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Eine Kerze für Sarah - und andere Geschichten, die das Herz berühren

Eine Kerze für Sarah - und andere Geschichten, die das Herz berühren

Titel: Eine Kerze für Sarah - und andere Geschichten, die das Herz berühren
Autoren: Gerth Medien GmbH
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trotzdem miteinander spielen!“
    Das Mädchen schien nur mit halbem Ohr zugehört zu haben. „In Ordnung“, meinte sie schließlich. „Aber Sie rufen besser Mrs. Cary, unsere Vermieterin, an und sagen ihr Bescheid. Das Kinderheim tut das immer, sobald ich dort ankomme.“
    Auf dem Heimweg saß Sarah still auf dem Autositz und umklammerte die Papiertüte mit ihren Kleidern, die sie an diesem Morgen mit in die Schule gebracht hatte. Ein bedauernswertes Schicksal für ein Kind , dachte Helen.
    Sie bog in die Einfahrt ein. Mike und Susan kamen ihr zur Küchentür entgegengerannt und als sie Sarah erblickten, blieb ihnen der Mund offen stehen. Helen ergriff schnell das Wort. „Ratet mal, was passiert ist. Ich habe Sarah mitgebracht und sie wird ganze zwei Wochen bei uns bleiben!“
    Und als Wallace mit einer zerbrochenen Christbaumkugel in die Küche kam, sagte sie: „Das ist Mr. Roberts, mein Mann, Sarah. Sarahs Vater musste verreisen, Wallace, darum habe ich sie eingeladen, die Weihnachtsferien bei uns zu verbringen.“
    Mann und Frau sahen sich an. Wallace erinnerte sich an das, was Helen in der Vergangenheit von dieser Schülerin erzählt hatte – das Mädchen, das nicht wusste, wie man ein Taschentuch benutzt; das Mädchen, das eine Woche mit einem gebrochenen Finger herumlief, bis es jemand entdeckte; das Mädchen, das sich unangenehm berührt wand, als Helen sie einmal „Liebes“ genannt hatte.
    „Nun“, sagte er langsam, „wir werden dieses Jahr bestimmt eine wunderschöne Zeit miteinander verleben, nicht wahr, Kinder?“ Dann sah er Helen wieder an. „Es ist an der Zeit, dass wir einmal teilen.“
    Und sie teilten tatsächlich – verbissen, Tag für Tag. Selbst die Kinder teilten, ohne allzu sehr dazu gedrängt zu werden. Nach dem Abendessen holte Mike sein Damebrett hervor und fragte Sarah, ob sie mit ihm spielen wolle, aber sie schüttelte ungerührt den Kopf und versuchte sich noch tiefer in die Kissen auf der Couch zu drücken.
    Statt der üblichen Gutenachtgeschichte holte Helen das Album hervor, in dem sie verschiedene Krippendarstellungen gesammelt hatte, und zum ersten Mal zeigte Sarah ein wenig Interesse. Als Helen die Bilder durchblätterte und zu dem Bild mit dem Titel „Das Geschenk der Weisen“ kam, meinte Sarah mit plötzlicher Entschlossenheit und Eindringlichkeit: „Das gefällt mir am besten. Ich wünschte, mein Vater könnte es sehen.“
    „Dann nimm es doch mit nach Hause“, erwiderte Helen. „Ich kann leicht ein anderes für uns beschaffen.“ Doch als sie dem Mädchen das Bild reichte, fragte sie sich unwillkürlich, was Fred Duffey sagen würde, wenn sie es ihm zeigte – oder ob er überhaupt etwas sagen würde.
    Und das Teilen ging weiter. Wallace achtete genau darauf, Sarah bei allen Familienfotos dabeizuhaben, während der Baum geschmückt wurde, als am Heiligabend die Weihnachtsstrümpfe aufgehängt wurden, beim Auspacken der Geschenke am Weihnachtsmorgen. Und Sarah schien genauso viele Päckchen bekommen zu haben wie Susan und Mike. „Der Weihnachtsmann“ hatte ihr ein neues Armband mit passender Halskette gebracht, eine mit Steinen besetzte Haarbürste und eine Spieluhr. In buntes Papier eingepackt wirkte die von den Nachbarn gespendete gebrauchte Kleidung beinahe neu. Sarah dagegen öffnete ein Päckchen nach dem anderen und legte die Geschenke beiseite, als würden sie ihr nicht wirklich gehören. Helen schüttelte verwirrt den Kopf.
    Zum Mittagessen gab es Truthahn und am Nachmittag wurden Karamellbonbons gekocht. Schließlich war nach Sonnenuntergang die Familienzeremonie an der Reihe, die nur sie zelebrierten und die die Kinder so sehr zu lieben schienen – vielleicht weil Mike sie eingeführt hatte. Helen hatte keine Ahnung, wo er diese Idee her hatte, aber Wallace vermutete, dass er sie im Fernsehen aufgeschnappt hatte. Wie auch immer, es verging kein Jahr ohne diese Zeremonie.
    Zuerst wurden die Lichter ausgeknipst. Anschließend stellte sich die Familie um einen Tisch mit einer großen roten Kerze und jeder hielt eine kleinere weiße Kerze in der Hand. Dann erklärte Mike Sarah mit ernster Stimme: „Unser Vater wird die rote Kerze anzünden und dann zünden wir alle unsere kleineren Kerzen an der großen an.“
    Als die fünf kleinen Kerzen brannten, fuhr er fort: „Und jetzt kommt das Besondere. Wenn du dein Feuer mit meinem mischst, dann bedeutet es, dass wir für immer Freunde sind. Pass auf!“ Er hielt seine Flamme an die von Susan. „Und jetzt,
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