Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eindeutig Liebe - Roman

Eindeutig Liebe - Roman

Titel: Eindeutig Liebe - Roman
Autoren: Jessica Thompson
Vom Netzwerk:
misstrauisch werden sollen, als Amelia immer wieder diese Grippe bekam und Toby sich ebenfalls krankschreiben ließ. Aber ich habe erst später erfahren, dass er immer genau an den gleichen Tagen zu Hause blieb wie sie. Ihre beiden Plätze waren immer gleichzeitig leer, doch die Vorstellung war so absurd, dass ich sie sofort wieder verdrängte. Es war eine Ganz-sicher-nicht-Situation.
    Der Infekt sei so schlimm, sagte Amelia mir morgens, dass sie nicht mal aufstehen könne. Und ich fuhr in den Verlag und arbeitete fröhlich vor mich hin, während Toby es bei uns zu Hause mit ihr trieb.
    Toby kündigte als Erster. Er behauptete, er habe einen neuen Job in einem aufstrebenden börsennotierten Unternehmen. Ich glaubte ihm. Aber ehe ich mich versah, hatte Amelia ihre Sachen gepackt und segelte mit Toby Hunter, dem Kerl mit dem schlaffen Haar und den wässrigen Augen, gen Horizont. Ich hoffte nur, dass er demnächst noch eine andere hübsche Fahrt unternehmen würde – in einem Krankenwagen … Die ganze Sache widerte mich an. (Allerdings bin ich auch ein bisschen neidisch auf seine Anwaltskarriere. Ich werde langsam immer mehr zu einem verbitterten »Künstler«, der sich wünscht, er hätte etwas anderes studiert.)
    Amelia hielt nicht mal ihre Kündigungsfrist ein. Zack. Weg. Einfach so.
    Jeden Freitagabend besuchte mich Tobys Frau und heulte Rotz und Wasser in ein Handtuch, während wir uns mit Grolsch betranken und grübelten, was zum Teufel uns da eigentlich widerfahren war. An einem besonders bierseligen Abend versuchte sie sogar, mich zu küssen. Dem schob ich schnell einen Riegel vor. Die Sache war auch so schon ein einziger Schlamassel.
    Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass mir das Ganze auf der Arbeit ganz schön peinlich war. Schließlich wusste jeder, was passiert war. Diese peinliche Privatangelegenheit hätte sich niemals in unser Berufsleben ziehen dürfen. Eine Beziehung mit einer Arbeitskollegin einzugehen war ein Riesenfehler gewesen.
    Mir kommt es vor, als hätte mein Leben eine Vollbremsung hingelegt. Als hätte jemand voll aufs Bremspedal getreten und die kreischenden Reifen hätten jede Menge Gummi auf dem Asphalt hinterlassen. Die Leute scheinen meine Lage nicht einmal wirklich ernst zu nehmen. Ich bin sicher, wenn sie mich wegen jemandem verlassen hätte, der ein bisschen cooler ist – einem Fußballer oder einem Musiker –, würden sie mir Pornohefte zustecken und abends mit Essen aus dem Schnellrestaurant vorbeikommen.
    Beruflich bin ich also gegen den Prellbock geknallt, mein Liebesleben liegt in Fetzen, und die meisten meiner Freunde heiraten, bekommen Kinder und stellen etwas Sinnvolles mit ihrem Leben an. Ibiza und seine Nachwehen haben den Schmerz für zwei Wochen gedämpft, aber als ich heute Morgen aufgewacht bin, hat mich wieder dieses furchtbare Gefühl in der Magengegend begrüßt.
    Das ist wohl Schicksal.
    Doch so habe ich mir mein Leben nicht vorgestellt, als ich mit der Uni fertig war. Erfüllt von der Hoffnung der Jugend, dachte ich, dass ich mit dreißig der Vorstandsvorsitzende einer mehrere Millionen Pfund schweren Firma sein und außerdem eine sexy Frau und zwei Kinder haben würde – sowie ein Auto, das dieses spezielle Benzin braucht, weil … na, weil es eben ein super Auto ist.
    Okay, okay, ich weiß, das war nicht sehr realistisch. Aber ursprünglich wollte ich später einmal mein eigenes Designerstudio betreiben oder so etwas. Wenigstens das hätte ich schaffen können.
    Jetzt bleiben mir nur noch zweieinhalb Jahre, um all das zu erreichen, und im Grunde geht es schon gar nicht mehr.
    Heute Morgen im Zug habe ich über genau diese Situation nachgedacht, und die gleiche Besorgnis schnürte mir die Brust ein, als auf einmal etwas Merkwürdiges geschah. Als ich durch meine Metro blätterte, stolperte ich über einen Bildbericht über ein Eichhörnchen auf Wasserskiern – eigentlich absolut albern.
    Doch aus einem unerfindlichen Grund heilte das Ganze mein verwundetes Herz vorübergehend, und mich überkam der plötzliche Drang, laut loszulachen. Sie wissen schon, so ein Lachen, bei dem man versehentlich furzt oder grunzt wie ein hungriges Schwein. Die Art von Gelächter, die nur dann aus einem herausbricht, wenn man so niedergeschlagen ist, dass einem selbst noch vom blödesten Unfug die Tränen kommen.
    Aber so zu lachen ist schlicht unmöglich in einem stickigen Zug voller zugeknöpfter Briten. Das wäre einfach nicht akzeptabel. Daher amüsierte ich mich ein paar
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher