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Eine betoerende Schoenheit

Eine betoerende Schoenheit

Titel: Eine betoerende Schoenheit
Autoren: Sherry Thomas
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gemeinsam
    Lamarck und Darwin: Wer hat recht?
    Seine Gnaden, der Duke of Lexington
    Donnerstag, 26. März, 15:00 Uhr
    Sanders Theatre, Harvard University
    Der Öffentlichkeit zugänglich
    „Du meine Güte, es ist Lexington.“ Venetia griff nach Millies Arm. „Er wird hier nächsten Donnerstag einen Vortrag halten.“
    Der gesamte englische Adel hatte darunter zu leiden, dass er durch stark gesunkene Einnahmen aus der Landwirtschaft einen Teil seines Wohlstands einbüßte. Egal wohin man blickte, allerorten kapitulierte ein Lord nach dem anderen vor undichten Dächern und verstopften Rauchfängen. Venetias Bruder Fitz beispielsweise hatte mit neunzehn Jahren des Geldes wegen heiraten müssen, nachdem er unerwartet nicht nur einen Grafentitel, sondern auch die dazugehörigen praktisch bankrotten Ländereien geerbt hatte.
    Der Duke of Lexington kannte solche Unannehmlichkeiten jedoch nicht. Er profitierte aufs Erfreulichste davon, beinahe die Hälfte der besten Liegenschaften in London zu besitzen. Sie waren der Familie von der Krone überlassen worden, als ein Großteil noch einfaches Weideland war.
    Er nahm kaum am Leben der guten Gesellschaft teil – man scherzte häufig darüber, dass eine junge Dame, wenn sie sich Hoffnung auf seine Hand machen wollte, eine Landkarte in der einen und eine Schaufel in der anderen Hand haben müsse. Er konnte es sich leisten, sich rar zu machen: Er hatte es nicht nötig, am Gerangel um die gerade verfügbaren Erbinnen teilzunehmen und darauf zu hoffen, dass sein Titel ihm dazu verhalf, ein riesiges Vermögen an Land zu ziehen. Stattdessen reiste er an entlegene Orte, grub nach Fossilien und veröffentlichte Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften.
    Dies war äußerst bedauerlich. Denn jedes Mal, wenn Venetia und Millie die Köpfe zusammensteckten und Helena wegen einer weiteren erfolglosen Saison bemitleideten, kam das Gespräch unweigerlich auf Lexington.
    Sie sagte, Belfort sei nicht ernst genug.
    Ich wette, Lexington ist ein Muster der Ernsthaftigkeit und hoher Gesinnung.
    Sie fand, Linwood grinste zu lüstern.
    Man sagt, Lexington habe in seinem gesamten Leben noch keinen lasterhaften Gedanken gehabt.
    Widmore ist viel zu altmodisch. Helena ist überzeugt davon, dass er sich über ihre Geschäfte beschweren würde.
    Lexington ist modern und zudem exzentrisch. Ein Mann, der nach Fossilien gräbt, hätte gewiss nichts gegen eine Frau einzuwenden, die Bücher veröffentlicht.
    Sie meinten das nicht wirklich ernst. In Wahrheit war Lexington vermutlich arrogant und nicht unbedingt umgänglich, wie es bei Menschen seines Schlages häufig der Fall war. Doch solange sie noch nicht seine Bekanntschaft gemacht hatten, konnten sie in ihm gefahrlos einen zarten Hoffnungsschimmer für ihr zunehmend entmutigenderes Unterfangen sehen.
    Dass es so schwierig war, für Helena einen Ehemann zu finden, verblüffte sie alle. Helena war liebenswert, intelligent und hübsch. Sie erschien Venetia nie unvernünftig oder irgendwie besonders schwer zufriedenzustellen. Und dennoch hatte sie seit ihrer ersten Saison reihenweise sympathische, durch und durch geeignete Herren abgewiesen, als handele es sich um eine Horde mörderisches Gesindel, die ihr Geschäft gewohnheitsmäßig auf dem Rasen verrichteten.
    „Du wolltest Lexington schon immer einmal treffen, nicht wahr, Venetia?“, fragte Millie.
    Es war interessant, dass Millie mit ihrer stillen, vertrauenserweckenden Art die überzeugendste Lügnerin unter ihnen war. Venetia griff das Stichwort sofort auf. „Er mag Fossilien. Das reicht vollkommen aus, um einen Mann für mich interessant zu machen.“
    Sie gingen über den Campus der juristischen Fakultät. Die kahlen Bäume zitterten im Wind. Der Rasen war unter der Schneedecke des gestrigen Tages nicht zu sehen. Das runde, im romanischen Stil gebaute Auditorium Maximum war wahrscheinlich eine Auflehnung gegen die streng rechteckige und gleichförmige Architektur überall sonst auf dem Universitätsgelände.
    Eine entgegenkommende Gruppe Studenten wurde langsamer und blieb stehen, um Venetia anzugaffen. Sie nickte abwesend in ihre Richtung.
    „Du möchtest also diesen Vortrag besuchen?“, fragte Helena, während sie das Plakat betrachtete. „Er findet erst in über einer Woche statt.“
    „Stimmt, aber zu Hause in England war es bisher unmöglich, ihn kennenzulernen. Wisst ihr eigentlich, dass er sogar sein eigenes, privates naturgeschichtliches Museum in Algernon House haben soll? Wäre
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