Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Titel: Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn
Autoren: Y Lee
Vom Netzwerk:
vom Baugewerbe ist begrenzt«, sagte Anne. »Daher war ich höchst erstaunt, als der Abgeordnete die Agentur ansprach.«
    Mary erschrak. »Er hat nicht gewusst   …?«
    Felicity schüttelte den Kopf. »Nein. Die Tatsache, dass wir eine rein weibliche Agentur sind, ist immer noch streng geheim.«
    »Das habe ich mich schon immer gefragt, Mrs Frame: Wie gelingt es Ihnen, diese Tatsache geheim zu halten, wenn Sie sich mit Klienten treffen?«, fragte Mary schüchtern. Felicity war normalerweise mitteilsamer als Anne, aber diese Frage war vielleicht doch zu neugierig.
    Wieder grinste Felicity. »Auf verschiedene Weise. In vielen Fällen korrespondieren wir per Post; bei persönlichen Begegnungen treten Anne oder ich bisweilen in der Rolle als Angestellte oder Sekretärinnen auf, die die Agentur vertreten; und wenn es nötig ist, kann ich auch einen sehr überzeugenden Mann abgeben.«
    Mary unterdrückte einen erstaunten Ausruf. Felicity war groß und kurvenreich und hatte ein schönes und ausgeprägt feminines Gesicht. Es überstieg Marys Vorstellungskraft, sie sich mit Krawatte und einem Bart auszumalen. Bestimmt konnte Anne Treleaven, eine magere und herb wirkende Frau Mitte dreißig, glaubwürdiger einen Mann darstellen.
    »Um zum Punkt zurückzukehren«, sagte Anne. »Die Aufgabe erfordert einen Agenten, der sich unerkannt auf einer Baustelle herumdrücken kann, wobei wir uns mit den Gegebenheiten vor Ort wenig auskennen.« Sie machte eine Pause. »Wir hätten den Auftrag meiner Meinung nach auch ablehnen können   …« Sie warf Felicity einen bedeutungsvollen Blick zu.
    »Haben wir aber nicht«, sagte Felicity bestimmt, »aus mehreren exzellenten Gründen, die ich jetzt nicht aufzählen will. Die Sache ist die: Kein gestandener Mann kann auf einer Baustelle arbeiten, ohne ein Handwerk zu beherrschen oder ohne grundlegende Erfahrung. Und es würde außergewöhnlich schwierig sein für eine gestandene Frau   – für mich zum Beispiel   –, sich als jugendlicher Lehrling einzuschmuggeln.« Aus Felicitys Stimme klang Bedauern.
    »Die Agentur kennt sich in ausschließlich männlichen Berufsbereichen nicht aus«, sagte Anne schlicht. Wieder flackerte eine gewisse Spannung zwischen den beiden Leiterinnen auf.
    Felicity beugte sich vor. »Uns bleiben zwei Möglichkeiten: eine Agentin in der Nähe der Baustelle zupostieren   – zum Beispiel als Angestellte in einem nahe gelegenen Pub oder Laden oder als Imbissverkäuferin am Straßenrand; oder eine Agentin zu finden, die als relativ junger Bursche durchgeht, der seine erste Stelle als Hilfsbauarbeiter antritt.«
    Mary blinzelte nervös. »Verstehe.« Was sie auch tat   – vielleicht mehr, als ihr lieb war. Sie hatte so ein seltsam hohles Gefühl in der Brust, das sie besser nicht weiter ergründen wollte.
    Anne beugte sich vor und nahm Mary mit unverwandtem Blick ins Visier. »Ehe Mrs Frame zu den Einzelheiten kommt, werde ich die übliche Frage stellen: Möchtest du deine Erfahrungen erweitern? Oder den Auftrag lieber ablehnen?« Es war beunruhigend, wie es Anne bisweilen gelang, Marys Gedanken so genau zu erraten. »Du kannst es dir einen Tag lang überlegen.«
    Annes sanfter Ton   – umso erstaunlicher, da sie sonst immer so knapp war   – ließ Mary trotzig reagieren. »Nicht nötig. Ich nehme den Auftrag an.« Ihre Stimme war fast ungehalten.
    Anne sah sie eindringlich an. »Bist du sicher? Ich muss dich nicht daran erinnern, dass es unklug ist, einen Auftrag anzunehmen, auf den man sich nicht voll und ganz einlassen kann, körperlich und seelisch.« Sie legte eine unmerkliche Betonung auf das letzte Wort. »Wenn du   –«
    »Ich bin einverstanden«, fiel ihr Mary zum ersten Mal, seit sie sie kannte, ins Wort. In der Vergangenheit hatte sie immer viel zu viel Ehrfurcht gehabt, umso unhöflich zu sein. »Bitte   – sagen Sie mir, was dieser Auftrag mit sich bringt. Ich tue alles, was Sie wollen.«
    Es folgte ein kurzes Schweigen und Anne und Felicity tauschten einen raschen Blick. Mary umklammerte den Rand ihres hölzernen Stuhls und zwang sich, das bedrängende Gefühl in ihrer Brust auszublenden.
    Schließlich begann Felicity mit einem Räuspern: »Du verkleidest dich als elf- oder zwölfjähriger Junge, der seine erste Stelle auf dem Bau antritt. In diesem Alter wird man dir verzeihen, dass du keine Erfahrung besitzt. Deine Aufgabe ist es, Informationen einzuholen, die sich auf den Tod von Mr Wick beziehen oder die auf mögliche Gründe für
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher