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Eine franzoesische Affaere

Eine franzoesische Affaere

Titel: Eine franzoesische Affaere
Autoren: May R. Tanner
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eilte an ihm vorbei aus der Tür, bereit sich mit
einem wildgewordenen Bruder auseinanderzusetzen und sich endgültig von ihm
hinter Schloss und Riegel bringen zu lassen. Auf das elterliche Anwesen, wo sie
von morgens bis abends mit ihrem Vater streiten würde, der sie mit ihren
zukünftigen Aufgaben triezen und dazu zwingen würde, mit ihrer Mutter so
wundervolle Dinge wie Serviettenfalten oder welcher Wein passt zu welchem Gang
üben würde. Ein Grund mehr, das Zeug nicht ausstehen zu können.
    King fühlte
sich leicht irritiert, auch wenn nach außen hin natürlich wie immer unter
Kontrolle behielt. Sein Gesicht verriet mit keiner Regung, was er dachte oder
fühlte, und seine Augen drückten niemals etwas aus außer Leere. Tief hinein zu
blicken bedeutete nur, sich in dichten Nebelbänken zu verlieren. Die kurze
Berührung und sein prüfender Blick in ihre Augen waren der Auslöser für einen
kleinen inneren Funkenregen. Er wollte eigentlich nur wissen, welche Farbe ihre
Augen hatten. Die Flut ihrer Haare hatte er als warmen Braunton identifiziert,
das war vergleichsweise leicht gewesen. Bei hellen Tönen war das viel
komplizierter und erforderte konzentrierte Studien, die für die Kürze ihrer
Bekanntschaft etwas zu aufdringlich erscheinen mochten.
    „Natürlich,
Fiona! Kommen Sie gut nach Hause!“, wünschte er ihr zum Abschied. Er sah ihr
mit einem wohlmeinenden Lächeln nach und setzte sich dann wieder auf seinen
Platz, wo er praktisch in ihrer verbliebenen Aura gebadet wurde. Es duftete
leicht nach ihr… Es war Vollmond und auch er würde sich in diesem Punkt nicht
gänzlich zurücknehmen können, auch wenn ihn das Leben als Mönch große
Selbstbeherrschung gelehrt hatte.
Mandelblüte … Ihm schien es plötzlich, als hätte er Visionen von
unendlichen Weiten voller blühender Bäume, deren zartrosa Blütenblätter im Wind
tanzten. Erneut stahl sich eine kleine Falte zwischen seine Augenbrauen und er
blinzelte die unangebrachten Bilder weg, die ihm zu sehen nicht anstanden.
    Die Tür hatte
sich kaum hinter Fiona geschlossen, da klingelte ihr mobiles Telefon schon
wieder. Malcolm .
Das reichte. Rot zu sehen, war bei einer Immaculate nicht schwer, also ließ
sich Fiona gar nicht erst dazu hinreißen. Stattdessen schaltete sie ihr Telefon
auf lautlos, ließ es wieder in die Handtasche gleiten und kehrte schnurstracks
in die Detektei zurück.
King hatte sich schon wieder an seinen Schreibtisch gesetzt und gab keinen
Aufschluss darüber, ob er überrascht war, sie schon wiederzusehen, bevor sie
überhaupt richtig raus war oder ob er einfach davon ausging, dass sie was
vergessen hatte. Ein klein wenig atemlos aber entschlossen stand sie da. Zuckte
zuerst nur ein klein wenig hilflos mit den schmalen Schultern und beschloss
dann einfach, aufs Ganze zu gehen, weil sie schließlich nichts Unanständiges
vorhatte.
    „Haben Sie
vielleicht Lust auf ein frühes Abendessen?- Ich kenne da einen guten Laden an
der Ecke, der tolle Sandwiches verkauft. Kein Zehn-Gänge-Menü aber recht
gemütlich. –Natürlich nur, wenn Sie eine Pause machen möchten. Ich will Sie
schließlich nicht von einem wichtigen Fall abhalten.“ Oder dazu zwingen, ihr
Gesellschaft zu leisten. Außerdem nutzte sie King aus, denn wenn er ja sagte,
zögerte sie schließlich die Auseinandersetzung mit Malcolm hinaus. Das war
schon ein bisschen unfair. Aber Essen gehen wollte sie trotzdem gern mit ihm.
Nicht nur, weil Vollmond war oder Ärger drohte.
    Langsam erhob
King sich von seinem Stuhl und schob ihn dann sorgfältig zum Schreibtisch
zurück. Die spontane Einladung freute ihn natürlich, allerdings hätte er sie
wahrscheinlich in jedem Fall angenommen, weil ihr viel daran zu liegen schien.
Aus für ihn unersichtlichen Gründen.
    „Ja ich kenne
es, Romy und ich sind dort Stammgäste, es ist sehr praktisch, wenn man länger
arbeitet.“, grinste King und umfasste sie wie vorhin vorsichtig am Ellenbogen,
um sie in Richtung Tür zu geleiten. Vielleicht eine veraltet höfliche Geste, aber
sie war King schon so in Fleisch und Blut übergegangen, dass es ihm nicht mehr
auffiel, wenn er es tat.
Romy hatte ihn schon öfters vom Kochen abgehalten, wenn sie hier im Büro
festsaßen und ihre Einsatzpläne durchgingen. Er wäre ja nicht ihr persönlicher
Sklave und noch weniger ihr Koch, obwohl er sich in der Küche gut zu helfen
wusste. King hatte nachgegeben, als er feststellte, dass der kleine aber feine
Imbiss nur beste und frische Zutaten verwendete.
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