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Eine Katze kommt selten allein

Eine Katze kommt selten allein

Titel: Eine Katze kommt selten allein
Autoren: Lydia Adamson
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Carla diesen Handel mit Ihnen abschließt?« fragte ich.
    »Ganz einfach. Tut sie es nicht, hängen wir ihr eine Klage wegen versuchten Mordes an. Schließlich hat sie den Beamten angegriffen, der im Stall Wache hielt. Nein, Ihre Freundin wird mitspielen, da bin ich ganz sicher. Sie hat gar keine andere Wahl.«
    Er trank seinen Kaffee, zerknüllte den leeren Pappbecher und ließ ihn neben der Papiertüte zu Boden fallen, so daß die Katzen damit spielen konnten.
    Dann setzte er sich im Schaukelstuhl auf. »Was Recht ist, muß Recht bleiben. Sie haben sehr gute Arbeit geleistet, Mrs. Nestleton.«
    »Ich bin nicht verheiratet«, sagte ich zum vermutlich zwanzigsten Mal.
    »Sie haben den Fall gelöst, Miss Nestleton.«
    Ich erwiderte nichts.
    Senay grinste und fügte hinzu: »Um ehrlich zu sein, als Sie die Falle mit den Calico-Kätzchen aufstellten, habe ich Sie für vollkommen verrückt gehalten.«
    »Ich hoffe, ich konnte Sie vom Gegenteil überzeugen«, erwiderte ich und schloß die Augen.
    Senay hatte recht. Ich hatte den Fall gelöst. Doch Carla Fried hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht verdächtigt, an dieser Sache beteiligt zu sein.
    Sie hatte mir Sand in die Augen gestreut. Ich war der Meinung gewesen, daß Carla mich besucht hatte, um mir die Rolle in ihrer Portobello-Inszenierung anzubieten oder weil wir alte Freundinnen waren… doch in Wahrheit war sie nach New York gekommen, um eine ganz andere Art von Schauspiel zu inszenieren – Mord und Diebstahl für ihren Gönner.
    Ich hatte damals geglaubt, Carla hätte New York nach ihrem Besuch sofort wieder verlassen. Aber sie hatte sich vermutlich die ganze Zeit in der Stadt aufgehalten, hatte mich beobachtet und dafür gesorgt, daß alles nach Plan verlief, hatte ihre Mitverschwörer ständig auf dem laufenden gehalten – auch darüber, wann der richtige Zeitpunkt gekommen war, um ihre gute alte Freundin Alice, die sich allmählich als zu neugierig erwies, von einem roten Lieferwagen überfahren zu lassen.
    Ich konnte mir wirklich nicht erklären, warum Carla das alles getan hatte. War es ein Geschäft auf Gegenseitigkeit gewesen? Hatte Waring gesagt: Ich gebe dir anderthalb Millionen Dollar für deine Theatertruppe, wenn du dies und das für mich tust? Oder waren Carla und Waring Geliebte gewesen?
    War die Aussicht, ein finanziell unabhängiges Theater leiten zu können, für Carla so verlockend gewesen, daß sie sich deshalb an drei Morden beteiligt hatte?
    Wie hatte sie sich überhaupt mit einem Mann einlassen können, der so offensichtlich besessen von dem Gedanken war, um jeden Preis zu siegen – selbst beim Pferderennen?
    Warum? Warum? Warum? Was hatte Carla veranlaßt, sich an einem so schändlichen Verbrechen zu beteiligen? Liebe? Leidenschaft? Ehrgeiz? Die Aussicht auf künstlerische Freiheit? Ein Spleen? Eine Besessenheit? Das alles zusammen?
    Je länger ich darüber nachdachte, um so deutlicher erkannte ich, daß Carla Fried nur eine von vielen talentierten Frauen war, die zum Opfer ihrer Theater- und Schauspielphantastereien geworden waren… Frauen, die der Ehrgeiz, es in der Welt des Theater zu etwas zu bringen, so sehr aus der Bahn geworfen hatte, daß sie alles tun würden, um ihr Ziel zu erreichen. Alles!
    Es war eine schmerzliche Erkenntnis.
    »Wissen Sie«, sagte Senay leise, »Ihre verrückte Freundin hat Harry Starobin, Mona Aspen und Ginger Mauch wahrscheinlich nicht einmal gekannt.«
    Ich schlug die Augen auf. Senay hatte recht. Und das war das Häßlichste und Verabscheuungswürdigste an der ganzen Sache.
    Und erst dieser Waring. Wie verdreht der Kerl sein mußte! Besessen von dem Gedanken, immer der Gewinner sein zu müssen. Dabei war der Mann Millionär. Bei seinem Vermögen hätte er die Katzen von Harry kaufen können, wie andere – Ärmere – es auch getan hatten. Aber nein – Waring mußte der alleinige Besitzer der Katzen sein. Er wollte sich gewissermaßen die Exklusivrechte sichern; deshalb hatte er Harry, Mona und Ginger ermorden lassen. Dieser Mann wollte das Gefühl geheimer Macht genießen, wenn seine Vollblüter ihren Siegeszug begannen… wobei nur er und niemand sonst den Grund für die Unbesiegbarkeit seiner Pferde kannte. Der Reichtum hatte Waring weder zu Tugend noch zu Weisheit verholfen, sondern einen mörderischen, psychopathischen Narren aus ihm gemacht.
    »Vielleicht kann Ihre Freundin Katzen nicht einmal ausstehen«, sagte Senay. »Das könnte man als Ironie des Schicksals bezeichnen, nicht
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