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Eine Idee macht noch keinen Roman

Eine Idee macht noch keinen Roman

Titel: Eine Idee macht noch keinen Roman
Autoren: Dennis Blesinger
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darüber berichten, was der jeweiligen Hauptperson an weltbewegenden Dingen widerfährt. Das mit der Länge ist natürlich sehr variabel aber nicht die Sache mit dem Herausragend.
    Wer sich jetzt fragt: 'Wieso herausragend? Ich will doch nur eine Geschichte schreiben', dem seien folgende Gegenfragen gestellt:
    Wenn es sich bei der vorliegenden oder geplanten Geschichte nicht um das herausragendste, um das weltbewegendste Ereignis im Leben des Hauptcharakters handelt, warum wird diese Geschichte dann erzählt? Warum wird dann nicht die Geschichte des herausragendsten und weltbewegendsten Ereignisses dieses Charakters erzählt?
    Es ist erstaunlich, wie viele der Befragten auf diese Fragen keine Antwort wissen. Ich wusste die Antwort damals auch nicht. Aber die Fragen haben ihre Berechtigung. Man muss sich die ganze Sache nämlich einmal aus der Sicht des Lesers anschauen.
    Ganz ehrlich: Wenn ich als Leser ein Buch in die Hand nehme, will ich keine Alltagsgeschichten lesen, die mich an mein eigenes Leben erinnern. Das kriege ich jeden Tag mit, ohne dafür noch extra Geld auszugeben oder mehrere Stunden meiner Zeit zu investieren. Ich will etwas Außergewöhnliches lesen und dabei ist es erst einmal egal, ob es außergewöhnlich positiv im Sinne von Komödie oder Romanze, oder außergewöhnlich negativ im Sinne von Drama oder Tragödie ist. Das 'Normale' erlebe ich jeden Tag zur Genüge. Das muss ich mir nicht auch noch in Büchern antun. Dasselbe gilt für das Kino. Wenn ich da etwas sehe, das, genau wie mein Privatleben, dann doch eher im durchschnittlichen Mittelfeld herumdümpelt, frage ich mich, warum ich mir dafür zwei Stunden den Hintern platt sitzen und eine Menge Geld ausgeben soll. Da kann ich genauso gut mit Freunden essen gehen. Das kostet ungefähr genauso viel, ist genauso normal, macht aber mehr Spaß.
    Jetzt gibt es Menschen, die sagen: 'Wieso Tragödie? Wieso negativ? Ich will mich doch nicht vorsätzlich deprimieren, wenn ich ein Buch lese.'
    Es folgt eine kleine Liste aus der Rubrik 'Drama & Tragödie':

    - Das Leben ist schön
    - Das Tagebuch der Anne Frank
    - Million Dollar Baby
    - Vom Winde verweht
    - Hamlet

    Den Stil, die Art und den Inhalt betreffend könnten diese Bücher, Filme und Theaterstücke nicht unterschiedlicher sein. Allerdings sind es alles nicht wirklich Bücher und Filme (und: Ja. Vom Winde verweht war zuerst ein Buch), die unter die Kategorie 'gute Laune' fallen. Aus sehr unterschiedlichen Gründen sind alle dennoch sehr bekannt und allen diesen Werken ist etwas gemein: Es handelt sich bei der Schilderung der Ereignisse immer um die mit Abstand wichtigste Phase im Leben der jeweiligen Hauptperson.
    Also: Wenn es für die Hauptperson nicht weltbewegend ist, warum dann aufschreiben?
    Um die ganze Sache mal ein wenig aufzulockern, hier mal ein Beispiel aus der neueren Geschichte und eher aus Popkultur und unter der Kategorie 'Actionthriller' zu verorten: Die Bourne -Reihe.
    Für die, die es nicht wissen: Die ersten beiden Filme ' Die Bourne Identität ' und ' Die Bourne Verschwörung ' sind entstanden nach Romanen von Robert Ludlum. Der dritte Teil ist so frei, dass man nicht mehr von einer Verfilmung sprechen kann, vom vierten Teil wollen wir gar nicht erst reden, auch wenn der Film gut ist.
    Die Geschichte erzählt, wie ein Profikiller im Dienste eines hoch illegalen CIA-Programmes aufgrund von traumatischen Ereignissen einen kompletten Gedächtnisverlust erleidet und nach und nach realisiert, was er im Namen seines Landes für Verbrechen begangen hat. Als ihm klar wird, dass er nicht mehr zurück kann, beginnt ein Katz und Mausspiel, das Jason Bourne schließlich dazu zwingt, sich, obwohl er gerne ein ruhiges Leben in Indien führen würde, intensiv mit seiner Vergangenheit zu beschäftigen. Sehr zum Leidwesen aller Beteiligten.
    Warum wird dieser Teil des Lebens von Jason Bourne erzählt?
    Ganz einfach: Vorher und nachher sind völlig uninteressant. Wichtig und interessant am Leben des Charakters Jason Bourne ist für den Leser genau die Zeitspanne, die dargestellt wird.
    Vorher mag auch interessant sein, aber jemandem dabei zuzugucken, wie sein Charakter gebrochen wird – und das über einen Zeitraum von mehreren Wochen hinweg –, um dann als perfekte Tötungsmaschine zu funktionieren, ist jetzt nicht wirklich leicht an den Mann zu bringen, weil es schnell langweilig wird.
    Vom Anfang des ersten Buches bis zum Ende des dritten Filmes geht es darum, wie Jason Bourne langsam
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