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Eine Braut fuer den italienischen Grafen

Eine Braut fuer den italienischen Grafen

Titel: Eine Braut fuer den italienischen Grafen
Autoren: Kate Hewitt
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aufsaugen? Dann hatte ihre Zurückweisung ihn zu Recht verärgert.
    Ausgezeichnet! Sie lächelte.
    Abgesehen von den wichtigsten Fakten wusste sie nicht viel über den reichsten Mann von ganz Venetien. Das Weingut der Cazlevaras, das beste der Region, befand sich seit vielen Jahrhunderten in Familienbesitz, wesentlich länger als die dreihundert Jahre, die ihre eigene Familie schon Wein anbaute.
    Beim Tod seines Vaters war Vittorio noch ein Teenager gewesen. Mit achtzehn Jahren war er auf ausgedehnte Reisen gegangen, um den Weinverkauf zu forcieren, und fünfzehn Jahre lang nur auf Stippvisiten nach Hause zurückgekehrt. Vermutlich boten die sanften Hügel und uralten Weinberge einem Mann wie ihm keine ausreichende Unterhaltung.
    Obwohl er ausgesprochen attraktiv war, strahlte er eine gewisse Härte aus. Diesen Eindruck hatte sie jedenfalls gewonnen, als er sie abschätzig betrachtet hatte.
    Während sie weiter über den kurzen Wortwechsel mit ihm nachsann, erinnerte sie sich an eine der wenigen Begegnungen mit dem jungen Vittorio de Cazlevara.
    Es war bei der Beerdigung ihrer Mutter gewesen, ein kalter, feuchter Novembertag, sie war gerade dreizehn Jahre alt gewesen. Sie hatte Erde in das offene Grab werfen müssen. Der Klumpen war mit einem dumpfen Geräusch auf dem Sarg aufgeprallt, und sie hatte vor Entsetzen und Schmerz aufgeschrien.
    Dann war Vittorio, der damals etwa zwanzig war, neben sie getreten. In ihrem Kummer hatte sie ihn zunächst nicht bemerkt. Als sie aufblickte, sah sie direkt in die schönen dunklen Augen voller Mitgefühl.
    Er hatte ihr mit dem Daumen über die Wange gestreichelt und eine Träne fortgewischt. „Es ist in Ordnung, wenn du trauerst, rondinella “, hatte er so leise zu ihr gesagt, dass niemand sonst es hören konnte. Kleine Schwalbe hatte er sie genannt. „Du darfst weinen!“ Sie hatte ihn nur wortlos angesehen, und er hatte hinzugefügt: „Weißt du, wo deine Mutter jetzt ist?“
    Gleich wird er mir erzählen, dass sie glücklich von einer Wolke im Himmel aus auf mich herabsieht, hatte sie zutiefst enttäuscht gedacht.
    Stattdessen hatte er auf ihre Brust gedeutet. „Sie ist dort, in deinem Herzen.“ Dann hatte er ihr traurig zugelächelt und war davongegangen.
    Sie wusste, dass er einige Jahre zuvor den Vater verloren hatte. Dennoch war sie erstaunt gewesen, wie gut er ihre Gefühle nachvollziehen konnte. Dieser Mann, im Grunde ein Fremder, hatte ihr die einzigen Worte gesagt, die ihr in ihrer Trauer halfen. Er hatte ihr einen Weg gezeigt, mit dem Verlust umzugehen.
    Im Lauf der Jahre hatte sie kaum mehr an seine Bemerkung am Grab ihrer Mutter gedacht. Doch als er an diesem Abend auf sie zukam, waren die Erinnerungen schlagartig wiedergekehrt, und sie hatte sich über das Wiedersehen gefreut.
    Wie dumm von ihr zu erwarten, er würde sich dieser Begebenheit entsinnen oder ihr heute noch so viel Verständnis entgegenbringen wie damals! Sie ärgerte sich über sich selbst, denn normalerweise war sie keine Träumerin. Während ihrer Zeit im Internat waren ihr alle Gedanken an Romantik und Liebe ausgetrieben worden. Sie war das hässliche Entlein unter Schwänen gewesen, ein Happy End hatte es für sie nicht gegeben.
    Später, an der Universität, war sie Roberto begegnet. Vorübergehend hatte sie es wieder gewagt zu träumen. Vergebens.
    Dennoch musste sie unbewusst einen letzten Funken Hoffnung gehegt haben, der endgültig erloschen war, als Vittorio sie zunächst verächtlich angesehen und ihr dann die verlogenen Komplimente gemacht hatte.
    Entschlossen straffte sie die Schultern, ging zu einem befreundeten Winzer, der nur wenige Schritte von ihr entfernt stand, und begann eine Unterhaltung mit ihm. Sie nahm sich vor, keinen weiteren Gedanken an Vittorio de Cazlevara zu verschwenden. Was er ihr damals gesagt hatte, war heute bedeutungslos. Vermutlich erinnerte er sich ohnehin nicht mehr daran. Doch aus einem unerfindlichen Grund schmerzte sie dieser Gedanke.
    Als Ana die gewundene Auffahrt zur Villa Rosso hinauffuhr, entdeckte sie in einem der Fenster noch Licht. Wie meistens, wenn sie ausgegangen war, blieb ihr Vater bis zu ihrer Rückkehr auf. Noch vor wenigen Jahren hätte er sie zu dem Empfang begleitet. Heute hielt er sich solchen Veranstaltungen fern, angeblich, um seiner Tochter Unabhängigkeit zu ermöglichen. Sie vermutete jedoch, dass ihm am gesellschaftlichen Leben nichts lag. Von Natur aus ruhig und zurückhaltend, zog er es vor, sich so oft wie möglich seinen
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