich nicht, doch ihre Schultern senkten sich leicht – und Enttäuschung durchströmte ihn.
    Was stimmt nicht mit mir? Er hätte einen wilden Bären mit bloßen Händen abgewehrt, um Hannah zu verteidigen. Warum nur schaffte er es nicht, ein paar Worte auszusprechen, die längst schon in seinem Herzen waren?
    Wütend auf sich selbst wandte er sich ab und räusperte sich. „Ich schlafe im Stall, bis wir die Sache mit Warren geklärt haben. Ich erwarte zwar keine Probleme mehr, aber ich will, dass du weißt, dass ich in deiner Nähe bin, wenn du mich brauchst.“
    „Danke.“
    Aus dem Augenwinkel sah er, wie sie sich bückte, um ihre Taschen aufzuheben. Dann klickte die Tür, als sie den Knauf drehte.
    Panik stieg in ihm auf. Sag etwas!
    Schnell wandte er sich um und ergriff ihren Arm. „Hannah, ich …“
    Sie wandte sich ihm sofort wieder zu. Anstatt zu sagen, was er zu sagen hatte, zog er sie in seine Arme. Hannah legte ihren Kopf an seinen Hals. Sie schmiegte sich perfekt in seine Umarmung.
    J.T. drückte sie fest und versuchte, durch seine Arme auszudrücken, was sein Mund nicht imstande war ihr mitzuteilen. Hannah berührte seine Brust nahe der Stelle, wo ihr Kopf lag. Das, was sie dann sagte, durchfloss ihn wie frisches Wasser.
    „Es ist in Ordnung, Jericho. Ich kann dein Herz hören.“
    Und er wusste, dass sie es tatsächlich konnte.

Kapitel 37
    I n den nächsten Tagen wurde Hannah völlig von ihrer Arbeit eingenommen und abgelenkt. Egal, ob ihre Kundinnen wegen einer Änderung kamen oder sich ein völlig neues Kleid schneidern lassen wollten – Hannah bediente alle wie Königinnen und das sprach sich herum. Sie wollte den Frauen in Coventry beweisen, dass man ihr in Sachen Mode vertrauen konnte und dass sie stets höchste Qualität lieferte.
    Jeden Abend, wenn sie sich die Treppe zu ihrem Zimmer hinaufgeschleppt hatte, konnte sie kaum noch die Augen offen halten, geschweige denn, etwas zu Abend essen. Meistens fiel sie wie ein Stein ins Bett. Der warme Schimmer der Laterne, die vor dem Mietstall auf der anderen Straßenseite hing, begleitete sie allerdings in ihren Schlaf und füllte ihre Träume mit Jerichos lächelndem Gesicht und seiner sanften Umarmung.
    Als Hannah am Donnerstag ihre Augen zwang, sich zu öffnen, fühlten sie sich an, als hätte sie jemand mit Schleifpapier bearbeitet. Sie war bis weit nach Mitternacht im Laden geblieben und hatte den Schnitt für ein Kleid für die älteste von Mrs Paxtons Töchtern vorbereitet. Es würde das erste bodenlange Kleid für das Mädchen werden, ein Geschenk zu ihrem sechzehnten Geburtstag.
    Auf wundersame Weise hatte Jericho genug von dem rosafarbenen Stoff retten können, dass Hannah ihn für das Kleid verwenden konnte. Allerdings musste sie besonders sparsam arbeiten und als Saumzugabe weniger Stoff verwenden, als sie es sonst tat. Einen Saum hatte sie fünfmal wieder auftrennen müssen, bevor alles zu ihrer Zufriedenheit war.
    Nun musste sie den Preis dafür zahlen, dass sie in der Nacht ihre Arbeit nicht hatte unterbrechen wollen. Nicht einmal das kalte Wasser aus der Waschschüssel konnte die Benommenheit nehmen, die sie zurück ins Bett lockte. Vielleicht würde ihr Spaziergang ein wenig Farbe auf ihre Wangen zaubern. So konnte sie ihren Kundinnen – und vor allem Jericho – jedenfalls nicht unter die Augen treten.
    Nachdem sie ihr Sportkleid und die flachen Schuhe angezogen hatte, dankte sie trotzdem dem Herrn, dass er ihr so viele Kundinnen geschickt hatte, denn die viele Arbeit war ein Segen. Auch wenn sie sich momentan etwas überfordert fühlte. Nachdem sie ein
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