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Eine Freundin zum Anbeissen

Eine Freundin zum Anbeissen

Titel: Eine Freundin zum Anbeissen
Autoren: Franziska Gehm
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ausreichend Platz. Zum Ausfahrtpfosten rechts ebenso. Ein Mädchen stand auf dem Bürgersteig. Das andere Mädchen flog. Zum Ausfahrtpfosten links –
    ES FLOG?!?
    Herr Schenkel ließ Ausfahrtpfosten Ausfahrtpfosten sein und starrte die Mädchen direkt an. Er sah gerade noch, wie sich das etwas fülligere Mädchen an ein Bein des fliegenden Mädchens hängte und es zurück auf den Boden zog. Armin Schenkel blinzelte, und beide Mädchen standen auf dem Bürgersteig. Sie lächelten ihm zu und grüßten höflich.
    Herr Schenkel sah sie einen Moment mit offenem Mund an. Dann schüttelte er den Kopf, rieb sich die Schläfen, legte den Vorwärtsgang ein und fuhr wieder in die Garage. Das Büro musste warten. Die Grippe war schlimmer, als er gedacht hatte.

Der normale
Schulwegwahnsinn
    D ie Straßenbahn Nummer 14 fuhr ganz vom Norden der Stadt bis zum Süden. Sie begann in den Vorstadtgebieten, schlängelte sich durch die belebte Innenstadt und endete in den schicken Wohngegenden an den großen Seen im Süden.
    Daka und Silvania mussten nur sechs Stationen fahren bis zur Ringeinatzstraße. Das hatte ihnen Frau Tepes mindestens sechsmal gesagt. Am liebsten hätte sie ihre Töchter zur Schule gebracht. Aber sie ahnte, dass das für zwölfjährige Mädchen peinlich war. Außerdem hatte sie Peter, der Vermieter ihres Klobrillenladens, großzügig zum Brunch in einem der besten Lokale der Stadt eingeladen. So etwas sagte man nicht ab. Und für so etwas brauchte man die richtige Garderobe, die Elvira Tepes sich noch besorgen wollte.
    Silvania und Daka saßen mit verschränkten Armen nebeneinander in der Straßenbahn und sahen stur geradeaus. Daka fiel es schwer, nach der schlaflosen Nacht die Augen offen zu halten. Silvania war dagegen seit dem morgendlichen Flugversuch ihrer Schwester hellwach. Die Straßenbahn ruckelte, und die Dame ihnen gegenüber, die einen kleinen Hund auf dem Schoß hielt, tätschelte ihn. »Ruhig, Fuffi.«
    »Du hast versprochen, dass du es nicht vermasselst«, zischte Silvania ihrer Schwester zu.
    Daka schnaufte. »Nur, weil ich mal drei Sekunden geflogen bin.«
    Fuffi und sein Frauchen spitzten die Ohren.
    »Und was ist damit?« Silvania hob den Arm. In ihrem roten Pulli war direkt unter der Achsel ein daumengroßes Loch.
    Daka winkte ab. »Das sieht doch sowieso keiner. Was kann ich dafür, wenn du gleich so hysterisch reagierst und dich an mein Bein hängst, dass dein enger Pulli kracht?«
    Die Frau und Fuffi sahen gespannt von Daka zu Silvania.
    Silvania zog eine Schnute. »Ach, jetzt ist es mein Fehler.« Dann sah sie an ihrem Oberkörper herab. »Findest du echt, der Pulli ist zu eng?«
    Die Frau betrachtete Silvanias roten Pullover und spitzte die Lippen. Fuffi streckte die Zunge heraus.
    »Nein. Nur zu eng zum Sport.« Daka fuhr sich durch ihre Stachelfrisur und ließ den Blick durch die Straßenbahn schweifen.
    Silvania holte eine Tomate aus der Tasche und polierte sie an ihrem Ärmel.
    Daka warf ihr einen entgeisterten Blick zu. »Was willst du denn DAMIT?«
    »Essen natürlich.«
    »So etwas isst du? Seit wann das denn?«
    »Seit ich Vegetarierin bin.«
    »Hä? Du bist was?«
    »Ich esse kein Fleisch mehr.«
    Fuffis Frauchen nickte verständnisvoll.
    »Kein Fleisch? Wie willst du denn dann satt werden? So ganz ohne Blut ...« Daka spürte den Blick der Frau gegenüber und fügte hinzu: »Und ohne Fett, Eiweiß und Eisen?«
    »Millionen von Vegetariern verhungern nicht.«
    »Ja, aber die sind auch keine – Aua!«, rief Daka, als sie Silvanias Fußtritt spürte.
    Fuffis Frauchen blickte verstört zwischen Daka und Silvania hin und her.
    »Du bist mir zu aggressiv«, knurrte Daka, stand auf und ging in den mittleren Teil der Straßenbahn. Sie stellte sich auf die kreisförmige Verbindungsfläche, die sich bei jeder Kurve drehte, und tat, als würde sie surfen.
    Silvania rollte die Augen und sah aus dem Fenster. Wann würde ihre Schwester jemals mit den Kinderspielen aufhören?
    »Albertplatz«, säuselte eine Frauenstimme aus den Lautsprechern, und im nächsten Moment bremste die Bahn abrupt. Daka, die gerade freihändig gesurft hatte, segelte durch die Straßenbahn und knallte mit voller Wucht auf den Fahrscheinentwerter.
    »Fumpfs!«, rief sie und fasste sich an den Ellbogen, mit dem sie vor den Entwerter gefallen war. Dann rieb sie sich die Stirn, mit der sie gegen die Metallstange gestoßen war.
    Silvania sprang mit der Tomate in der Hand auf. »Daka! Hast du dir wehgetan?« Mit ein paar
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