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Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Titel: Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
Autoren: Sarah Harvey
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lässt er es mit Shitty-Kitty-Kat krachen?
    Ich nehme mir vor, sie beide morgen früh anzurufen, vor allem aber Sal, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung ist. Doch ich weiß, dass ich es nicht tun werde, weil ich zu große Angst vor der Wahrheit habe.
    Dad sieht mich aufmerksam an.
    »Alles in Ordnung, Fliss? Da ist doch etwas im Busch, oder?«, drängt er sanft.
    »Aber nein, überhaupt nicht«, lüge ich und kraule Eric hinter den Ohren. »Mir geht’s gut, bin nur etwas müde, das ist alles.«
    Dad schüttelt den Kopf; er glaubt mir kein Wort.
    »Mir kannst du nichts vormachen. Ich bin immer noch dein Vater, vergiss das nicht. Ich kenne dich viel zu lange und viel zu gut, um nicht zu merken, wenn etwas dich beschäftigt. Du warst den ganzen Abend über so ruhig.«
    »Es geht um einen Mann, stimmt’s?«, sagt Florrie intuitiv. »Es muss um einen Mann gehen, die sind nämlich die Quelle allen Elends.«
    Dad sieht sie mit hochgezogenen Brauen an.
    »Ach ja? So denkst du also?«
    »Und natürlich die Quelle allen Glücks.« Sie lacht. »Wenn man Glück hat. Wie in meinem Fall.«
    Sie drückt die Hand meines Vaters. Beide lächeln nachsichtig.
    »Also, Fliss?«, fragt er besorgt.
    »Kein Grund zur Sorge, wirklich. Ich bin nur etwas müde, wie ich schon sagte. Es war ein langer Tag.« Als Beweis gähne ich laut. »Ich glaube, ich gehe lieber ins Bett.«
    »Natürlich.« Eilfertig erhebt Florrie sich. »Ich helfe dir, deine Sachen nach oben zu bringen.«
    Ich habe ein hübsches kleines Zimmer unter dem Dach. Die schräge Decke ist so niedrig, dass Dad nicht aufrecht stehen kann, nicht einmal am höchsten Punkt. Die Wände sind in zartem Rosa gehalten, und der Bettüberwurf sowie die Gardinen vor dem kleinen Sprossenfenster, das unter dem wuchernden Efeu schwarz hervorblitzt, haben ein zartes Rosenmuster.
    Ein großer beiger Töpferkrug voller Wiesenblumen steht auf der Kommode und verbreitet einen zarten Duft im Zimmer. Auf den nackten Dielen liegt ein Bastteppich in zartem Pistaziengrün.
    »Ich hoffe, es gefällt dir«, sagt Florrie besorgt. »Das ist Elliott.« Sie deutet auf einen großen, schäbigen braunen Teddy, der auf einem Korbstuhl in der Ecke sitzt. »Drew fand es blöd, aber ich dachte, du würdest dich über Gesellschaft freuen.«
    »Na dann, gute Nacht, mein Liebes.« Dad gibt mir einen Kuss auf die Wange und zerzaust mein Haar, als wäre ich wieder zehn Jahre alt. »Schlaf gut.«
    Eine Tür am anderen Ende führt in ein kleines Gästebad, in dem gerade genug Platz für eine Dusche, eine Toilette und ein Eckwaschbecken ist.
    Eigentlich will ich nur noch ins Bett und schlafen, doch ich fühle mich verschwitzt und schmutzig und scheußlich, also schleppe ich mich unter die Dusche. Ich wünschte, ich hätte mich in den letzten vier Tagen nicht waschen müssen. Nicht, weil ich ein widerlicher Penner bin, der gerne stinkt, sondern weil ich den Geruch und die Berührungen von Alex nicht von meinem Körper spülen wollte.
    Deshalb habe ich auch den Kissenbezug nicht gewechselt, auf dem sein Kopf lag.
    Der Geruch ist zwar schwächer geworden, doch ich kann ihn immer noch wahrnehmen.
    Ich muss ein trauriges Geständnis machen.
    Ich ignoriere meinen neuen Koffer, nehme stattdessen die Reisetasche und öffne den Reißverschluss. Anstelle der üblichen Kleidung liegt darin besagtes Kopfkissen. Vorsichtig ziehe ich es heraus, vergrabe das Gesicht in der weichen Baumwolle und atme tief ein. Ich fühle mich wie eine Perverse, die an benutzten Unterhosen schnüffelt. Ja, stimmt, wenn ich gekonnt hätte, hätte ich seine auch behalten.
    Doch es hätte wohl etwas seltsam ausgesehen, wenn er ohne nach Hause gekommen wäre, und ein »Hm, seltsam, der Rest deiner Klamotten liegt doch noch da, wo wir sie haben fallen lassen, nur deine Unterhose habe ich anscheinend verschlampt« hätte Alex wohl nicht überzeugt.
    Zu meinem Kummer fängt das schwache Lächeln, das bei diesem Gedanken aufkeimt, erbärmlich an zu wanken, und prompt kommen mir wieder die Tränen.
    Fliss, der Waschlappen, ist wieder da.
    Am nächsten Morgen beim Aufwachen umklammere ich noch immer das Kopfkissen, als hinge mein Leben davon ab. Ich muss mich in den Schlaf geweint haben. Ich komme mir dumm und jämmerlich vor, fühle mich aber entschieden besser, eben weil ich so dumm und jämmerlich bin.
    Ich dusche wieder, doch diesmal genieße ich die scharfen Nadeln des Wassers, die meine Lebensgeister wecken. Dann ziehe ich mich an und gehe nach unten. Ich
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