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Eine Katze kommt selten allein

Eine Katze kommt selten allein

Titel: Eine Katze kommt selten allein
Autoren: Lydia Adamson
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eine spezielle Zucht gewesen sind. Die Tiere eigneten sich aus mir unbekannten Gründen besonders gut als Stallkameraden für Pferde. Was es mit solchen Stallkameraden… oder Spielkameraden auf sich hat, habe ich Ihnen gesagt.«
    »Aber ansonsten habe ich Ihre Behauptungen bisher richtig wiedergegeben?«
    »Im großen und ganzen, ja.«
    »Sie behaupten ferner«, fuhr Senay fort, »daß Harry damit begann, diese… besonderen Katzen an die Trainer und Besitzer von Rennpferden zu verkaufen, und daß er damit ein Vermögen verdient hat. Aber wir wissen nicht, wo dieses Vermögen geblieben ist, stimmt’s?«
    Jo warf mir einen raschen Blick zu. Ich schwieg. Die alte Frau wußte, daß ich nichts von dem Geld sagen würde, das sie in der Stahlkassette in Harrys Schließfach gefunden hatte. Niemals würde ich ein Wort darüber verlieren.
    Senay fuhr fort: »Nach Ihrer Behauptung ist dann folgendes geschehen: Irgend jemand hatte es auf diese besonderen Starobin-Katzen abgesehen und ermordete Harry, um sich in den Besitz der Tiere zu bringen. Sie behaupten, daß jemand dieses Haus verwüstet hat, damit die Tat wie ein Einbruchsdiebstahl aussah. Und daß ein unbekannter Täter auch Mona Aspen und Ginger Mauch ermordet hat, weil diese beiden Frauen mit Harry Starobin zusammengearbeitet hatten, was den Verkauf der Katzen anging. Mona hat Harry mit den Trainern und Besitzern der Pferde bekannt gemacht, die mit Hilfe der Katzen aus ihren drittklassigen Kleppern Champions machen wollten. Und Ginger arbeitete gewissermaßen als Handelsreisende in Sachen Starobin-Katzen.«
    Er ging zum Sofa und setzte sich. Längere Zeit herrschte Schweigen im Zimmer.
    Plötzlich grinste Senay. »Einer von uns beiden ist verrückt, meine Dame. Oder lassen Sie es mich behutsamer ausdrücken: Was Sie mir erzählt haben, ist sehr, sehr schwer zu glauben.«
    Ich erwiderte sein Grinsen. Ich hatte nicht vor, mich provozieren zu lassen und irgend etwas Unbedachtes zu sagen.
    Senay fuhr fort: »Das eigentliche Problem bei Geschichten wie dieser besteht darin, daß es schlichtweg unmöglich ist, ihren Wahrheitsgehalt zu bestätigen, wenn alles gesagt und getan ist. Wenn Feuer und Rauch sich verzogen haben und der Blick auf das Wesentliche frei wird.«
    Das war der Moment, auf den ich gewartet hatte.
    Ich hatte gewußt, daß Senay früher oder später den Mangel an Beweisbarkeit meiner Theorie zur Sprache bringen würde. Und mir war klar, daß ich den Detective überzeugen und für mich gewinnen mußte – sonst hatte ich keine Chance, den Fall aufzuklären.
    »Man kann beweisen, daß Geschichten wie diese der Wahrheit entsprechen«, sagte ich mit ruhiger Stimme.
    Senay wurde wütend und fuhr mich an: »Glauben Sie etwa, die Polizei stellt statistische Untersuchungen über Rennpferde an, die Calico-Katzen als Stallgefährten haben? Oder erwarten Sie, daß wir die Buchhaltung sämtlicher Pferdetrainer überprüfen, die eine Calico in ihren Ställen haben, um festzustellen, ob einer der Trainer diese Katze als Jungtier für Tausende von Dollar gekauft hat? Wen interessiert denn, ob Ihre schwachsinnige Theorie über Harry Starobins Calicos der Wahrheit entspricht oder nicht? Ich habe Morde zu untersuchen! Haben Sie begriffen? Morde!«
    Zum ersten Mal hatte Senay seine kühle Gelassenheit verloren; die letzten Sätze schrie er mir fast ins Gesicht.
    Ich reichte ihm einen kleinen, zusammengefalteten Zettel, der von einem Notizblock abgerissen war.
    Senay faltete den Zettel auseinander und las: JUNGE CALICOS ZU VERKAUFEN. NEUESTER WURF. SEHR GÜNSTIGER PREIS. IDEAL FÜR STALL UND SCHEUNE. SCHREIBEN SIE AN: STAROBIN, POSTFACH 385, OLD BROOKVILLE, LONG ISLAND, NEW YORK.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte er. »Was ist das?«
    »Der Text für eine Annonce«, erwiderte ich. »Ihr Einverständnis vorausgesetzt, möchte ich sie gern im Anzeigenteil sämtlicher führender Zeitungen und Zeitschriften für Pferdezucht und Rennsport veröffentlichen.«
    »Und was wollen Sie damit erreichen?«
    »Der Täter, der Harry, Mona und Ginger ermordet und Veronica und deren Junge gestohlen hat, wird annehmen, daß es eine weitere Zucht von Harrys Calicos gibt. Und das wird dem oder den Mördern ganz und gar nicht gefallen. Sie werden versuchen, auch diese Tiere zu stehlen.«
    »Sie wollen einen neuen Wurf Calicos züchten?«
    »Ich möchte vortäuschen, daß es einen solchen Wurf bereits gibt. Aber die Täter werden den Verschlag, aus dem sie Veronica und deren Junge gestohlen haben,
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