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Eine hinreißende Schwindlerin

Eine hinreißende Schwindlerin

Titel: Eine hinreißende Schwindlerin
Autoren: COURTNEY MILAN
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Flüchtig fragte er sich, wie lang ihr Haar wohl sein würde, wenn es nicht mit einem Tuch hochgebunden war. Sie hob das Kinn und hielt seinem Blick stand.
    Gareth glaubte nicht an die Wahrsagerei. Er war Wissenschaftler; er hatte viele Jahre auf einer naturwissenschaftlichen Expedition in Brasilien verbracht. Er war erst nach England zurückgekehrt, als sein Großvater gestorben war und er den Titel und die damit verbundene Verantwortung hatte übernehmen müssen. Zu dieser Verantwortung gehörte es auch, seinen Cousin Madame Esmeraldas Einfluss zu entziehen. Allerdings würde er es zu einer höchst eigenen Angelegenheit machen, dem Aberglauben, den diese Frau repräsentierte, einen Schlag zu versetzen. Ihm wurde jedoch klar, dass das weitaus länger dauern würde als nur eine Stunde. Das hätte ihn eigentlich ärgern müssen, aber es war ihm bislang noch nicht gelungen, Madame Esmeralda einzuschüchtern.
    In dem Jahr, seit er wieder nach England zurückgekehrt war, hatte er es noch nie mit einer echten Herausforderung zu tun bekommen – jetzt ja. Es musste außerordentlich befriedigend sein, sie als Betrügerin bloßzustellen. Er freute sich regelrecht darauf, sich mit ihr zu messen und ihr die Wahrheit zu entlocken.
    Gareth schnippte mit den Fingern. „Die Einladung“, sagte er, „kann ich Ihnen beschaffen. Etwas zum Anziehen auch. Im Namen der Wissenschaft bin ich bereit, einiges auf mich zu nehmen.“
    „O nein, das ist völlig unmöglich.“ Sie sah zur Seite. „Das geht nicht.“
    Unterschiedlichste Details drangen plötzlich in sein Bewusstsein vor. Der formvollendete Knicks bei der Begrüßung. Ihre gewählte Ausdrucksweise. Ihre Weigerung, von einem Mann ein Geschenk in Form von Kleidung anzunehmen. Alle diese Tatsachen ließen nur einen überwältigenden Schluss zu – Madame Esmeralda war als höhere Tochter erzogen worden. Was um alles in der Welt konnte sie dann dazu bewogen haben, Wahrsagerin zu werden?
    „Natürlich geht das“, beharrte er. „Madame Esmeralda, wenn das ein wissenschaftlicher Test werden soll, dürfen Sie mich ebenfalls nicht belügen, denke ich.“
    Irgendein Gefühl blitzte in ihren Augen auf. Sie schüttelte den Kopf, nicht als Geste der Verneinung, sondern eher so, als wollte sie Ordnung in ihre Gedanken bringen. Und als sie ihm dann wieder in die Augen sah, war ihre Miene vollkommen gelassen. Gareth wurde klar, dass sie sich etwas ausgedacht hatte. Ihr war etwas eingefallen, wie sie sich aus der Zwickmühle befreien konnte, in die er sie gebracht hatte.
    Er hätte enttäuscht sein müssen. Stattdessen konnte er es kaum erwarten, ihre Pläne zu durchkreuzen.
    Es dauerte nicht lange, bis Gareth sein Entgegenkommen bereute. Ihm war nicht klar gewesen, was für eine Tortur es werden würde, angemessene Kleidung für Madame Esmeralda zu finden. Aber Ned hatte es für nötig befunden, die Frau persönlich zur Schneiderin zu begleiten. Und wenn dieser auch nur einen Augenblick allein mit der Betrügerin war, würde sie ihm irgendwelche Flausen in den Kopf setzen. Wieder einmal.
    Genau aus diesem Grund befand Gareth sich am nächsten Nachmittag in seiner geschlossenen Kutsche, begleitet von seinem geschwätzigen Cousin, einer Betrügerin und sich immer stärker anbahnenden Kopfschmerzen.
    „Also“, plauderte Ned munter, „wir gehen nächsten Donnerstag zum Ball und lernen dort Blakelys zukünftige Frau kennen. Mir gefällt die Vorstellung mit anzusehen, wie er sich verliebt. Ich freue mich geradezu darauf.“
    Madame Esmeralda zupfte an dem Tuch um ihren Kopf – diesmal war es ein rotes – und warf Gareth einen vorsichtigen Blick zu. „Identifizieren.“
    „Identifizieren?“, wiederholte Ned. „Wie meinen Sie das?“
    „Wir werden die betreffende Frau identifizieren . Ich habe nie gesagt, Ihr Cousin würde sie an diesem Tag kennenlernen. Tatsächlich ist der Zeitpunkt dafür noch gar nicht gekommen.“
    Gareth zuckte zusammen. „Noch nicht gekommen? Wie lange soll das denn dauern?“
    Ihr Gesicht blieb ernst, aber in ihren Augen lag ein Lächeln. „Ach, das kann ich eigentlich nicht sagen. Der Zeitpunkt richtet sich nicht nach tatsächlich verstrichener Zeit, sondern nach Aufgaben. Drei Aufgaben, genauer gesagt.“
    „Aufgaben?“, echote Ned ungläubig.
    „Aufgaben?“, wiederholte Gareth scharf. „Von Aufgaben haben Sie nichts gesagt!“
    „Ach nein? Nun, was habe ich doch gleich noch einmal gesagt?“ Sie sah unschuldsvoll hinauf zum Dach der Kutsche.
    Gareth
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