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Eine begehrenswerte Lady

Eine begehrenswerte Lady

Titel: Eine begehrenswerte Lady
Autoren: Shirlee Busbee
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schaute in die Runde. »Alle wissen, dass seit Mirabeaus Tod im April die französische Gesellschaft ins Chaos gestürzt ist – Himmel, sogar die königliche Familie hat versucht, aus dem Land zu fliehen. Es ist eine Schande, dass sie gefasst wurden, bevor sie entkommen konnten.« Er schüttelte betrübt den Kopf und fügte hinzu: »Merken Sie sich meine Worte, vor uns liegen gefährliche Zeiten.«
    Eine blondhaarige Schöne in der Nähe beugte sich vor und sagte:
    »Die arme Marie Antoinette! Stellen Sie sich nur vor, nach Paris zurückgeschleppt zu werden wie eine Kriminelle! Beschämend!«
    »Wenigstens sind der König und die Königin noch am Leben«, bemerkte ein weiterer Gentleman. »Nicht wie viele andere Unselige. Es ist wahrlich kein Wunder, dass London förmlich überschwemmt wird von adeligen Emigranten. Niemand weiß, was als Nächstes passiert.«
    Winthrop gähnte.
    »Himmel, ich fühle mich, als sei ich plötzlich im Oberhaus gelandet.« Mit fast quengelnder Stimme fragte er: »Müssen wir über Politik sprechen?«
    Der Gentleman auf Gillians anderer Seite lief rot an, aber es wurde allgemein gelacht und die Lage in Frankreich fallen gelassen.
    Ein Gentleman auf der anderen Seite des Tisches fragte:
    »Da wir gerade von Tragödien sprechen, hat denn irgendjemand etwas Neues über den Mord an der verwitweten Mrs. Soule gehört?«
    »War das nicht schrecklich?«, rief eine der Frauen. »Man hätte damit vielleicht in London gerechnet, aber wer hätte gedacht, dass so etwas hier auf dem beschaulichen Land geschieht.«
    »Ja, es war schrecklich«, pflichtete ihr Miles St. John bei.
    Unbehagliches Schweigen senkte sich über die Gäste, weil allen plötzlich einfiel, dass der jüngste Klatsch besagt hatte, dass St. John endlich doch eingefangen worden war und dass eine Verlobung in der Luft gelegen hatte.
    Verlegen räusperte St. John sich und erklärte leise:
    »Elizabeth war eine liebe Freundin. Wie viele von Ihnen sicher wissen, war ich in London oft genug ihr Begleiter.« Sein gut geschnittener Mund wurde schmal. »Es ist widerwärtig, sich vorzustellen, dass jemand bei ihr eingebrochen ist und sie in ihrem Bett ermordet hat, und wenn ich je …« Er brach ab, lächelte bitter und sagte: »Verzeihung. Ich lasse zu, dass meine Gefühle mit mir durchgehen.«
    Nicht im Mindesten davon angetan, dass der tragische Vorfall erneut aufgewärmt wurde, der vor zwei Monaten das halbe Land in Aufruhr versetzt hatte, murmelte Winthrop:
    »Erst Politik und jetzt etwas, das als Handlung für einen Schundroman taugt.« Mit einem gequälten Blick in die Runde fragte er: »Müssen wir solche Sachen diskutieren?«
    Charles lachte und sagte:
    »Kommen Sie, Winthrop, Sie mögen Klatsch doch so gerne wie wir alle.«
    »Ja, aber nicht«, entgegnete er, »wenn ich mich in der Gegenwart einer schönen Dame befinde, wie Ihre Gattin es ist.«
    »Stimmt«, erwiderte Charles und wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Witwe neben sich zu.
    Mit einem Lächeln zu Gillian bemerkte Winthrop:
    »Ah, wo waren wir stehen geblieben? Habe ich gerade Ihre Augen bewundert? Oder vielleicht Ihren köstlichen Mund?«
    »Eigentlich«, antwortete sie nicht ohne Schärfe, »waren Sie es, der das Thema auf König Louis und Königin Marie Antoinette gebracht hat.«
    Er erschauerte.
    »Wie geschmacklos von mir.« Sein Blick wanderte über sie, verweilte einmal mehr auf ihrem Busen. »Viel lieber würde ich mich Ihnen und Ihrer Schönheit zuwenden.«
    Von dem Wunsch beseelt, dieser endlos scheinende Abend möge endlich vorübergehen und Lord Winthrop seine Aufmerksamkeit jemand anders zuwenden, zwang sich Gillian zu einem Lächeln und antwortete:
    »Es ist gewiss ebenso langweilig, über einen selbst zu sprechen, wie über Politik.«
    »Nicht wenn jemand so liebreizend ist wie Sie, meine Süße.«
    Gillian hatte sich noch nie etwas auf die Schönheit eingebildet, mit der das Schicksal sie bedacht hatte. Ohne eitel zu sein, wusste sie, dass sie gut aussah. Das verriet ihr einerseits ihr Spiegel, andererseits hatte sie es oft genug gesagt bekommen, und mit siebenundzwanzig war ihr Liebreiz voll erblüht, aber Winthrops Bemerkungen steigerten ihr Unbehagen. Sie war zwar Komplimente gewohnt – während ihrer einzigen Saison in London war sie überaus gefragt gewesen, nicht nur wegen ihres netten Vermögens, sondern auch wegen ihrer freundlich blickenden schönen goldbraunen Augen, ihren dunkelbraunen Locken und ihrer zierlichen Figur. Es hatte unter den
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