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Eine Lady nach Maß

Eine Lady nach Maß

Titel: Eine Lady nach Maß
Autoren: Karen Witemeyer
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Warren hätte erreicht, was er mit seiner Zerstörung hatte erreichen wollen: ihr Geschäft zu ruinieren.
    Hannah atmete tief durch, hielt ihre Augen aber auf das bunte Muster der Platte gerichtet, die sie gerade abtrocknete. „Ich schätze sehr, was du und Jericho für mich getan habt. Wirklich. Aber ich darf mich nicht hier verstecken. Je länger ich bleibe, desto schwerer wird es, zurückzugehen.“ Hannah stellte die Platte in den Schrank.
    Cordelias Augen verdunkelten sich, als sie begann, einen Kochtopf zu schrubben. Niedergeschlagen presste sie die Lippen zusammen. „Ich wünschte, das wäre alles nicht passiert. Du hast nichts getan, um Warrens Wut zu verdienen.“
    Hannah beeilte sich, die Schuldgefühle ihrer Freundin zu vertreiben. „Mach dir keine Sorgen um mich“, sagte sie mit einem Grinsen und stieß Cordelia leicht mit dem Ellbogen in die Rippen. „Ich habe viel zu viel mit meinen neuen Kundinnen zu tun, als dass ich mir den Kopf über Warren zerbrechen könnte. Außerdem zieht der Laden durch den Einbruch vielleicht noch mehr Leute an. Damit hat Warren genau das Gegenteil von dem erreicht, was er eigentlich bezwecken wollte. Gottes Hand ist mit uns, Cordelia.“ Sie nickte, wie um sich selbst Mut zu machen. „Alles, was ich brauche, ist ein wenig Zeit, um aufzuräumen, und dann bin ich wieder im Geschäft. Besser als zuvor. Du wirst schon sehen.“
    Ein Lächeln verscheuchte Cordelias Anspannung. „Bestimmt hast du recht. Wie wäre es, wenn du J.T. sein Mittagessen bringst, während ich hier allein weitermache? Ich komme sofort zu dir in deinen Laden, wenn ich fertig bin und helfe dir.“
    „Wunderbar.“ Hannah warf das Geschirrtuch über Cordelias Schulter und zog die Schürze aus, die ihre Freundin ihr geliehen hatte. Hilfe zu haben, würde die Arbeit viel leichter machen. Und nicht nur das. Ein wenig Gesellschaft zu haben, konnte nicht schaden. Denn trotz ihrer tapferen Rede musste Hannah nicht unbedingt alleine in ihrem Geschäft sein.
    Hannah griff nach dem Korb, den Cordelia für ihren Bruder vorbereitet hatte und machte sich auf den Weg zum Mietstall. Ihr war es seltsam vorgekommen, dass Jericho nach der Kirche so eine Eile gehabt hatte, zu seinen Pferden zu kommen, doch Cordelia hatte ihr versichert, dass das häufiger vorkam. Viele Familien mieteten sich am Sonntag einen Wagen, um Ausflüge zu unternehmen.
    Trotzdem fühlte sie sich unsicher. Gestern Abend, als Jericho endlich zurückgekommen war, war er kurz angebunden gewesen und hatte nur knapp erklärt, dass er mit Mr Hawkins gesprochen hatte und Warren bis Dienstag nicht in der Stadt wäre. Dann hatte er angewiesen, dass sie schlafen gehen sollte, was allerdings nahezu unmöglich gewesen war, da Jericho wie ein Wächter in der Küche nebenan patrouilliert war. Als seine Schritte endlich verklungen waren, war es weit nach Mitternacht gewesen. Hannah hätte ihn am liebsten erwürgt.
    Auch heute Morgen war er wortkarg gewesen, auch wenn er sich bereit erklärt hatte, nach Ezra Ausschau zu halten und ihm mitzuteilen, dass Hannah mit den Tuckers zur Kirche fahren würde. Zwar hatte Jerichos Anwesenheit dafür gesorgt, dass Hannah sich besser auf den Gottesdienst konzentrieren konnte, aber als er sie und Cordelia danach nach Hause gebracht hatte, hatte er auf der Veranda kehrtgemacht und war verschwunden. Sein Verhalten verwirrte Hannah. Sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte.
    Bereute Jericho es, sich auf sie eingelassen zu haben? Bei diesem Gedanken wurden Hannahs Schritte unsicher. Vielleicht hatte der Einbruch in ihrem Geschäft seine Vorurteile wieder wachgerüttelt. Und jetzt war sie ein Problem für ihn – eine Belastung. Immerhin waren ihm dadurch Missstimmungen mit Menschen entstanden, die er als Freunde oder doch zumindest als gute Geschäftspartner betrachtete.
    Was konnte sie tun, um sein Herz trotzdem zu gewinnen? Das Geschäft schließen? Ein stechender Schmerz durchzuckte ihr Herz und sie blieb stehen. Würde sie das tun können? Ihren Traum opfern, um ein Leben mit dem Mann zu haben, den sie liebte?
    Hannah schluckte schwer. Sie stellte sich vor, wie sie selbst ein gut laufendes Modegeschäft führte, mit einer erwachsenen Tessa an ihrer Seite. Zufriedene Kunden. Eine nicht unbeträchtliche Summe auf dem Bankkonto. Doch trotz allem würde sie jeden Abend nach oben in ein leeres Zimmer gehen müssen. Keine starken Arme, die sie umarmten und ihre Schmerzen vertrieben, keine sanften Küsse, die ihr Herz
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