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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit
Autoren: Philip K. Dick
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Stadt.“
    „Was haben Sie vor?“ entgegnete Johnny. „Das paßt nicht zu Ihnen, Claude; Sie haben sich sonst immer an die Gesetze gehalten.“
    „Ich glaube“, erklärte St. Cyr, „die Stimme gehört Kathy. Ich weiß jetzt, daß es nicht Louis ist; davon müssen wir ausgehen, auch wenn alles andere nur Spekulation ist. Kathy ist die einzige, die ich kenne und die verwirrt und verrückt genug ist. Nennen Sie mir den Namen des Krankenhauses.“
    „Die einzige Möglichkeit, durch die Sie erfahren könnten, daß es nicht Louis ist“, stellte Johnny Barefoot fest, „ist, den Leichnam zu vernichten.“
    „Das stimmt“, nickte St. Cyr.
    Dann haben Sie es getan, erkannte Johnny. Sie haben das richtige Bestattungsinstitut gefunden und sind bis zu Herb Schönheit von Vogelsang vorgedrungen. So also war das.
    Erneut sprang die Tür auf; eine Horde jubelnder Delegierter, Garn-Anhänger, marschierten herein, lärmten mit Trompeten und Rasseln und trugen handgemalte Plakate. St. Cyr fuhr herum und richtete seine Waffe auf sie – und Johnny rannte an den Delegierten vorbei, durch die Tür und auf den Korridor.
    Er lief den Korridor hinunter, und einen Moment später erreichte er die große Halle, in der Garns Wahlspektakel im vollen Gange war. Aus den an der Decke befestigten Lautsprechern dröhnte eine Stimme.
    „Wählt Garn, den Mann, der es kann. Garn, Garn, wählt Garn, wählt Garn, den besten Mann; wählt Garn, der es wirklich kann. Garn, Garn, Garn, der es wirklich kann …“
    Kathy, dachte er. Du kannst es nicht sein; es ist einfach unmöglich. Er rannte aus der Halle, zwängte sich an den tanzenden, verzückten Delegierten vorbei, den Männern und Frauen mit den blitzenden Augen und den lustigen Hüten und den Plakaten … er erreichte die Straße, die geparkten Kopter und Autos, Menschenhaufen, die sich zusammenballten und versuchten, sich hineinzudrängen.
    Wenn du es bist, dachte er, dann bist du zu krank, um jemals entlassen zu werden. Selbst wenn du es wünschst und willst. Hast du auf Louis’ Tod gewartet, ja? Haßt du uns? Oder fürchtest du dich vor uns? Warum tust du das … was ist der Grund dafür?
    Er winkte einen Kopter mit dem TAXI-Zeichen heran. „Nach San Francisco“, wies er den Fahrer an.
    Vielleicht ist dir gar nicht bewußt, was du da tust, dachte er. Vielleicht ist es ein automatischer Prozeß, der in deinem Unterbewußtsein abläuft. Dein Geist ist gespalten, in einen Teil, der an der Oberfläche liegt, und in einen anderen …
    In einen anderen Teil, den wir hören.
    Sollen wir Mitleid für dich empfinden? fragte er sich. Oder sollen wir dich hassen, dich fürchten? WIEVIEL SCHADEN KANNST DU ANRICHTEN? Ich glaube, das ist das einzige Problem. Ich liebe dich, dachte er. Zumindest auf eine gewisse Weise. Ich mache mir Sorgen um dich, und das ist eine Form der Liebe, wenn auch anders als die, die ich meiner Frau und meinen Kindern entgegenbringe. Verdammt, durchfuhr es ihn, das ist schrecklich. Vielleicht irrt sich St. Cyr; vielleicht bist du es nicht.
    Der Kopter schwang sich hinauf in den Himmel, überflog die Gebäude und wandte sich in Richtung Westen, und der Rotorkranz drehte sich mit höchster Geschwindigkeit.
     
    Unten auf der Erde, vor der Versammlungshalle, sahen St. Cyr und Phil Harvey dem verschwindenden Kopter nach.
    „Nun, also hat es funktioniert“, stellte St. Cyr fest. „Ich habe ihn in Bewegung gesetzt. Ich nehme an, daß er nach Los Angeles oder San Francisco unterwegs ist.“
    Ein zweiter Kopter schoß heran und wurde von Phil Harvey angehalten; die beiden Männer stiegen ein, und Harvey sagte: „Sehen Sie das Taxi, das soeben abgehoben hat? Verfolgen Sie es, daß es sich immer in Sichtweite befindet. Aber sorgen Sie dafür, daß man Sie nicht sieht.“
    „Ts“, machte der Pilot, „wenn ich es sehen kann, dann kann man auch mich sehen.“ Aber er schaltete den Zähler ein und startete. Brummend sagte er zu Harvey und St. Cyr: „So etwas gefällt mir gar nicht; es kann gefährlich werden.“
    „Schalten Sie das Radio ein“, wies ihn St. Cyr an. „Wenn Sie etwas hören wollen, das gefährlich ist.“
    „Ach, zum Teufel“, knurrte der Pilot verärgert. „Das Radio funktioniert nicht; irgendeine Störung, wie von Sonnenflecken oder von irgendwelchen Funkamateuren – mir sind eine Menge Fuhren entgangen, weil sich die Zentrale nicht mit mir in Verbindung setzen konnte. Die Polizei sollte bald dagegen etwas unternehmen, meinen Sie nicht auch?“
    St. Cyr
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