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Eine Idee macht noch keinen Roman

Eine Idee macht noch keinen Roman

Titel: Eine Idee macht noch keinen Roman
Autoren: Dennis Blesinger
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irgendwann mal festgestellt habe.
    Einführungen und erste Kapitel oder auch Klappentexte werden gerne mal in Foren und im Bekanntenkreis auf den Markt geworfen, bevor der Rest des Buches überhaupt existiert, und oft liegt die größte Angst des Autors darin, ob diese ersten Zeilen denn gut geschrieben sind und wie sie beim potenziellen Leser ankommen.
    Diese Neugier ist verständlich, leider kann man aber erst ein ordentliches Urteil über die Geschichte abgeben, wenn man die ersten Kapitel, also mindestens drei bis vier, gelesen hat. Erst danach wird auch der persönliche Schreibstil deutlich. Entsprechend kann man erst dann sagen, ob es einem gefällt, und vielleicht auch, ob die Idee, die den ersten Seiten zugrunde liegt, stringent fortgeführt wird oder ob der Autor bei diesen ersten Seiten vielleicht einfach mal einen guten oder schlechten Tag hatte.
    Darüber hinaus ist der Anfang einer Geschichte das, was laut Aussage vieler Autoren am häufigsten umgeschrieben wird. Meistens kann man als Autor erst am Ende wirklich sagen, wie die Geschichte genau anfängt und dann ist das, was man lauter Leuten zu lesen gegeben hat, gar nicht mehr existent.
    Ebenso wird erst nach einer gewissen Länge der Geschichte deutlich, ob diese denn überhaupt existiert, spannend ist und zum Weiterlesen animiert. Eine Einleitung bzw. das erste Kapitel ohne den Rest des Buches zu lesen, ist ungefähr so, als ob man die ersten fünf Minuten eines Filmes anguckt und entscheiden soll, ob er was taugt. Das funktioniert nur sehr bedingt. Den Ansatz kann man beurteilen, den Rest nicht. Das Buch sollte also, bevor man zu einer realistischen Einschätzung der Sachlage kommen kann, zumindest in der Grundstruktur vorhanden sein.
    Aber selbst wenn das nicht der Fall ist: Letztendlich kann man nicht sagen, warum Bücher erfolgreich werden, am Schreibstil und der ausgefeilten Geschichte liegt es zumindest stellenweise definitiv nicht.
    Ich habe z.B. irgendwann einmal rein aus Neugier in die ja gar nicht so unerfolgreichen und doch eher kontrovers diskutierten Feuchtgebiete reingelesen. Nach drei Seiten war ich froh, dass ich mir das Buch nicht gekauft habe und nach zehn Seiten habe ich es weggelegt. Und das Ding verkaufte sich damals wie warme Semmeln. Dasselbe gilt für den – was die Verkaufszahlen angeht - absoluten Überflieger Shades of Grey .
    Man kann auch ohne die Fähigkeit, mit Synonymen um sich zu werfen, ohne Kenntnis davon, wie man einen Satz ordentlich baut, ohne Anspruch, höhere Literatur zu verfassen und ohne die leistete Ahnung von Rechtschreibung und Grammatik ein ziemlich erfolgreiches Buch schreiben.
    Für Letzteres gibt es Lektoren und die ersten beiden Punkte fallen nicht selten unter die Kategorien 'Zeitgeist', 'persönlicher Geschmack des Lesers' und 'unwahrscheinliches Glück'.
    Woran es jedoch nicht selten hapert, wenn die Sache nicht sogar häufig daran scheitert, ist die Vorbereitung bzw. die Kenntnis, dass beim Schreiben auch so etwas wie ein technischer Aspekt existiert. Dieser Aspekt zieht sich durch die komplette Entstehung des Buches. Er fängt deutlich vor dem Zeitpunkt an, zu dem man das erste Wort niederschreibt, und hört bei der Veröffentlichung des Buches auf.
    Vieles davon ist Technik im Sinne von 'Wie gehe ich die ganze Sache an und wie kriege ich eine Struktur in die Geschichte, die ich erzählen möchte?', wohingegen manches davon wirklich unter die Kategorie 'Wie stelle ich es an, dass das fertige Buch auch ordentlich aussieht?' fällt.
    Gerade für den ersten Punkt, und seit der verstärkten Präsenz des E-Books auch für den zweiten, gibt es gewisse Regeln. Wenn man die befolgt, dann kann der eigene Stil noch eigenwillig und die Geschichte noch so unoriginell sein, die Wahrscheinlichkeit, dass es zumindest bei den Lesern einigermaßen gut ankommt, steigt gewaltig. Rein aus dem Grund, weil es so etwas wie einen Durchschnittsgeschmack und eine Erwartungshaltung vonseiten der Leser gibt. Und dieser Durchschnittsleser erwartet beim Lesen eines Romans bzw. einer Geschichte einen gewissen Aufbau und eine gewisse Abfolge an Ereignissen. Wenn diese Abfolge oder die Ereignisse nicht eintreten, dann ist besagter Durchschnittsleser einigermaßen verwirrt. Entsprechendes gilt für das Layout.
    Das soll jetzt kein Aufruf dazu sein, in Zukunft nur noch 08/15-Romane zu verfassen, die gerne mal unter die Kategorie 'Trivialliteratur' fallen, sondern sich der Struktur der zu erzählenden Geschichte etwas mehr
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