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Eine hinreißende Schwindlerin

Eine hinreißende Schwindlerin

Titel: Eine hinreißende Schwindlerin
Autoren: COURTNEY MILAN
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tausend . Nicht für zehn tausend.“
    „Ach nein?“ Er warf einen unverschämten, vertraulichen Blick auf ihr Hemd. „Für zehntausend würden Sie es tun. Aber Sie tun es auch für zweihundert.“
    Sie trat einen Schritt auf ihn zu und hob die Hand. Er hätte die Ohrfeige durchaus verdient, erst recht für den unverschämten Blick eben. Wenn er recht hatte und die Frau aus gutem Hause stammte, musste sie in der Tat empört sein über seine abfällige Einschätzung ihres Charakters. Doch er durfte sie nicht in seine Nähe kommen lassen, zu groß war seine Angst vor seiner eigenen Reaktion.
    „Wirklich, Madame. Sobald sich Ihr völlig unangebrachter Zorn gelegt hat, werden Sie einsehen, dass das für alle Beteiligten die beste Lösung ist.“
    Mit übertriebener Höflichkeit neigte er kurz den Kopf und verließ rückwärts den Raum. Erst als er die Tür geschlossen hatte, ließ er die arrogante Maske fallen. Schwer atmend lehnte er sich gegen die Wand. Aus der Herausforderung zwischen ihnen beiden war mehr geworden als nur ein Scharmützel um Neds Zukunft. Nun war es eine Herausforderung sinnlicher Art.
    Madame Esmeralda war über alle Maßen intelligent. Sie war gerissen. Wenn sie auch nur die leiseste Ahnung gehabt hätte, welche Wirkung sie auf ihn ausübte, hätte sie das zu ihrem Vorteil genutzt, skrupellos wie sie war. Und wie ausnehmend dumm von ihm, sich zu wünschen, dass sie genau das tat! Er wollte, dass sie ihn um den Verstand brachte, bis er jegliche Beherrschung verlor und über sie herfiel.
    Gareth ballte die Hände zu Fäusten. In seinen Jahren im brasilianischen Regenwald hatte er annähernd tausend Insektenarten katalogisiert. Jetzt führte er sich jede einzelne davon vor Augen. Kakerlaken. Giftige, pelzige Raupen. Maden. Er dachte an jedes krabbelnde und kriechende Geschöpf, das das Antlitz der Erde verunzierte. Er stellte sich vor, wie das Getier über seine Haut krabbelte, und hörte nicht damit auf, bis die Erinnerung an ihren Körper allmählich in ihm verblasste und die Glut in seinem Innern erloschen war.
    Es bedurfte vieler, sehr vieler Insekten.
    Jenny hatte ihre Fassung immer noch nicht wiedergefunden, als sie mit zitternden Fingern die letzten Verschlüsse von Madame Esmeraldas greller Verkleidung zumachte. Es war schon schlimm genug, dass dieses ganze Experiment den Rahmen ihrer sonstigen geschäftsbedingten Lügen um ein Vielfaches sprengte. Dazu kam, dass sie die Stiche und unsanften Griffe der verächtlichen Näherin ertragen musste, die Jennys Beziehung zu Lord Blakely im schlimmsten Lichte sah.
    Die Krönung war jedoch gewesen, als der Marquess einfach hier hereinspaziert war, als gehörte ihm ihr Körper. Er hatte sich nicht einmal bemüht, den Blick abzuwenden! Sie war sich nicht sicher, was beleidigender gewesen war – sein Blick oder seine Annahme, sie würde sich bereitwillig von Ned abwenden, wenn er ihr nur einen entsprechend hohen Preis anbot.
    Vom ersten Tag an, von der ersten Stunde an, hatte Neds Geld nicht die geringste Versuchung für sie dargestellt. Nein, sie würde es nicht zulassen, dass der arme Junge unter der gefühllosen Fuchtel seines Cousins zu leiden hatte.
    Jenny stürmte in den vorderen Teil des Ladens, das offene Haar wehte wie eine Fahne hinter ihr her.
    Lord Blakely lehnte an der Wand neben einer unbekleideten Schneiderpuppe. Er riss die Augen auf, als Jenny die Tür hinter sich zuwarf. Sie gab ihm gar keine Gelegenheit zu reagieren, sondern bohrte ihm den Zeigefinger in die Brust und sah ihn mit funkelnden Augen an.
    „Nur weil Sie außer Tatsachen nichts anderes akzeptieren, heißt das noch lange nicht, dass Sie jeden anderen Menschen auf eine Zahl reduzieren können!“
    Er betrachtete sie erstaunt. „Was zum …?“
    Wieder stieß sie ihm den Finger gegen die Brust. „Es gibt ein paar Dinge im Leben, die sich nicht durch Zahlen ausdrücken lassen. Sie verstehen nicht, was Ihr Cousin wirklich braucht oder warum es für ihn so nötig ist, sich mit mir zu unterhalten. Ganz gleich, für welche Zahl Sie sich auch entscheiden, Sie werden nie imstande sein, ihn zu durchschauen. Nicht für hundert Pfund, nicht für tausend.“
    „Also gut.“ Er schluckte und richtete den Blick auf irgendeinen unsichtbaren Punkt an der Zimmerdecke. „Ich werde Ihnen kein Bestechungsgeld mehr anbieten.“
    „Das reicht nicht. Wenn Sie Geld nicht in Zahlen ausdrücken, dann finden Sie gewiss irgendetwas anderes. Die Anzahl meiner tatsächlich eintreffenden
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