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Eine betoerende Schoenheit

Eine betoerende Schoenheit

Titel: Eine betoerende Schoenheit
Autoren: Sherry Thomas
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mitgebracht hast, sind perfekt dazu geeignet, mit Professoren und Studentinnen zu sprechen. Aber für Begegnungen mit Herzögen müssen wir uns mehr anstrengen.“
    „Er wird nur Augen für dich haben.“
    „Papperlapapp“, sagte Venetia streng. „Du bist eine der hübschesten Frauen, die ich kenne. Mal abgesehen davon, wenn er nur einen Funken Verstand hat, wird er erkennen, dass man eine Frau am besten danach beurteilt, wie sie andere Frauen behandelt. Und wenn er dich in deinem schlichten Hut aus der vorletzten Saison sieht, wird er auf der Stelle daraus schließen, dass ich eine eigensüchtige Kuh bin, die sich selbst wie einen Weihnachtsbaum ausstaffiert und dich in Lumpen herumlaufen lässt.“
    Wenn Venetia wollte, dass Helena ihr das Interesse am Herzog abnahm, hätte sie in den vergangenen vier Jahren seit dem Tod ihres zweiten Mannes nicht jeden Antrag, der ihr gemacht wurde, höflich, aber bestimmt abweisen sollen. Helena war sogar davon überzeugt, dass Venetia lieber durch den Ärmelkanal geschwommen wäre, als wieder zu heiraten.
    Sie würde jedoch mitspielen, so wie sie mitspielte, seit Venetia unerwartet in Huntington aufgetaucht war. „Na gut, aber nur weil du es bist, und nur, weil du in die Jahre kommst und bald nur noch Herrenbesuch bekommen wirst, wenn die Gentlemen deine Tür mit der ihrer Großmutter verwechseln.“
    Venetia lachte und sah dabei wunderschön aus. „Unsinn. Neunundzwanzig ist nicht so alt – noch nicht. Aber es stimmt, nach dieser hier bekomme ich vielleicht keine weitere Gelegenheit mehr, Herzogin zu werden. Also solltest du lieber einen ordentlichen Hut besitzen.“
    „Du darfst mir ein schreiend buntes Exemplar aussuchen.“
    Venetia legte den Arm um Helena. „Wäre es nicht fabelhaft, wenn du diese Saison den perfekten Mann finden und seinen Antrag annehmen würdest? Dann könnten wir eine Doppelhochzeit veranstalten.“
    Ich hab den perfekten Mann schon gefunden. Ich werde niemand anderen heiraten .
    Helena lächelte. „Ja, das wäre es wohl.“

KAPITEL 2
    ***
    Sie kleidete sich an – knöpfte ihr Unterkleid zu, zog die Strümpfe hoch, schlüpfte mit der Grazie einer Tänzerin in ihren Unterrock. Sie hatte ihm den Rücken zugewandt, doch der Frisierspiegel gestattete ihm einen ungehinderten Blick auf den Rest ihres Körpers. Er blieb im Bett, den Kopf auf eine Hand gestützt, und betrachtete die wogende Bewegung ihres schwarzen, offenen Haars.
    Draußen klopfte eifrig ein Specht. Drinnen zog sich die Spätnachmittagssonne langsam aus dem Zimmer zurück, und der gefleckte, kupferrote Lichtstreifen oben an der Decke verblasste immer weiter. Ihre Schönheit war in der Dämmerung weniger greifbar – als habe sie sich in ein impressionistisches Gemälde verwandelt, Pinselstriche aus Farbe und Schatten. Er konnte sie ansehen, ohne das Gefühl zu haben, er müsse seine Augen schützen, da er andernfalls Blendung riskierte.
    Er streckte den Arm nach einer ihrer Locken aus, wickelte sie sich um die Finger und zog sie daran näher zu sich.
    Sie ließ es geschehen, setzte sich auf die Bettkante und legte einen Arm um ihn. „Hast du nicht langsam genug von mir?“, fragte sie neckend.
    „Niemals.“
    „Nun, für den Augenblick gibt es nichts mehr. Ich muss meine Zofe rufen. Warum ziehst du dich nicht an?“
    Er streichelte ihren Ellbogen. „Ich fange in einer Viertelstunde an. Bis dahin werde ich mir mit dir die Zeit vertreiben.“
    Sie lachte und schlüpfte aus seinem Griff. „Später. Vielleicht nach dem Ball.“
    Der Specht klopfte noch lauter.
    Christian fuhr aus dem Schlaf auf. Das Zimmer war dunkel, die Umrisse kaum zu erkennen, das Feuer im Kamin nur noch glühende Asche. Er war allein, weder war eine schöne Frau bei ihm noch sonst wer. Es war der Morgen des Tages, an dem er seinen Vortrag in Harvard halten sollte, und jemand klopfte an seine Tür.
    „Herein“, rief er.
    Sein Butler Parks betrat den Raum. „Guten Morgen, Euer Gnaden.“
    „Morgen“, erwiderte Christian, während er die Bettdecke beiseite schlug und aufstand.
    Der Traum, den er nie zuvor gehabt hatte, war so echt gewesen. Er hätte den durchsichtigen Musselinvorhang am Fenster beschreiben können, die stilisierten Ranken des Orientteppichs, auf dem sie gestanden hatte, die genaue Länge und Schattierung ihres Haars.
    Es war jedoch nicht die Genauigkeit, mit der er sich an Kleinigkeiten erinnerte, die ihn irritierte – nach einigen seiner sinnlicheren Träume hätte er sie mit großer
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