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Eine eigene Frau

Eine eigene Frau

Titel: Eine eigene Frau
Autoren: L Lander
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leiser zu laufen. Das an ein Boot erinnernde Fluggerät setzt mit Ach und Krach auf der glatten Oberfläche der Halikko-Bucht auf und dreht den Bug zur Flussmündung hin. Vom Propeller angetrieben tuckert der Apparat direkt auf die Menschen am Ufer zu. Er fährt unmittelbar an die Böschung heran, wie ein Boot, das an Land will.
    Alle Personen auf der Wiese sehen versteinert zu, wie die Maschine am Teppichwaschsteg anhält und wie hinter dem Piloten ein Mann aufsteht, am Rumpf entlang nach vorne klettert und an Land springt.
    Er trägt eine Militärhose mit Gamaschen und eine Fliegerjacke aus Leder. Am Gürtel hängt eine Pistole, eine Mauser im Holzfutteral. Der Ankömmling nimmt die Ledermütze und die Fliegerbrille ab. Er marschiert zu Arvi und begrüßt ihn mit einem brüderlichen Tätscheln der Schulter.
    »Servus!«, sagt er auf Schwedisch. »Wie geht es dir, alter Freund?«
    Sakari versteht kein Schwedisch, aber die Körpersprache des Mannes lässt keinen Irrtum zu. Er behandelt Arvi eindeutig wie einen Freund. Arvi entgegnet nichts, sondern starrt den Ankömmling nur finster an. Dieser winkt dem Piloten in der laut knatternden Maschine zu. Die großen Teile am Heckruder und an den Tragflächen bewegen sich, das Knattern nimmt zu, und die Schnauze der Maschine wendet sich der offenen Bucht zu. Der Motorenlärm ist inzwischen unerträglich geworden, aber zum Glück beschleunigt der Flugapparat auf der blinkenden Wasseroberfläche, bis er abhebt und sich nach und nach wieder in einen kleinen schwarzen Punkt am Himmel verwandelt.
    Die fliegende Maschine, die nun auch Sakari nach all den vielen Reden von Joel zum ersten Mal im Leben sieht, hat ihre Aufmerksamkeit vollständig gefesselt. Erst nachdem sie komplett verschwunden ist, begreift Sakari, dass um ihn herum eine seltsame, bedrückende Stille entstanden ist. Der Mann, der gelandet ist, starrt unverhohlen und ungläubig triumphierend Saida an, welche regungslos dasteht wie Lots Frau im Alten Testament.
    »Wen haben wir denn hier?«, sagt der Mann.
    Mit wachsender Angst und Wut verfolgt Sakari, wie der Ankömmling langsam und taxierend um Saida herumgeht, die eben nicht Lots Frau ist, sondern seine, verdammt noch mal.
    »Zuerst habe ich dich gar nicht erkannt, mit den Kleidern am Leib. Schön, dich zu sehen. Das letzte Mal liegt lange zurück! Nicht wahr?«
    Sakari fragt Arvi, was der Fremde da auf Schwedisch zu Saida sagt.
    »Nichts«, antwortet Arvi.
    »Wer ist das überhaupt?«
    »Ein Arschloch namens Anders Holm.«
    Kustaa schaut Arvi perplex an.
    »Dann ist das derjenige, der …«
    »Der was?«, will Sakari wissen.
    »Der Saida hier belästigt hat, damals, als …«, entfährt es Kustaa.
    »Sei still!«, fährt Saida Kustaa an.
    Anders wendet sich den Männern zu und mustert sie.
    »Und was haben wir hier? Einen echten Wasserkopf.« Mit dem Zeigefinger tippt er verschiedene Stellen an Kustaas Kopf an, als wollte er sich versichern, dass er wirklich echt ist.
    »Hör auf!«, sagt Arvi, aber Anders setzt seine Untersuchung fort.
    »Interessant. Falls man zufällig etwas für Abweichungen übrig hat.«
    Kustaa beugt sich nach vorne und drückt den Arm gegen den schlaffen Bauch.
    »Ich muss mal«, sagt er leise. »Ich muss sofort.«
    »Geh«, sagt Arvi.
    Kustaa löst sich von seinem Quälgeist und trabt zu dem noch nicht gerodeten Weidengestrüpp auf der Verlandungsfläche.
    »Wo will der Wasserkopf hin?«
    Arvi antwortet kurz. Zu Sakaris Erstaunen schickt sich Anders an, Kustaa zu folgen. Sakari schaut mit gerunzelten Augenbrauen auf Arvi.
    »Was hat er vor?«
    »Ich weiß es nicht. Er hat gefragt, wo der Wasserkopf hinwill. Ich hab ihm gesagt, zum Scheißen. Saida geht jetzt besser heim, und ihr anderen arbeitet weiter.«
    Sakari schaut seine Frau fest an.
    »Geh! Jetzt sofort!«
    Saida nickt.
    »Ich lasse euch den Korb hier. Den hole ich dann später ab.« Rasch berührt sie den Rücken ihres Mannes und macht sich auf den Weg über die Wiese. In dem Moment kommt Anders Holm aus dem Weidengestrüpp und zieht den stolpernden Kustaa, dem die Hose herunterhängt, am Ohr hinter sich her.
    »Bleib stehen, du rote Hure, du gehst nirgendwohin!«, ruft Anders Saida zu.
    Saida bleibt stehen und dreht sich um.
    Anders zerrt Kustaa vor die anderen Männer und lässt ihn los. Er versetzt ihm einen Stoß, sodass er auf alle viere fällt, und drückt ihm den Stiefel in den Rücken. Dann zieht er die Pistole aus dem Futteral.
    »Jetzt wollen wir nämlich mal sehen, wie
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