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Eine Lady nach Maß

Eine Lady nach Maß

Titel: Eine Lady nach Maß
Autoren: Karen Witemeyer
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zu treten, der um ihn herum ausgebreitet war. Mühsam gewann er sein Gleichgewicht zurück. Ein leises Lachen entfuhr Hannah im gleichen Moment, wie eine Träne ihre Wange hinunterkullerte.
    Jericho Tucker, ihr schroffer Stallbesitzer, stand dort bis zum Hals eingehüllt in rosa Baumwolle – er, der selbst ernannte Verächter von Mode und Rüschen. Und alles nur für sie.
    Hannah ließ sich auf die Bank sinken, ihre Beine waren plötzlich zu schwach, um ihren Körper noch länger zu tragen. Jerichos Taten hatten schon immer viel deutlicher ausgedrückt, was er fühlte, als er es mit Worten konnte. Und in diesem Moment hätte die Botschaft nicht klarer sein können. Er liebte sie – von ganzem Herzen.
    * * *
    J.T. schnitt mit einer von Hannahs Scheren den verschmutzten Teil des Stoffes ab und befreite sich von dem seltsamen rosa Kokon, der ihn fast erwürgt hatte. Er legte den Stoff ordentlich über seinen Arm, wobei der ausgefranste Rand Fäden auf seinem Ärmel hinterließ. J.T. versuchte, sie abzuzupfen, doch sie blieben hartnäckig an ihm hängen. Er verdrehte genervt die Augen, wandte sich dann aber schnell wieder seiner Arbeit zu. Als er den Stoff einigermaßen ordentlich zusammengefaltet hatte, legte er ihn auf einen Stapel von anderen Stoffstücken, mit denen er ebenso verfahren war.
    Während er sich nach der nächsten Aufgabe umsah, fiel ihm auf, wie unordentlich es immer noch war. Eigentlich hatte er alles aufräumen wollen, bevor Hannah herüberkam, doch da er bei den meisten Dingen nicht wusste, wohin sie gehörten – oder wofür sie überhaupt gut waren – kam er nur sehr langsam voran. Am liebsten hätte er sich eine Mistgabel geholt und den ganzen Kram nach draußen geschaufelt. Doch er ging davon aus, dass Hannah alles andere als erfreut darüber gewesen wäre.
    Das Knarren der Tür ließ ihn herumfahren.
    „Du bist wirklich schwer zu finden.“ Hannah schloss die Tür hinter sich. Am Arm trug sie einen Korb. „Ich habe dir Mittagessen mitgebracht.“
    „Danke.“ J.T. versuchte noch einmal, die rosa Fäden von seinem Ärmel zu zupfen. Eine ungewohnte Unbeholfenheit überkam ihn, sodass er keinen Ton hervorbrachte. Bestimmt erwartete sie eine Erklärung für sein Verhalten, aber seine Zunge fühlte sich an wie ein Ziegelstein. Er bezweifelte, dass er einen vernünftigen Satz hervorbringen könnte, auch wenn er sich bemühte.
    Es war nicht so, als hätte er es nicht erwartet, dass sie irgendwann in ihr Geschäft kommen würde. Aber etwas an der Art, wie sie ihn ansah, raubte ihm den Atem und ließ seinen Puls immer schneller werden. Jenseits von Zuneigung, jenseits von Verlangen glühte ein Licht in ihren Augen, das er nicht einordnen konnte und mit dem sie bis in seine Seele zu blicken schien.
    Hannah stellte den Korb auf den Tresen und kam langsam, aber zielstrebig auf ihn zu. Ihr Blick hielt ihn immer noch unnachgiebig gefangen. Er räusperte sich, doch Hannah ließ sich nicht beirren. Sie hielt ihn in ihrem Bann. Er hätte sich nicht bewegen können, selbst wenn er es gewollt hätte.
    Als sie ihn erreicht hatte, hob sie ihre Hand und strich ihm zärtlich über die Wange. Dann legte sie ihre Hände auf seine Schultern und stellte sich auf die Zehenspitzen. Die Wimpern um Hannahs faszinierend blaue Augen schlossen sich, als ihre Lippen sanft die seinen berührten. Die federleichte Liebkosung dauerte nur einen Moment, doch sie ließ ihn bis in sein Innerstes erzittern. Er schloss die Augen und genoss die samtene Berührung. Dieses Gefühl würde er sich auf ewig merken.
    „Ich liebe dich, Jericho Tucker.“
    Für einen Augenblick vergaß er zu atmen.
    Welches Wunder hatte ihn zu dieser Frau geführt?
    Er öffnete seine Augen und sah die Liebe in Hannahs Blick. Er hätte in diesen blauen Augen ertrinken können, sich in ihnen verlieren. Dann überkam ihn plötzlich unbändige Freude. Sie liebte ihn! Die Gefühle explodierten in seinem Herzen, in seiner ganzen Brust. Fest zog er sie an sich, presste seinen Mund auf ihren. Seine Hände fuhren ihren Rücken hinauf und vergruben sich in ihrem Haar. So sollte es für immer sein. Hannah erwiderte seinen Kuss. Der Geschmack ihrer Lippen erweckte in ihm den Wunsch, sein ganzes Leben mit ihr zu verbringen.
    Nach einigen Augenblicken löste Hannah sich aus der Umarmung und holte zitternd Luft. Widerstrebend ließ er sie los. Atemlos stützte sie sich mit den Händen auf dem Tresen ab und biss sich auf die Unterlippe. Ein paar blonde Haarsträhnen ihres
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