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Eine Frau sein ist kein Sport

Eine Frau sein ist kein Sport

Titel: Eine Frau sein ist kein Sport
Autoren: Christine Noestlinger
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allerschönste Zeit im Jahr«. Wie das Kind, zu dem – als einzigem im ganzen Land – das Christkind nicht gekommen ist, käme man sich da vor! Und dieser Frust würde der Ehe sicher auch nicht besonders gut tun.
    Was macht also ein verantwortungsvolles Paar, wenn es in der Ehe kriselt und der Urlaub naht?
    Solo-Urlaube buchen? ER reist gen Osten, SIE gen Westen? Die Methode ist vielleicht ratsam, funktioniert aber nur, wenn man gut bei Kasse ist und ohne Kinder. Allein reisen kommt nämlich teuer. Der Einbettzimmer-Zuschlag ist hoch, man kann auch nicht sparsam nebeneinander in einem Auto fahren. Und mit Kindern funktioniert Solo-Urlaub überhaupt nicht.
    Die weigern sich! Nachwuchs hat es so an sich, dass er sich die Ehe der Eltern »heil« wünscht. Und weil er keine Ahnung davon hat, dass gemeinsamer Urlaub Ehen noch »unheiler« machen kann, besteht er auf »Nur mit Papi und Mami gemeinsam!« und träumt sich vielleicht sogar naiv für die Ferienwochen »große Versöhnung« zusammen.
    Gegen solch kindlichen Irrglauben kommen Papi und Mami nicht auf.
    Am klügsten wäre es natürlich, die Ehekrise vor Urlaubsantritt zu bereinigen, aber diesen Ratschlag haben konfliktbeladene Ehepaare wohl so dringend nötig wie »die Krot in der Bohnensuppe«. Aus Jux zieht eh kein Paar seine Krise in die Länge.
    Bleibt nur: Gemeinsam verreisen und hoffen, dass das gütige Schicksal einen nicht für »jede dritte Scheidung« vorgesehen hat, sondern einem Zeit zu lassen beliebt, die Krise nach dem Urlaub wacker zu überstehen.
Familiäre Notengebung
    Jedes Familienmitglied ist ein ganz eigenständiges Individuum und hat daher auch auf sensible, individuelle Behandlung Anspruch.
    Theoretisch sieht das wohl auch jeder Mensch ein, aber wenn man in der Praxis diesem Anspruch eifrig nachkommt, ergibt das oft mannigfache Kränkungen und Eifersüchteleien.
    Kommt etwa Herr Meier um eine halbe Stunde später als versprochen heim, zieht Frau Meier ein saures Gesicht. Kommt Sohn Meier ebenfalls um eine halbe Stunde später als versprochen heim, lächelt ihm Frau Meier huldvoll entgegen.
    Herr Meier findet das ungerecht! Frau Meier hingegen sagt ganz richtig: »Da mein Mann immer pünktlich ist, mache ich mir Sorgen, wenn er einmal nicht kommt, da reagiere ich dann eben gereizt! Da sich mein Sohn jedoch üblicherweise um zwei Stunden verspätet, finde ich es erfreulich, wenn er sich zu so geringer Verzögerung der Heimkehr durchgerungen hat!«
    Direkt unpädagogisch, meint Frau Meier, wäre es, da sauer zu reagieren. Das wäre, sagt sie, gerade so, als ob man einen, der sich in der Schule von einem Fünfer auf einen Vierer verbessert hat, ausschimpft, weil er keinen Einser geschafft hat!
    Woraus klar wird, dass man es tunlichst vermeiden sollte, sich in einer Familie zum »Vorzugsschüler« hochzuarbeiten, denn es wird einem nicht gedankt! Jeder in der Familie nimmt bald das Vorzugsverhalten hin und rügt ein Betragen, das er bei anderen Familienmitgliedern für »ganz normal« hält. Ebenso muss der Vorzugsschüler in der Familie verbittert mit ansehen, wie die anderen wegen einer minimalen Leistung oder einer ebenso minimalen Enthaltung von üblem Tun regelrecht gefeiert und belobigt werden. Wenn etwa die Evi einen Berg Geschirr wäscht, begnügt sich die Mama mit einem schlichten »Danke«. Die Evi ist ja ein ordnungsliebendes Kind, der fällt das ja leicht! Wenn aber die Reserl bloß zwei dreckige Teller vom Tisch zur Abwasch trägt, kann die Mama ihre Freude darüber kaum in ausreichende Worte fassen!
    Es gibt Menschen, von denen es heißt: »Also, er (sie) war einfach perfekt! Ohne Fehler! Nie gab es was an ihm (ihr) auszusetzen! Und plötzlich war er (sie) wie ausgewechselt! Nimmer wiederzuerkennen!«
    Vielleicht sind das die »Familien-Vorzugsschüler«, denen es endlich gereicht hat!
    Die, die auch einmal so richtig gelobt werden wollen!
Himmelvata, schau oba!
    Meine Oma war nicht fromm, aber der Ansicht, Kindern sei – zwecks Erziehung zu Sitte und Anstand – mit der höheren Macht zu drohen, welche sie »Himmelvata« nannte. So hob sie bei kindlichem Tun, das ihr missfiel, den warnenden Zeigefinger und sprach: »Da wird der Himmelvata schimpfen!« Und wenn ihr der Zufall hold war, was allerdings selten vorkam, fand zur Tatzeit ein Gewitter statt, und es donnergrollte, und sie durfte zufrieden posaunen: »Jetzt hat er geschimpft, der Himmelvata!«
    Von meiner Schwester wird erzählt, dass sie, vier Jahre alt, in der
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