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Eine Idee macht noch keinen Roman

Eine Idee macht noch keinen Roman

Titel: Eine Idee macht noch keinen Roman
Autoren: Dennis Blesinger
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begreift, was mit ihm angestellt worden ist, was er selbst angestellt hat, zu dem Schluss kommt, dass er ein Monster ist und diesen Umstand nun zu berichtigen gedenkt, soweit das überhaupt noch möglich ist.
    In diesem Zeitraum geht es zur Sache, da finden Ereignisse statt, die sein Leben auf den Kopf stellen und da kriegt man was geboten, was außergewöhnlich ist. Er wird gejagt, er muss sich seiner Haut wehren, er muss, um zu überleben, Gegner töten, auch wenn er das eigentlich nicht will, er hat Selbstzweifel, die ihn an Selbstmord denken lassen usw.
    Dass er es nach der ganzen Geschichte vielleicht endlich schafft, ein ruhiges Leben in Timbuktu oder Bad Oldesloe zu führen, ist eher uninteressant. Das ist am Ende eine schöne Sache für den Leser, wird aber eher am Rande zur Kenntnis genommen.
    James Bond ausgiebig dabei zu beobachten, wie er im Büro sitzt und seinen Papierkram erledigt (was er mit Sicherheit auch macht), würde auch niemandem einfallen. Mr. Flemming hat sowas entsprechend auch nie aufgeschrieben und auf der Leinwand sieht man sowas auch nicht.
    Selbiges gilt für Harry Potter. Was der Kerl in seinen Sommerferien anstellt, interessiert keinen Menschen. Diese Alltagsgeschichten wurden von Ms Rowling bewusst nicht erzählt, weil sie nicht außergewöhnlich sind. Nur die Teile, in denen es ordentlich kracht, wurden prosaisch festgehalten.
    Natürlich braucht man einen gewissen Vor- und Nachlauf, was dieses weltbewegende Ereignis angeht, damit es nicht aus dem Zusammenhang heraus gerissen wirkt und man die Geschichte nicht völlig überfrachtet. Das nennt man dann Einleitung und Ausklang bzw. Finale, wobei 'Einleitung' nicht mit den oben angesprochenen ersten drei Seiten zu verwechseln ist. Mehr dazu aber später.
    So ein Stück aus dem Leben eines oder mehrerer Menschen zu konstruieren, dauert ein wenig. Das liegt in der Natur der Sache. Selbst Genies wie Terry Pratchett, der in seiner Hochzeit im Schnitt 3-4 Romane in 2 Jahren raus gehauen hat, kommen da irgendwann an ihre Grenzen.
    Einen Roman von vorne bis hinten zu schreiben, dauert – zumindest, wenn man nebenher noch einen Beruf hat – normalerweise ungefähr ein Jahr. Das ist eine Zeitspanne, die einen schon gerne mal schnell ein wenig mutlos werden lässt. Schließlich haben wir nur ca. 80 davon.
    Jetzt ist aber lustigerweise das eigentliche Schreiben des Romans meistens das, was am wenigsten Aufwand und Zeit erfordert, sofern man das Ganze richtig vorbereitet hat. Zumindest relativ gesehen.
    Und genau da liegt ganz häufig der Hund begraben.
    Viele angehende Autoren sind der Meinung, eine Idee im Kopf zu haben, reiche völlig aus, um eine Geschichte daraus zu fabrizieren.
    Das ist nur bedingt richtig.
    Es hilft ungemein, eine Idee zu haben, keine Frage. Bevor man diese Idee jedoch zu einem Roman, einem Drehbuch oder auch nur einer Kurzgeschichte entwickelt, muss man sich wirklich Gedanken darüber machen, was man denn da eigentlich genau erzählen will. Sonst wird das Vorhaben sehr schnell an seine Grenzen stoßen.
    Schneller als man gucken kann, sitzt man nach 15 oder 23 Seiten da und weiß nicht genau, wie es weiter gehen soll, weil die Feinheiten der Geschichte immer noch recht nebulös im Kopf herumspuken. Das ist meistens der Punkt der oben angesprochenen Einleitung oder des ersten Kapitels. Häufig brechen angehende Autoren das Ganze dann letztendlich etwas frustriert ab oder schreiben einfach weiter, was dann aber sehr häufig dazu führt, dass der rote Faden, der am Anfang klar ersichtlich war, am Ende nur noch ein blassrosa Fussel ist.
    Es gibt zugegebener weise Menschen, die das unglaubliche Talent haben, aus einer sehr vagen Idee oder mehrerer unzusammenhängender Ideen einen Roman zu schreiben, der Hand und Fuß hat. Douglas Adams war zum Beispiel so ein Mensch. Der Mann war in der Lage, aus 17 völlig abstrusen Einzelsituationen einen kompletten Roman zu schreiben. Und das, während er die Sachen geschrieben hat. Wenn man sich dann aber mal Keine Panik und Lachs im Zweifel durchliest, wird man jedoch schnell zu der Erkenntnis kommen, dass Douglas Adams nicht das war, was unter 'normal' zu verstehen ist. Jedenfalls nicht, was die Schreiberei angeht.
    Ein eher unschönes Beispiel für so eine Herangehensweise ist der Film Mission Impossible II . Der Film ist laut Aussage von Tom Cruise um 6 Actionszenen herum gestrickt worden. Das merkt man leider auch. Die eigentliche Handlung ist nämlich eher unter der Rubrik
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