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Eine Freundin fuer Allie

Titel: Eine Freundin fuer Allie
Autoren: Meg Cabot Dagmar Henze Anne Brauner
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würden. Also sagte ich: »Ja.«
    Als die größte Fünftklässlerin tief Luft holte, schloss ich die Augen und erwartete, dass sie etwas sagte, wie: »Warum macht er so komische Sachen?« oder »Warum gehst du mit deiner Familie nicht dahin zurück, wo du hergekommen bist?«
    Stattdessen kreischte sie: »Der ist ja so süß!«
    Daraufhin quiekten alle Fünftklässlerinnen: »Oh, echt, total niedlich!« und »Hast du ein Glück!« und »Wie heißt er denn?« und »Wie hältst du das bloß aus?« und »Trägt er etwa ein Piratenkostüm?«
    Das habe ich mir nicht ausgedacht. Das haben sie wirklich gesagt. Diese Fünftklässlerinnen taten so, als wäre mein Bruder in seinen Piratenstiefeln das Niedlichste seit der Erfindung der Niedlichkeit. Als Nächstes rannten sie zu Kevin und tätschelten ihm den Kopf, als wäre er unser Hund Marvin. Und Kevin genoss diese Aufmerksamkeit.

    »Ja«, hörte ich ihn sagen, »wahrscheinlich bin ich wirklich ziemlich süß.«
    Ich ließ Ericas Arm los. Wir vier schauten uns verblüfft an.
    »Das war knapp«, sagte Sophie. »Ich dachte echt, die Mädchen machen uns fertig.«
    »Das würden sie nie tun«, sagte Erica. »Bestimmt nicht.«
    »Erica glaubt immer an das Gute im Menschen«, erklärte mir Caroline. »Sie schlichtet immer oder versucht es zumindest.«
    »Stimmt doch gar nicht«, protestierte Erica. Als Caroline und Sophie anfingen zu lachen, stimmte sie leicht beschämt mit ein und gab zu: »Na ja, vielleicht habt ihr recht.«
    Da hatte ich doch wieder eine wertvolle Regel gelernt: Wenn ein Haufen Fünftklässlerinnen deinen Bruder süß findet, solltest du ihrer Meinung sein . Besser als draufgehen.
    In diesem Augenblick klingelte es.
    »Kommt!«, sagte Erica.
    Wir rannten zum Schulgebäude, um uns in die Schlange von Mrs Hunters Klasse einzureihen. Als ich Mrs Hunter vorne stehen sah, musste ich lächeln. Sie sah in ihrem sandfarbenen Mantel mit Gürtel richtig hübsch aus, obwohl ihre Haare nicht so lang waren wie die meiner früheren Lehrerin. Aber auch Mrs Hunter hatte eine schöne Frisur und trug tolle braune Wildlederstiefel mit hohen Absätzen. Mrs Hunter lächelte, als sie mich entdeckte, und zwinkerte mir zu.
    Als die anderen Kinder Mrs Hunter zwinkern sahen, drehten
sie sich alle um und suchten die Reihe der Mitschüler ab, wer wohl gemeint war. Bei meinem Anblick verzogen sie das Gesicht und fragten einander flüsternd: »Wer ist das?«, obwohl mich die Direktorin, Mrs Jenkins, vor einigen Wochen der Klasse vorgestellt hatte.
    Ich wurde rot, weil ich mir vorstellte, wie sie alle dachten, das ist bestimmt die Neue . In meinem Bauch, der zur Ruhe gekommen war, als die Sache mit den Fünftklässlerinnen gut ausgegangen war, rumorte es wieder.
    Dann sagte Mrs Hunter: »Hallo, liebe Viertklässler, folgt mir bitte, und zwar in einer ordentlichen Zweierreihe! Und bitte seid leise!«
    Wir liefen hinter ihr her die Treppe hoch in unser Klassenzimmer, an dessen Wänden Pappkartonwolken klebten. Darauf stand Nach Regen kommt Sonnenschein und auf silbernen Sternen stand Greif nach den Sternen!
    Erica zeigte mir die Garderobe, wo ich meine Jacke aufhängen und meinen Ranzen verstauen sollte, aber als ich mein Mäppchen und andere Schulsachen herausholte, wusste ich nicht, wohin damit. Ich stand nur da und schaute zu, wie die anderen an ihre altmodischen Pulte eilten, und fragte mich, wo ich mich hinsetzen sollte. Da spürte ich eine Hand auf meiner Schulter, schaute hoch und entdeckte Mrs Hunter, die mich anlächelte.
    »Willkommen, Allie«, sagte sie. »Wir freuen uns sehr, dass du jetzt bei uns bist. Ich habe gestern Abend ein wenig umgeräumt
und ein Pult für dich neben das von Erica Harrington gestellt. Ich hoffe, du bist damit einverstanden?«
    Ich hörte, wie Erica am anderen Ende des Klassenzimmers vor Freude nach Luft schnappte. Als ich zu ihr hinsah, stand sie an den großen Fenstern, die zum Schulhof lagen, und winkte mich zu sich.
    »Ihr müsst mir aber versprechen, dass ich es nicht bereuen werde, euch zusammengesetzt zu haben«, ermahnte Mrs Hunter uns. »Es wird nicht geredet, wenn ihr aufpassen sollt - sonst muss ich euch wieder auseinandersetzen. Habt ihr verstanden?«
    Ich nickte und war sprachlos vor Glück. Das war der beste erste Schultag aller Zeiten! Mal abgesehen von der Tatsache, dass meine Eltern uns unbedingt zur Schule bringen wollten und mein Bruder wie ein Pirat rumlief.
    »Ja, Mrs Hunter«, sagte ich.
    »Gut«, sagte sie. »Dann geh zu Erica und
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