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Eine hinreißende Schwindlerin

Eine hinreißende Schwindlerin

Titel: Eine hinreißende Schwindlerin
Autoren: COURTNEY MILAN
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Seite.
    „Sie wollten einen wissenschaftlichen Beweis, Mylord.“ Jenny legte zufrieden die Hände auf den Tisch. „Jetzt haben Sie einen.“
    Und wenn der Ball so gut besucht war, wie das meist bei solchen Anlässen der Fall war, würde er mit jedem Blick Dutzende Frauen um sich sehen. Es würde ihm niemals gelingen, sich jeder einzelnen von ihnen zu nähern. Sie stellte sich vor, wie er all die Namen in sein Notizbuch kritzelte, von seiner eigenen wissenschaftlichen Methodik gezwungen, mit jeder einzelnen Damen zu sprechen, um die nicht infrage kommenden ausschließen zu können. Das würde ihn schrecklich ärgern, denn so konnte er niemals beweisen, dass sie sich geirrt hatte – wer konnte schon sagen, ob er sich wirklich jeden Namen notiert hatte?
    Ned hob langsam die Hand, um ein erfreutes Lächeln zu verbergen. „Bitte“, sagte er. „Ist das präzise genug für dich?“
    Der Marquess schürzte die Lippen. „Für wessen Uhr gilt diese Uhrzeit?“
    Jenny war um die Antwort nicht verlegen. „Ihre Taschenuhr.“
    „Ich besitze zwei, die ich abwechselnd benutze.“
    Jenny runzelte die Stirn. „Aber die eine davon haben Sie von Ihrem Vater geerbt“, vermutete sie ins Blaue hinein.
    Lord Blakely nickte. „Ich muss sagen, das ist unglaublich präzise erkannt. Aus rein wissenschaftlichen Gründen – können Sie mir erklären, wie Sie das alles in einem Elefanten gesehen haben?“
    Jenny riss in gespielter Unschuld die Augen auf. „Nun, Lord Blakely, genauso wie ich den Elefanten in der Apfelsine gesehen habe. Die Geister haben mir die Szene wie ein Bild vor Augen geführt.“
    Er verzog das Gesicht. Jenny durfte sich nichts von ihrem Triumphgefühl anmerken lassen, daher blieb ihre Miene ungerührt und geheimnisvoll wie zuvor.
    „So.“ Ned wandte sich seinem Cousin zu. „Du willigst also ein?“
    Lord Blakely zuckte zusammen. „In was?“
    „Wenn du das fragliche Mädchen triffst und dich verliebst, stimmst du zu, dass Madame Esmeralda kein Scharlatan ist.“
    „Ich werde mich nicht verlieben“, gab er steif zurück.
    „Aber wenn doch?“, beharrte Ned.
    „Wenn doch“, erwiderte Lord Blakely gedehnt, „dann gebe ich zu, dass ich Ihre Betrügereien nicht wissenschaftlich nachweisen konnte.“
    Ned lachte. „Gut. Das heißt also, dann wirst du selbst Madame Esmeralda konsultieren und mich in Ruhe lassen.“
    Zögern. „Das ist ein ziemlicher hoher Einsatz. Wenn das Ganze eine Wette sein soll, was hältst du dagegen?“
    „Tausend Pfund“, entgegnete Ned spontan.
    Jenny hätte sich beinahe verschluckt. Und sie hatte sich selbst für unbeschreiblich wohlhabend gehalten mit ihren vierhundert Pfund, die sie mühsam angespart und zur Seite gelegt hatte! Tausend Pfund, das war mehr Geld, als sie sich auch nur vorstellen konnte, und Ned warf damit um sich, als wäre das gar nichts.
    Lord Blakely winkte gereizt ab. „Geld“, sagte er und verzog das Gesicht. „Was sollte einer von uns mit einer so geringfügigen Summe schon anfangen? Nein, du musst etwas von echtem Wert setzen. Wenn du verlierst, wirst du nie wieder Madame Esmeralda und auch keine andere Wahrsagerin mehr konsultieren.“
    „Abgemacht“, willigte Ned schmunzelnd ein. „Sie hat immer recht. Ich kann gar nicht verlieren.“
    Jenny brachte es nicht über sich, ihn anzusehen, denn Ned konnte nur verlieren. Was war, wenn er an Jennys Zusicherungen zu zweifeln begann, die sie ihm vor Jahren gemacht hatte? Wenn er herausfand, dass sein jetziges Glück nur auf Jennys falschen Behauptungen beruhte? Und sie konnte nicht umhin, noch ein letztes, schrecklich egoistisches Wenn hinzuzufügen – wenn er die Wahrheit erfuhr und diese seltsame Beziehung zwischen ihnen beendete? Er würde nie wiederkommen und dann war sie allein.
    Wieder einmal.
    Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Die beiden Männer würden zum Ball gehen. Lord Blakely würde sich umsehen. Vielleicht beschloss er ja wirklich, ein Mädchen zu heiraten, dem er begegnete. Und sollte er wirklich alle Frauen, deren Namen er sich notiert hatte, aussondern, würde sie ihm sagen, dass er zum vereinbarten Zeitpunkt aus dem Augenwinkel noch eine ganz andere Frau gesehen hatte. Damit wurde die Wette ungültig, und Jenny brauchte nicht mitzuerleben, wie Neds glühende Loyalität in kalte Verachtung umschlug. Ihr Puls schlug nicht mehr so schnell, und es gelang ihr, wieder einigermaßen ruhig zu atmen.
    Lord Blakely lehnte sich wieder auf seinem Stuhl zurück. „Mir ist soeben etwas
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