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Ein wilder und einsamer Ort

Ein wilder und einsamer Ort

Titel: Ein wilder und einsamer Ort
Autoren: Marcia Muller
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ein
Streithammel...«
    »Du kriegst ja einen Teil des Geldes.«
    »Ich kriege...« Ich blieb stehen und
starrte Adah an. »Wieviel?«
    »Ein Viertel.«
    »Ein Viertel von einer Million Dollar?«
    »Du hast’s erfaßt. Craig und ich haben
Parkhurst bearbeitet, und noch ein paar andere aus der Sonderkommission haben uns
unterstützt. Weißt du, was er gesagt hat, als wir uns geeinigt haben?
Vielleicht hält es mir wenigstens diese schreckliche Frau vom Hals, bis ich
meinen Kram zusammenpacken und aus dieser Stadt verschwinden kann.‹«
    »Arschloch.« Aber ich sagte es ohne große
Erbitterung. Mein Denken und Fühlen hatte auf den kleinsten Gang
zurückgeschaltet. Eine Viertelmillion Dollar. Soviel Geld. Was in aller Welt
sollte ich damit anfangen?
    »Ich will, daß du auch was davon
abkriegst«, erklärte ich Adah.
    Sie schüttelte den Kopf. »Kann ich
leider nicht annehmen, so gern ich’s täte. Das würde den Glanz meines
Abzeichens wirklich um einiges trüben.«
    »Du bist wieder im Dienst?«
    »Bei der Mordkommission, vorausgesetzt,
ich gehe ein Weilchen zum Psychiater.« Sie machte ein finsteres Gesicht.
    Gott stehe dem armen Psychiater bei,
dachte ich.
    »Craig hat mich überredet, es
wenigstens auf einen Versuch ankommen zu lassen.«
    »Craig, hm?«
    Adah sah in ihr Weinglas. »Er ist gar
nicht so übel, wenn man ihn näher kennt. Und er war mir in diesen letzten
vierundzwanzig Stunden wirklich eine große Stütze.« Sie wechselte rasch das
Thema. »Und? Was wirst du mit der Knete anfangen? Eine Weltreise machen? Dir
einen tollen Wagen und schicke Klamotten kaufen? Deinen armseligen Lebensstil
ein bißchen aufpeppen?«
    Ich hatte keinen Schimmer. Zum Glück
ersparte mir die Türklingel weitere Überlegungen. »Entschuldige mich einen
Moment.« Anne-Marie, Hank und Habiba standen vor meiner Tür. Hank hielt die
Kleine an der Hand. Sie starrte auf den Boden, den Kopf gesenkt, wie auf
unserer langen Heimreise aus der Karibik. Na ja, kein Wunder: Zuerst hatte sie
ihre Mutter verloren, dann ihren Vater, ihre Großmutter und ihr Zuhause — alles
innerhalb von achtundvierzig Stunden.
    »Wir stören doch hoffentlich nicht«,
sagte Hank. »Wir kommen gerade von einer Besprechung mit Botschafter Jalil.«
    »Natürlich stört ihr nicht. Und ich
freue mich sehr, dich zu sehen, Habiba.« Als sie nicht reagierte, hockte ich
mich vor sie hin und hob ihr Kinn an. Ihre Augen sahen mich stumpf an, aber sie
wand ihre Hand aus der von Hank und schob sie in meine.
    »Gehen wir auf die Terrasse«, sagte ich
zu den dreien. »Adah ist auch da.«
    Ich führte sie nach hinten durch und
ging, Habibas Hand an meinem Jeansbein, Weingläser für die Erwachsenen und eine
Cola für sie holen. Als ich mich wieder hinsetzte, krabbelte sie auf meinen
Schoß, und ich nahm sie schützend in die Arme. »So«, sagte ich. »Dann erzählt
mir mal, wie es bei Jalil gelaufen ist.«
    Anne-Marie sah auf die Kleine, und in
ihren Augenwinkeln formten sich Lächelfältchen. »Khalil Latif war auch da; er
wurde zum neuen Generalkonsul ernannt. Er und Jalil meinen, da Habiba in den
USA aufgewachsen und zur Schule gegangen ist, würde es für sie sicher sehr
schwer sein, zu Verwandten nach Azad zu gehen. Und außerdem denken sie, daß es
ihr helfen wird, über die Verluste hinwegzukommen, wenn sie in einer vertrauten
Umgebung bleiben kann.« Hank ergänzte: »Latif wird noch eine Zeitlang im Hotel
residieren, und er möchte zwar weiterhin eine zentrale Rolle in Habibas Leben
spielen, gibt aber zu, daß er von Kindererziehung nicht viel versteht. Also ist
Jalil damit einverstanden, daß Anne-Marie und ich sie vorerst in Pflege nehmen.
Mavis hatte keine Angehörigen, und Jalil ist ihr nächster Verwandter, von daher
dürfte das weiter kein Problem sein.«
    Die Kleine lehnte an meiner Brust; ich
sah nur die Oberseite ihres gesenkten Kopfs. »Ist dir diese Regelung recht,
Habiba?«
    Sie murmelte etwas Unverständliches.
    »Tut mir leid, aber ich habe dich nicht
verstanden.«
    »Das mit dem Erziehungskram? Davon
haben sie auch keine Ahnung. Aber das macht nichts. Meine« — für einen Moment
versagte ihr die Stimme — »meine Kinderfrau Aisha und meine Omi haben mir
Tischmanieren und so was schon beigebracht. Und ich mag Anne-Marie und Hank, und
Onkel Khalil hat gesagt, ich kann ihn sehen, sooft ich will. Und...« Sie legte
den Kopf zurück, so daß ich ihr blasses Gesicht verkehrt herum sehen konnte.
»Und wenn ich in San Francisco bleibe, kann ich dich und
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