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Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Titel: Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn
Autoren: Y Lee
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gemeint?«
    Anne nickte.
    Mary überflog die Bilder rasch noch einmal und schüttelte wieder den Kopf. »Tut mir leid, ich verstehe nicht, was das alles mit der Agentur zu tun haben könnte. Oder offen gesagt, warum wir dieses Skandalblatt überhaupt ansehen.« Ihre Fingerspitzen waren bereits schwarz von der billigen Druckerschwärze.
    Felicity neigte den Kopf zur Seite. »Du meinst, dass wir aus der Skandalpresse nicht lernen können?«
    »Also, zumindest keine
Fakten
«, sagte Mary. »Kann sein, dass der Blickwinkel, den sie bietet, nützlich ist: Irgendjemand irgendwo in London glaubt vielleicht an den Geist im Uhrenturm. Aber wir wissen es doch besser.« Sie sah ihre beiden Arbeitgeberinnen fragend an. »Nicht wahr?«
    Felicity grinste übers ganze Gesicht und entblößte dabei undamenhaft die Zähne. »Das meine ich auch. Aber diese Nachrichtenmeldung hat auf jeden Fall etwas mit der Agentur zu tun, und ganz besonders mit dir.«
    Wenn sie mit Felicity allein gewesen wäre, hätte Mary riskiert, einen Scherz über eine Agentur zurÜberwachung übernatürlicher Phänomene zu machen. Aber Annes Anwesenheit verbot ihr das. Daher sagte sie nur: »Erzählen Sie mir mehr.«
    »Lassen wir die Frage nach dem Geist mal außer Acht«, begann Felicity, »aber vor zwei Nächten ist es im St. Stephen’s Turm zu einem verdächtigen Todesfall gekommen. Der Unfall ereignete sich trotz der Anwesenheit von Wachleuten vorm Parlament. Und der Todesfall fand nach Arbeitsschluss statt, was einen doch auf jeden Fall aufhorchen lässt.«
    Mary schluckte. Sie hatte wohl zu voreilig angenommen, dass die ganze Geschichte erfunden war, mitsamt Leiche und allem Drum und Dran. »Der Tod des Zimmermanns   – dieser Mr Wick   – beschäftigt also die Polizei?«
    »Mr Wick war Maurer, nicht Zimmermann, erwartungsgemäß strotzt der Artikel vor Fehlern.« Felicity verzog amüsiert die vollen Lippen. »Aber sein Tod muss aufgeklärt werden. Das ist natürlich normalerweise die Aufgabe der Polizei. Scotland Yard hat das Gelände in Augenschein genommen und keine aussagekräftigen Hinweise gefunden. Zeugen haben sich auch nicht gemeldet. Am Mittwoch findet eine ge richtliche Untersuchung statt, aber wenn keine weiteren Beweise auftauchen, wird das Gerichtsurteil auf Tod durch ein Missgeschick hinauslaufen.«
    Missgeschick
. Was für eine gezierte, alberne Art, um ›grausiger Unfall‹ zu umschreiben.
    »Und die Agentur   …?«, fragte Mary. Die Sache wurde allmählich klarer, aber nachdem sie schon einmalvoreilige Schlüsse gezogen hatte, zögerte sie jetzt, weitere Vermutungen anzustellen.
    »Wir sind vom leitenden Beauftragten des Parlamentsausschusses für die Bauarbeiten gebeten worden, in zwei miteinander verknüpften Richtungen zu recherchieren: Zunächst sollen wir alles Gerede oder mögliche Unruhe bezüglich Mr Wicks Tod verfolgen. Wir können auf Informationen stoßen, die Scotland Yard verborgen bleiben, einfach deshalb, weil wir in inoffizieller Funktion vor Ort sein können.«
    Marys Haut kribbelte bei dem Wort »wir«. Es bestand die Aussicht, dass sie in etwas mehr als sechs Monaten ein vollwertiges Mitglied der Agentur wurde.
    Wenn sie fleißig arbeitete.
    Wenn sie sich weiter verbesserte.
    Wenn Anne und Felicity zustimmten.
    »Was die zweite Seite angeht: Der neue Beauftragte des parlamentarischen Arbeitsausschusses macht sich Sorgen über die hohe Unfallrate auf dem Baugelände, verbunden mit der Tatsache, dass sich der Bau des Turmes stark verzögert hat. Hier liegt der Kern der hysterischen Spekulationen über »Geister« und einen »Fluch« in dem Skandalblatt: Offensichtlich wird von einigen behauptet, dass ein Mann, der in dem Feuer, bei dem die Parlamentsgebäude von 1834 abbrannten, umkam, als Geist auf der Baustelle herumspukt. Das hat anscheinend zu fatalen Folgen für die Arbeitsmoral auf der Baustelle geführt.
    Der Abgeordnete sieht sich natürlich außerstande,dieser Sache formell nachzugehen. Niemand würde bei einer Befragung zugeben, dass er an den Geist glaubt. Daher meint der Abgeordnete, dass es nützlich sein könnte, jemanden gewissermaßen ›vor Ort‹ zu haben. Vielleicht steckt der Glaube an den Geist hinter den Verzögerungen. Oder die Männer sind nicht in der Lage zu arbeiten; vielleicht sind die Sicherheitsvorkehrungen mangelhaft, und die Vorarbeiter dulden das stillschweigend; vielleicht   …« Felicity machte eine vielsagende Geste. »Viele Aspekte kommen infrage.«
    »Und unsere Kenntnis
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