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Eine Lady nach Maß

Eine Lady nach Maß

Titel: Eine Lady nach Maß
Autoren: Karen Witemeyer
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schmelzen ließen, niemand, der für sie da war und für den sie da sein konnte. Ohne Jericho wäre ihr Erfolg leer und hohl. Könnte sie ihren Traum aufgeben? Ja … wenn sie sich sicher sein konnte, dass er sie von ganzem Herzen liebte, könnte sie es. Aber tat er das?
    Ein Seufzen entfuhr ihrer Kehle. Warum nur musste alles so kompliziert sein?
    Sie straffte die Schultern. Gott würde es regeln müssen. Sie wollte darauf vertrauen, dass er sich um alles kümmern würde. Ihre Zukunft lag in seinen Händen.
    Nachdem sie den Stall betreten hatte, blieb sie erst einen Moment stehen, damit sich ihre Augen an die veränderten Lichtverhältnisse gewöhnen konnten. Der Geruch von Heu und Pferdemist stieg ihr in die Nase, doch sie wollte nicht ihr Taschentuch zücken, um es sich vors Gesicht zu halten. Wenn sie die Frau eines Stallbesitzers werden wollte, musste sie auch mit dem Geruch seiner Tiere zurechtkommen.
    Eine Bewegung in einer der mittleren Boxen erregte ihre Aufmerksamkeit. „Jericho?“
    „Nein. Nur ich.“ Tom kam grinsend auf sie zu. „Ach ja. Und Ezra Culpepper.“
    „Ezra?“
    Ezra trat aus dem Schatten der Box hervor.
    „Was machen Sie hier?“
    „Sind Sie das, Miss Hannah?“ Er schlurfte heran und seufzte schwer. „Der alte Jackson hat ein Eisen verloren. Die Schmiede hat heute zu, also habe ich Tom überredet, dass ich Jackson bis morgen hier unterstellen kann. Ich miete mir ein Pferd, um den Wagen nach Hause zu fahren, und bring es dann morgen zurück. Ich will ja nicht, dass mein Jackson lahm wird, weil ich ihn mit fehlendem Eisen nach Hause treibe.“
    „Natürlich nicht.“
    „Ich bin aber froh, Sie zu treffen.“ Ezra zwinkerte ihr zu, während er sich an seinem Einspänner vorbei in ihre Richtung schob. „Ich habe Ihnen was mitgebracht.“
    Hannah folgte ihm mit wachsender Neugierde. „Wirklich?“ Doch dann wurde ihr klar, dass es auch einen ganz praktischen Grund haben konnte, warum er hier war. „Haben Sie noch etwas zum Reparieren für mich?“
    Ezras Lachen dröhnte durch den Stall und Jackson wieherte erfreut wie zur Antwort. „Warum sollte ich Ihnen an einem Sonntag Arbeit mitbringen, Miss Hannah?“ Er schüttelte den Kopf, während er einen kleinen, in Papier gewickelten Gegenstand von der Fahrerbank nahm. „Nein. Ich habe Ihnen ein Geschenk mitgebracht.“ Mit einem Funkeln in den Augen überreichte er es ihr.
    „Eigentlich wollte ich es Ihnen heute Morgen schon geben, aber Sie wollten Ihre Zeit ja lieber mit einem gut aussehenden Jungspund wie Tucker verbringen.“
    Das kleine Päckchen lag schwerer in ihrer Hand, als sie es erwartet hatte, doch sie war besorgt, weil sie Angst hatte, Ezras Gefühle wirklich verletzt zu haben. „Oh Ezra. So war das doch nicht gemeint. Ich wollte nur –“
    Sein Glucksen unterbrach sie. „Nein. Nein. Ich hab doch nur Spaß gemacht. Eine so schöne Frau wie Sie verdient es, von einem stattlichen Mann umworben zu werden. Außerdem habe ich gesehen, wie er Sie anschaut. Erinnert mich an meine Gefühle für Alice.“
    Wärme kroch in Hannahs Wangen, doch da sie nicht wusste, was sie sagen sollte, senkte sie ihren Kopf, um das Päckchen genauer zu untersuchen. Das braune Papier raschelte, als sie es auseinanderfaltete und ein runder, metallener Gegenstand in ihre Hand rollte. Es war ein wunderbar verzierter Zylinder, der zur Aufbewahrung von Nadeln gedacht war und auf dessen Seite ein filigranes Blättermuster prangte.
    „Das ist ja wunderschön.“ Ihre Stimme flüsterte ehrfürchtig, als sie die faszinierende Arbeit bewunderte. „Aber es ist zu viel. Ich kann es nicht annehmen.“ Sie versuchte, Ezra das Geschenk zurückzugeben, doch Ezra schloss ihre Finger um die kleine Dose.
    „Alice hätte es so gewollt.“
    Tränen traten in Hannahs Augen. Er schenkte ihr etwas von seiner geliebten Alice?
    Ein wehmütiger Blick trat in Ezras Augen. „Ich habe mich endlich darangemacht, ihre Sachen durchzuschauen. Am Tag nach Ihrem Besuch. Ich will ihre Kleidung an das Armenhaus spenden … da ich sie ja niemals tragen werde.“ Er verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln und zwinkerte Hannah zu. „Und vielleicht schicke ich auch ihrer Schwester in St. Louis ein paar ihrer Sachen als Andenken. Aber als ich dieses Döschen gesehen habe, musste ich gleich an Sie denken.“ Er nickte bestimmt. „Alice hätte Sie geliebt, Miss Hannah. Und sie hätte zu schätzen gewusst, was Sie für mich getan haben. Vielleicht lernen Sie meine Frau ja so ein
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