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Eine Koelner Karriere

Eine Koelner Karriere

Titel: Eine Koelner Karriere
Autoren: Thomas Ziegler
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kennen müßte?«
    »Eine Professionelle. Sie hat bis vor kurzem in einem Appartement in Nippes gearbeitet, für vermögende Kunden mit ausgefallenem Geschmack. Yvonne Schmidt.«
    Der Zwerg lachte lautlos in sich hinein, daß sein Dreifachkinn wie ein Wackelpeter wabbelte. »In dieser Branche heißt jede zweite Yvonne Schmidt. Ich weiß nicht, ich weiß nicht – Gesichter sind so nichtssagend. Warum zeigst du mir nicht ihre Titten? Titten erkenn’ ich sogar nach Jahrzehnten wieder, aber Gesichter …«
    Mit einem Ruck riß er den Zensurbalken über Yvonne Schmidts Rotkreuzbrüsten ab und schnaufte beeindruckt.
    »Jetzt kommt Klarheit in die Sache«, meinte er. »Ich will’s nicht beschwören, aber das könnte die Pankrath sein. Astrid Pankrath. Sie hat vor ein paar Jahren im Eros-Center an der Hornstraße gearbeitet und sich dann selbständig gemacht – mit ’ner Krankenschwesternummer, Gummi, etwas Sadomaso, wenn mich nicht alles täuscht. Talentiertes Mädchen. Wenig Grips, aber jede Menge Fleisch.«
    Markesch nahm ihm das Foto aus der Hand. »Klingt so, als wäre deine Astrid Pankrath meine Yvonne Schmidt. Weißt du zufällig, wo ich sie finden kann?«
    »Keine Ahnung. Ich hab’ sie seit Jahren nicht mehr gesehen. Vielleicht weiß es Trucker, aber Trucker wird dir nicht helfen können, selbst wenn er es wollte.«
    »Wer ist Trucker?«
    »Ihr Freund und Stenz. Tragischerweise sitzt er seit einiger Zeit im Knast – hat sich die Finger am Schnee verbrannt.« Der Zwerg nickte traurig. »Eine große Tragödie, vor allem, weil er mir noch Geld schuldet. Erschreckend viel Geld.«
    Markesch fluchte lautlos. Wieder eine Sackgasse. Aber immerhin kannte er jetzt Yvonnes richtigen Namen; vielleicht hatte sie Verwandte, über die er ihre neue Adresse herausbekommen konnte.
    »Wieso bist du eigentlich hinter der Pankrath her?« fragte der Zwerg gedehnt. »Du bist doch sonst nicht der Typ, der einer Frau hinterherläuft. Normalerweise läufst du vor den Weibern doch immer davon!«
    Er stimmte wieder sein blökendes Lachen an. Markesch lächelte nachsichtig.
    »Eigentlich dürfte ich es dir nicht verraten«, sagte er mit gesenkter Stimme, »aber es handelt sich um einen Auftrag der Heilsarmee. Die frommen Soldaten Gottes brauchen einen neuen Tambourmajor, und die Pankrath hat genau die richtigen Maße für den Job.«
    Der Zwerg riß die Augen auf. »Warum hast du das nicht gleich gesagt? Ich hab’ die Weiber von der Heilsarmee fast jeden Abend hier, und von denen ist keine eine reine Augenweide. Wenn die Pankrath den Job übernimmt, ist uns doch allen geholfen! Versuch’s mal in der Black Lagoon im Zülpicher Viertel und frag’ nach der scharfen Denise. Sie war früher mit der Pankrath eng befreundet. Vielleicht kann sie dir weiterhelfen. Außerdem ist Denise so oder so einen Besuch wert.«
    Er zwinkerte anzüglich.
    »Die ›Schwarze Lagune‹«, brummte Markesch. »Erinnert mich an den Titel eines alten Horrorfilms, in dem ein Fischmonster ständig auf Frauenjagd war. Hoffentlich ist das kein Omen.« Er klopfte dem Zwerg auf die Schulter und wandte sich ab. »Wir sehen uns, Ronnie.«
    »Nur keine Drohungen«, sagte der Zwerg heiter. »Und denk daran, Markesch – nichts ist umsonst, und meine Tips schon gar nicht.«
    »Ich kann es kaum erwarten, dir alles heimzuzahlen«, erwiderte Markesch ohne rechte Überzeugungskraft und ging hinaus ins klare Frühlingslicht.
    Über den Ubierring rauschte der Verkehr wie eine motorisierte Karawane ohne Anfang und ohne Ende, während auf der anderen Straßenseite, in unerreichbarer Ferne, die hübschen Kölner Mädchen ihre Beine zeigten.
    Er dachte an Denise und an die Black Lagoon.
    Spesen extra, hatte Walter Kress gesagt.
    Markesch grinste.
    Irgendwie hatte er das Gefühl, daß seine Ermittlungen eine Menge Spesen verschlingen würden.

 
3
     
    Die Black Lagoon war ein reiner Nachtbetrieb, der erst weit nach Einbruch der Dunkelheit die Pforten ins Paradies öffnete. Da Markesch bis auf den doppelten Scotch im Poseidon II noch nichts gefrühstückt hatte und es eine lange und anstrengende Nacht zu werden versprach, stiefelte er in die Merowinger Straße, verzehrte im Südstadt-Grill Kölns delikateste Mini-Pizza und blätterte in den ausgehängten Tageszeitungen. Die Meldungen über Asylantenhatz in Dresden, Völkermord in Sarajevo und Mullahterror in Teheran bestätigten ihm aufs Neue, daß er in der besten aller Städte lebte, auch wenn sie von einem Menschenfresser und
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