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Ein wilder und einsamer Ort

Ein wilder und einsamer Ort

Titel: Ein wilder und einsamer Ort
Autoren: Marcia Muller
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bezahlen.«
    »Ich dachte, Sie sind blank.«
    »Ich kann jede Menge Geld lockermachen.
Ich habe sämtliche Vollmachten für Speeds gesamtes Unternehmen und seine
Konten.« Deshalb hatte Schechtmann alles versucht, um ihn in die Hand zu
bekommen. Die beiden waren so fest aneinandergekettet wie Hamid an die
Verankerung des Sicherheitsgurts.
    Ich sagte: »Mit Geld kann ich das Leben
meiner Freundin nicht zurückkaufen.«
    Er gab einen abfälligen Laut von sich.
»Ein Menschenleben. Was ist das schon, wenn man dafür sehr reich werden kann?«
    »Adah wäre noch ein Geist mehr, der mich
in meinen Alpträumen heimsucht. Das könnte ich mir nicht leisten, selbst wenn
mir Geld wichtig wäre. Was es nicht ist.«
    »Dann haben Sie nicht alle Tassen im
Schrank.«
    »Und Sie haben ein Recht auf Ihre
eigene Meinung. Passen Sie gut auf: Wir lassen es, wie gesagt, auf uns
zukommen. Schauen Sie hin, hören Sie zu. Sagen Sie nichts. Er wird Sie
vermutlich provozieren oder bedrohen. Reagieren Sie nicht darauf. Wiegen Sie
ihn in dem Glauben, Sie hätten resigniert und alles würde so laufen, wie er
will. Er hat mich gewarnt: keine Heldenstückchen.«
    Hamid zuckte die Achseln und guckte
weg.
    »Ist das klar?«
    Er knurrte.
    Ich stieg aus dem MG und betrachtete
den Bootshafen. Die Freia, ein Besankutter von über zehn Metern Länge,
lag in der Liegebucht, wo Mavis’ Leiche im Wasser getrieben war, aber rechts
und links von ihr waren mehrere Plätze frei. Es war still hier; ich hörte nur
den schwachen Verkehr auf dem Freeway 101 und das Geschrei der Seevögel, die
sich ihr Frühstück suchten. Dichter Nebel hing über der Bucht, obwohl sich
jetzt eine quecksilberfarbene Linie zwischen der Wolkendecke und den Kuppen der
Hügel hinter der East Bay zeigte. Ich ging um den Wagen herum und öffnete die
Beifahrertür.
    »Das ist wirklich sehr dumm von Ihnen«,
sagte Hamid.
    »Halten Sie den Mund.« Ich zog die
Handschellenschlüssel heraus, öffnete den Ring, der ihn an die Verankerung des
Gurts fesselte, und ließ ihn um mein linkes Handgelenk zuschnappen. Dann hockte
ich mich hin und befreite seine Fußgelenke. »Los jetzt.«
    Er stieg aus und streckte und lockerte
sich demonstrativ.
    An den Handgelenken zusammengekettet,
gingen wir zum Tor. Es schien geschlossen, öffnete sich jedoch, sobald ich es
berührte. Schnappriegel aufgestemmt, und wegen des Feiertags keine Aufsicht
erreichbar, die ihn hätte reparieren können. Ich schlüpfte hindurch und führte
Hamid über den Anlegesteg zur Freia.
    Sie war schlank und schnittig. Teak und
Chrom glänzten von der Nebelfeuchtigkeit. An Deck war niemand, und die
Bullaugen der Kabinen waren von innen dicht verhängt. Von einer Crew nichts zu
sehen; er wollte allein in See stechen.
    »Gehen Sie vor«, sagte ich zu Hamid. Er
stieg unbeholfen vom Steg auf das Achterdeck. Ich folgte ihm. Die Kajütstreppe
war links von uns; ich deutete darauf. Von drunten kam schummriges Licht. Hamid
blieb stehen, sperrte sich.
    Für einen Moment sehnte ich die 38er
herbei, die ich in Craig Morlands Obhut zurückgelassen hatte. Ihr Gewicht zu
spüren wäre tröstlich gewesen. Aber ich hielt mich immer noch an die
Spielregeln. Würde es tun, solange es irgend ging.
    Ich schubste Hamid vorwärts, und wir
gingen die Stufen hinunter.
    Die Hauptkajüte war teakgetäfelt und
ziemlich geräumig; die einzige Lichtquelle war eine nackte Glühbirne am unteren
Ende der Treppe, und die hintere Partie lag im Dunkeln. Zu unserer Linken saß
Adah auf der Sitzbank hinter dem ausklappbaren Eßtisch, die Fußgelenke an eins
der Beine gekettet, die Hände hinter dem Rücken gefesselt. Sie sah hohlwangig
und zerzaust aus, aber nicht gebrochen. In ihren Augen glomm Feuer; es flammte
auf, als sie mich sah.
    Ich fühlte mich nicht mehr so allein.
    Ich gab Hamid einen letzten Schubs. Als
wir die Kabine betraten, erstarrte er. Ich sah nach rechts zur Kombüse.
    Langley Newton trat in seinem
Watschelgang auf uns zu, in der Hand eine stumpfnasige Pistole. Mr. Duck, der
verräterischen Abfall in der Mülltonne hinter dem Haus deponierte, wo sich
seine Bombenwerkstatt befand. Viel näher bei seinem Hauptanschlagsziel als sein
Bungalow auf dem Hügel über Brisbane.
    Newton war ein völlig anderer Mensch.
Keine Spur mehr von dem sanftmütigen Einsiedler auf dem San Bruno Mountain.
Seine Augen glitzerten, und sein Gesicht war gerötet; er stand hochaufgerichtet
da, die schmalen Lippen zu einem verächtlichen Lächeln verzogen.
    »Guten Morgen, Mr.
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