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Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein
Autoren: Charlotte MacLeod
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Fanshaw. Halten Sie still, oder ich muß andere Saiten aufziehen.«
    »Loslassen! Lassen Sie mich sofort los, verdammt noch mal!«
    Fanshaw fluchte und kratzte, Viola sprang in Peters Rücken und versuchte, ihn fortzuziehen. Sopwith stand händeringend da und stieß Protestrufe aus. Winifred und Sieglinde schritten zur Tat.
    Peter konnte nicht sehen, was die beiden mit Viola machten, doch es war zweifellos effektiv. Als er Fanshaw endlich mit einer kräftigen Ohrfeige ruhiggestellt hatte, hatten die beiden Damen die junge Frau bereits auf den Boden verfrachtet und mit dem Seil, das die sparsame Winifred von Violas zwei vorangegangenen Fesselaktionen aufbewahrt hatte, wie eine Weihnachtsgans verschnürt. In bewundernswerter Teamarbeit verschnürten sie danach auch Fanshaw. Als Debenham eintraf, war bereits alles überstanden, und die Gefangenen konnten nur noch schreien.
    Was sie auch aus Leibeskräften taten. Als sie endlich begriffen, daß sie ihr Spiel verloren hatten, waren sie nur allzu bereit, sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe zu schieben. Da beide gleichzeitig brüllten, konnte man kein Wort mehr verstehen. Obwohl die Anwesenden sich nach Kräften bemühten, das saubere Pärchen solange zum Schweigen zu bringen, daß man eine Verständigung mit ihnen versuchen konnte, hatte der Lärmpegel unerträgliche Ausmaße erreicht, als der Streifenwagen der Polizei von Clavaton, in dem auch Thorkjeld Svenson saß, endlich vorfuhr.
    Peter lief zur Tür. »Präsident, kommen Sie schnell! Sagen Sie den Polizisten, sie sollen sich beeilen, es gibt Arbeit für sie.«
    »Menschenskind, Shandy! Schon wieder Fanshaw?«
    »Allerdings. Und auch sein Boss, wenn ich mich nicht irre.«
    »Da laus mich doch der Affe!« Svenson war im Nu aus dem Auto gesprungen und ins Haus gerannt. Doch zunächst hatte er nur Augen für eine einzige Person.
    »Weib!«
    »Gatte!«
    Die Svensons ließen sich ausnahmsweise sogar zu einer ziemlich keuschen Umarmung hinreißen, doch sofort danach ging Sieglinde wieder zur Tagesordnung über. Diesmal brauchte sie nicht einmal laut zu werden. Sobald das Pärchen die beiden Polizisten und die ehrfurchtsgebietende Gestalt des Präsidenten erblickt hatte, herrschte nämlich Totenstille.
    »Gut, daß Sie hier sind. Wie Sie sehen, gibt es genügend zu tun. Die Person zu meiner Rechten ist übrigens ein Mann, lassen Sie sich durch den Rock nicht täuschen. Er hat viele Namen und eine Menge auf dem Kerbholz. Zu meiner Linken sehen Sie die angebliche Assistentin unserer hochgeschätzten Kollegin Professor Binks. Sie nennt sich zwar Viola Buddley, hört aber auch auf den Namen Toots.«
    »Einen Moment noch«, wandte sich Winifred an die beiden Polizisten. »Um Sie nicht noch mehr zu verwirren, sollten wir uns vielleicht kurz vorstellen. Ich bin Professor Binks, und die Dame drüben am Schreibtisch ist Mrs. Svenson, was Sie sicher bereits erraten haben. Die beiden Herren hier sind Präsident Svenson und Professor Shandy, dies hier ist mein Vermögensverwalter Mr. Sopwith, und dieser Gentleman ist mein lieber Freund und langjähriger Anwalt Mr. Debenham. Jetzt können Sie fortfahren, Sieglinde.«
    »Vielen Dank, Winifred. Sicher hat mein Gatte, der sehr wohl in der Lage ist, sich klar auszudrücken, wenn er nur will, Sie bereits über die Geschehnisse der vergangenen Tage informiert. Ich möchte daher nicht ausschweifen. Als er mich heute morgen aus Briscoe anrief, hat er unter anderem gesagt, daß sich möglicherweise niemand um die
    Forschungsstation kümmern würde, darum bin ich hergekommen. Zuerst war ich allein, doch dann erschien Miss Buddley in einem reichlich unziemlichen Aufzug, woraufhin ich sie wieder nach Hause geschickt habe, um sich etwas Passenderes anzuziehen, was sie leider immer noch nicht getan hat.«
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, daß es das einzige Kleid ist, das ich besitze«, protestierte Viola.
    »Das haben Sie, und ich habe Ihren Versuch auch zur Kenntnis genommen, selbst wenn ich das Resultat für beklagenswert und Ihre Beweggründe für wenig glaubhaft halte. Noch weniger glaubhaft erschien mir allerdings die Person, die Miss Buddley mitgebracht und als ihre Vermieterin vorgestellt hat. Mir war klar, daß die beiden erwarteten, daß ich sie allein lassen würde, denn sie planten, sich an unserer verehrten Winifred zu rächen, sobald sie zurückkehrte.«
    Einer der Polizisten hatte begonnen, sich Notizen zu machen. Er schaute von seinem Notizbuch hoch. »Woher wußten Sie das,
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