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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit
Autoren: Philip K. Dick
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VERSPRICHT HEISSE
WAHLSCHLACHT BIS NOVEMBER
     
    Also hat sie es erreicht, dachte Johnny. Sie beide haben es erreicht; sie haben genau das geschafft, was sie wollten. Und jetzt – jetzt brauchen sie nur noch Kent Margrave zu schlagen. Und dieses Ding dort draußen, in einer Entfernung von einer Lichtwoche; es sendet noch immer. Und das wird noch ein paar Monate lang dauern.
    Sie werden gewinnen, erkannte er.
    Vor einem Drugstore stieß er auf eine Telefonzelle; er warf Geld in den Zahlschlitz des Telefons und wählte Sarah Beiles Nummer, seine eigene Nummer.
    Im Hörer klickte es. Und dann intonierte die vertraute monotone Stimme: „Garn im November. Garn im November. Garn gewinnt. Präsident Alfonse Garn, unser Mann – ich bin für Garn. Ich bin für Garn. Für GAM!“ Er legte auf und verließ die Zelle. Es war sinnlos.
    Im Drugstore kaufte er sich ein Sandwich und Kaffee; er saß da und aß mechanisch, stillte die Bedürfnisse seines Körpers ohne Anteilnahme oder Genuß, aß instinktiv, bis das Sandwich verzehrt und es Zeit zum Bezahlen war. Was kann ich tun? fragte er sich. Was können wir alle nur tun? Kommunikation ist unmöglich; die Medien sind übernommen worden. Sie haben das Radio, TV, die Zeitungen, das Telefon, die Telegrafenleitungen in ihrer Hand … alles, was von der Übertragung per Mikrowellen abhängig ist, oder auf offenen elektrischen Stromkreisen beruht. Ihnen gehört alles, nichts ist uns, der Opposition, geblieben, um zurückzuschlagen.
    Niederlage, dachte er. Das ist die furchtbare Realität, die uns erwartet. Und dann, wenn sie das Amt übernommen haben, dann werden wir – sterben.
    „Das macht einen Dollar zehn“, erklärte die Kassiererin.
    Er zahlte und verließ den Drugstore.
    Als ein Kopter mit dem TAXI-Zeichen auftauchte, winkte er ihn herbei.
    „Bringen Sie mich nach Hause“, sagte er.
    „In Ordnung“, nickte der Pilot freundlich. „Wo ist das denn, mein Bester?“
    Er nannte ihm die Adresse in Chicago und lehnte sich dann für den langen Flug zurück. Er gab auf; er wollte nicht mehr, wollte nur noch zurück zu Sarah Belle, seiner Frau, und den Kindern. Der Kampf war – für ihn – offensichtlich vorbei.
     
    Als sie ihn im Türrahmen stehen sah, sagte Sarah Belle: „Großer Gott, Johnny – du siehst schrecklich aus.“ Sie küßte ihn, führte ihn hinein in das warme, vertraute Wohnzimmer. „Ich dachte, du würdest feiern.“
    „Feiern? “ echote er heiser.
    „Dein Mann hat doch die Nominierung gewonnen.“ Sie ging davon, um für ihn Kaffee aufzusetzen.
    „Oh, ja“, nickte er. „Das stimmt. Ich war sein PR-Berater; das habe ich ganz vergessen.“
    „Du solltest dich besser hinlegen“, riet Sarah Belle. „Johnny, ich habe dich noch nie so bedrückt gesehen; ich begreife das nicht. Was ist geschehen?“
    Er setzte sich auf die Couch und zündete eine Zigarette an.
    „Kann ich etwas für dich tun?“ fragte sie besorgt.
    „Nichts“, wehrte er ab.
    „Ist das Louis Sarapis im Fernsehen und im Telefon? Es klingt wie seine Stimme. Ich habe mit den Nelsons darüber gesprochen, und sie meinen auch, daß es seine ist.“
    „Nein“, sagte er. „Es ist nicht Louis. Louis ist tot.“
    „Aber seine Zeit als Halblebender …“
    „Nein“, unterbrach er. „Er ist tot. Vergiß ihn.“
    „Weißt du, wer die Nelsons sind? Das sind die neuen Mieter, die in das Apartment eingezogen sind, wo …“
    „Ich möchte nicht reden“, sagte er. „Oder zuhören.“
    Für eine Weile schwieg Sarah Belle. Und dann sagte sie: „Sie haben etwas erwähnt – ich nehme an, du wirst es nicht gern hören. Die Nelsons sind nette, völlig normale Leute … sie sagten, sie würden nicht für Alfonse Gam stimmen, selbst wenn er nominiert werden würde. Sie mögen ihn einfach nicht.“
    Er knurrte.
    „Bekümmert dich das?“ fragte Sarah Belle. „Ich glaube, das ist die Reaktion auf den Druck. Louis’ Kampagne im Fernsehen und über Telefon; sie kümmern sich einfach nicht darum. Ich glaube, du bist mit deiner Kampagne ein wenig zu weit gegangen, Johnny.“ Verstohlen sah sie ihn an. „Das ist die Wahrheit; ich mußte es sagen.“
    Er stand auf und entgegnete: „Ich werde Phil Harvey besuchen; ich bin erst spät wieder zurück.“
    Sie sah ihm nach, wie er durch die Tür hinausging, und ihre Augen waren dunkel vor Sorge.
     
    Als er Phil Harveys Haus erreichte, traf er Phil und Gertrude Harvey und Claude St. Cyr im Wohnzimmer an, und jeder hatte ein Glas in der Hand, aber
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