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Eine Frau sein ist kein Sport

Eine Frau sein ist kein Sport

Titel: Eine Frau sein ist kein Sport
Autoren: Christine Noestlinger
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gelaufen! Hat die Frau keine Nerven? Kann sie kein bisschen warten? Muss denn alles immer nach ihrem neurotisch-hektischen Zeitplan gehen? Wohl deshalb, damit sie hinterher keppeln kann und als das ausgebeutete Familienopfer dasteht, dem niemand auch nur ein bisschen hilft!
    Eine meiner Freundinnen hat sich diesen Vorwurf zu Herzen genommen. Seit Wochen erledigt sie keine einzige Arbeit mehr selber, die ein Familienmitglied per »Mach ich gleich«-Gelöbnis übernommen hat. Es geht ihr ganz gut dabei! Abgesehen von ein paar winzigen Lästigkeiten.
    Eine dieser Lästigkeiten hat sie heute aus der Welt geschafft, indem sie sich eine 1000-Liter-Mülltonne für ihre Küche anliefern ließ!
2 Küberln, 1 Kanister, 6 Sackeln ...
    Angeblich verbringt der umweltbewusste Haushalt mit Sortieren und Entsorgen des Abfalls zweiundvierzig Stunden im Jahr. Das sind pro Woche etwa achtundvierzig Minuten! Ich weiß echt nicht, wie man das in dieser Zeit schafft!
    Zweimal die Woche trage ich Altpapier zum Container hinter dem Haustor. Ja, ja, Lift habe ich! Die Wegzeit (inklusive Papier bündeln, Tür auf- und zusperren) beträgt maximal vier Minuten. Aber immer, wenn ich zur roten Tonne komme, ist die bummvoll! Vordergründig freilich nur. Da ist stets ein riesiger Karton drin, den muss ich rausholen und falten. Leicht geht das nicht (sonst hätt’ es ja der Karton-Ableger selbst getan), aber mit Zerren und Reißen ist’s zu schaffen. Wenn nicht, hilft sportives Draufspringen. Jedenfalls dauert das, laut ureigenem statistischem Erfahrungswert, vier Minuten. Und so verbrauche ich für das Altpapier sechzehn Minuten die Woche.
    Halt, falsch! Einmal pro Woche ist im Karton, den ich klein mache, Styropor. Das gehört nicht ins Papier, das muss eine Umweltbewusste in den Hof zum Restmüll tun, was wieder vier Minuten dauert. Flaschen machen weniger Mühe; dafür ein schlechtes Gewissen! Da sind die Tonnen an der Ecke, dauert nur sechs Minuten, bis das Glas entsorgt ist. Und das schlechte Gewissen habe ich nicht deshalb, weil zweimal pro Woche zwei Sackeln mit Glasflaschen von Trinkfreudigkeit zeugen, sondern wegen der armen Leute, die im Haus bei den Flaschentonnen wohnen. Denen müssen vom ewigen Glasgeklirre ja die Ohren abfallen! Und zwölf Glasminuten sind es immerhin auch die Woche!
    Mühsamer ist die Bio-Tonne. Die ist etliche Quergassen weiter! Könnt’ direkt mit der Straßenbahn fahren. Aber im Sommer ist das nix! Das grüne Bio-Küberl duftet sehr säuerlich! Darum muss ich es auch jeden zweiten Tag ausleeren laufen. Und das macht dreimal die Woche hastige elf Minuten, also dreiunddreißig Minuten! Dann renn’ ich noch mit Leuchtstoffröhre und Batterie zum Händler, mit Pillen in die Apotheke, Dosen wie Plastikbecher müssen weg, Restmüll sowieso, jeden zweiten Donnerstag ist im »Grätzl« Lack-Fleckputzmittel-Säuren-Laugen-Annahme, und wenn ich die Sauerei einrechne, die wegzuputzen ist, weil der Trichter tropft, durch den ich Backfett in den Altöl-Kanister fülle, und wenn ich den Altöl-Kanister endlich dorthin fahren würde, wo man bereit ist, ihn mir abzunehmen, dann hätt’ ich – so ich nicht auch hin und wieder schuldhaft umweltsündigen tät – fast eine Halbtagsbeschäftigung!
Hoher Wert und kleiner Preis
    Gerade hat wieder einmal jemand ausgerechnet, was eine Hausfrau verdienen würde, käme sie ihrer Arbeit nicht um Gotteslohn, sondern um Stundenlohn nach. Auf umgerechnet etwa 2.500 Euro im Monat beläuft sich diese Rechnung, die von einer 70-Stunden-Woche ausgeht. Ein ganz nettes Sümmchen also!
    Aber natürlich ist so ein fiktiver Hausfrauen-Stundenlohn eine sehr zwiespältige Sache: Nehmen wir nur der Hausfrau Putztätigkeit im trauten Heim. Es gibt Bedienerinnen, die für fünf Euro bereit sind, Dreck zu putzen, und es gibt Raumpflegerinnen, die unter zehn Euro nicht zum Wischtuch greifen. Ist also schwer zu beurteilen, wie sich die jeweilige Hausfrau »außerhäuslich« verkaufen könnte.
    Oder der Hausfrau Hilfe bei den Hausübungen der Kinder! Hat sie beispielsweise drei Stück begriffsstützigen Nachwuchs daheim und ist sie fähig, diesem das Wiederholen der Klasse zu ersparen, dann wären ja die Arbeitsstunden, in denen sie die Funktion eines Nachhilfelehrers übernimmt, gleich mit 25 Euro – oder noch mehr – zu entlohnen, und ihr Monatsgehalt würde rapide hochschnellen!
    Und gar nicht zu ermessen ist der Lohn, wenn es um der Hausfrau Kochkunst geht. Eine kocht, dass ihr nicht einmal der
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