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Eine Handvoll Buchstaben

Eine Handvoll Buchstaben

Titel: Eine Handvoll Buchstaben
Autoren: Matthias Goosen
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gewordener Haufen Bluthunde, die auf einen Schleifstein sitzen und bellen. Ich mag die Natur und die Menschen, wirklich, aber muss man auch in ihr schlafen und ständig das Gefurze der anderen hören?
      Ich liebe es in einem Fünf-Sterne-Hotel zu logieren und mich bedienen zu lassen, das habe ich mir auch verdient. Ich bin Schriftsteller und finde, dass das ein anstrengender Beruf ist, aus diesem Grund ist Erholung für mich ein wichtiger Punkt, neben Sport und Freizeitaktivitäten.
      Vincents Freunde aus der Motorradgang sind da genauso drauf wie er , und ab und zu nennen sie mich auch Prinzeschen, aber wenn sie dann meinen Waschbrettbauch sehen, sind sie dann schon eher gewillt zu glauben, dass ich mehr auf dem Kerbholz habe, außer ein Blatt Papier in eine Schreibmaschine einzuspannen und ein bisschen auf Kultur zu machen, gelegentlich Interviews zu geben und meiner Verlegerin in den Arsch zu kriechen.
      Die Schriftstellerbranche ist hart …
      In der Schwulenszene hat mich ein Phänomen immer sehr zum Nachdenken gebracht, nämlich, warum gerade die Männer interessanter sind, die sich selbst als „aktiv“ bezeichnen. Wie wir jetzt wissen, werden in der Schwulenszene die Männer als aktiv bezeichnet, die mit Vorliebe ihren Penis in den Anus ihres Geschlechtspartners einführen, und das Gegenstück wird als „passiv“ deklariert, die den Penis in sich aufnehmen – den Anus für den Geschlechtsverkehr zur Verfügung stellen! Ich bin also passiv und obwohl ich einen Waschbrettbauch habe und nicht schlecht Bestückt bin – ihr wisst was ich meine – hat es sehr lange gedauert, bis ich einen Freund gefunden habe. Vincent könnte neben mir noch 100 Männer haben, die sich alle von ihm ficken lassen wollen, nur weil er aktiv, groß und nicht unansehnlich ist. Ich arbeite an mir und an meinem Körper, um so attraktiv wie nur möglich für Vincent zu bleiben, aber den interessiert mein Waschbrettbauch überhaupt nicht – zumal er selbst keinen hat, da ist aber wahrscheinlich das Bier und das Fernsehen schuld.
      Dieses Phänomen hat mich immer begeistert und zum Nachdenken animiert.
      Die Unterschiede zwischen mir und Vincent sind gewaltig, ein richtig tiefer Krater tut sich zwischen uns auf, aber dennoch hat es gefunkt und wir blieben einander treu. Während ich ein Sex and the City Fan bin, sieht sich Vincent Fußball im Fernsehen an. Ich hab es wirklich versucht, ich hab mit ihm ein Fußballspiel angeschaut, aber ich bin nicht einmal bis zur ersten Halbzeit gekommen. Dieser David Beckham hat mich einfach so geil gemacht, dass ich den Schwanz von Vincent herausholen musste, um ihm einen zu blasen. *Sorry*
      Eine Zeitlang fand Vincent das sogar sehr amüsant oder reizvoll, weil er Oralverkehr sowieso vorzieht als mir seinen Schwanz einfach nur reinzustecken; aber als er dann mit seinen Freunden nicht mehr über das Spiel vom Vortag fachsimpeln konnte, weil ihm gewisse entscheidende Moment gefehlt haben, haben wir die gemeinsamen Fußballstunden vor dem Fernseher wieder eingestellt.
      Soll mir recht sein, denn dann begnügte ich mich an den Abenden wieder meinen Studien. Ja, ich studiere neben meiner Schreiberei noch Italienisch. Ich liebe Sprachen über alles und neben Französisch habe ich eben nun Italienisch zu lernen begonnen.
     
    Wir haben am selben Standplatz wie letztes Jahr bekommen, wo wir unsere große Versöhnungsfeier hatten.
      „Heuer sind wir hier ganz ohne einen Versöhnungsgrund“, sage ich etwas sarkastisch.
      „Ich bin mir sicher, wir finden einen Grund, um uns zu zanken“, sagt Vincent und ich beuge mich zu ihm hinüber und küsse ihn zärtlich auf seinen wundervollen Mund. Er erwidert den Kuss und lächelt mich auf seine verführerisch-charmante Art an. Ach Gott, wie geil ich wieder werde, wenn ich ihn so ansehe.
      „Guck, da sind schon ein paar unserer Freunde“, sagt er zu mir.
      „ Ohhh, schön …“, sage ich und grinse still, und Flippy bellt.
      „Diesen kleinen Scheißer musstest du mitnehmen?!“
      Keine Reaktion, ich bin hier, um mich zu entspannen, ich streite im Urlaub nicht und ich denke an das letzte Jahr: Jede Nacht eine Feier, viel Gebumse und ein Saufgelage nach dem anderen. War doch gar nicht so schlecht ein paar Gehirnzellen zu verlieren, obwohl ich gegen das Komasaufen bin. Ein paar Räusche über das Jahr verteilt, bringe ich schon zusammen, aber gänzlich nur aus Frustration oder Langeweile trinke ich keinen Tropfen, es muss einen Anlass
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