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Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Titel: Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman
Autoren: Ali Harris
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Kaufhaus auf der ganzen Welt würde ich lieber arbeiten, aber wenn ich mir als kleines Mädchen ausgemalt habe, was ich mal werden will, dann war es sicher nie die Herrin über ein Warenlager. Ich wollte Künstlerin werden oder Modeschöpferin oder Schaufensterdekorateurin. Als Kind habe ich auf den Malblöcken, die ich überall mit hingeschleppt habe, endlos Skizzen für Auslagen und Schaufenster gemalt. Ich habe über Hochglanzbildbänden gebrütet und kleine Läden und Flohmärkte nach Kleidern durchstöbert, wie die Leute sie in meiner Vorstellung trugen, als Mode noch für langlebigen Stil stand. Nach meinem Abschluss auf der Kunsthochschule habe ich sogar eine Stelle bei einem Praktikantenprogramm für Modemarketing in London ergattert. Ich saß schon auf gepackten Koffern, als ich Jamie in dem Hotel in Norfolk kennenlernte, in dem ich den ganzen Sommer gejobbt hatte. Es bereitete ihm kaum Mühe, mich zum Bleiben zu überreden. Ich war einundzwanzig, er war mein erster richtiger Freund, und ich war bis über beide Ohren verliebt. Und mein ganzes Leben lang schwirrte mir schon die romantische Geschichte im Kopf herum, wie meine Eltern sich kennengelernt haben.
    Für die Liebe hatte Mum, ohne zu zögern, ihren Beruf an den Nagel gehängt; wen wundert es da, dass ich ihrem Beispiel folgte? Es war mein Schicksal. Mehr wollte und erwartete ich nicht vom Leben.
    Mum hat immer gesagt, von allen Kindern sei ich ihr am ähnlichsten. Wobei ich glaube, sie meint damit, dass ich am ehesten bereit wäre, für die Liebe Opfer zu bringen. Denn ich wüsste nicht, was wir sonst gemeinsam haben sollten – Delilah hat Mums umwerfende Schönheit geerbt –, aber Mum hat immer diese fixe romantische Idee gehabt, mein Leben würde mal so wie ihres. Und als Jamie sich dann von mir trennte, hatte ich nicht nur ein gebrochenes Herz, nein, es kam mir auch noch vor, als hätte ich sie enttäuscht. Immerhin waren wir fünf Jahre zusammen, und sie hatte sich schon auf Hochzeit und Enkelkinder gefreut. Irgendwann hielt ich ihre unablässigen, wenn auch gut gemeinten Fragen und das Betüddeltwerden nicht mehr aus, und mir wurde klar, dass ich ein bisschen Abstand zu meinem bisherigen Leben brauchte.
    Weshalb ich also einen kleinen Koffer zusammenpackte und nach London zu meiner Schwester fuhr, die gerade im Mutterschaftsurlaub war. Nachdem ich mich eine Woche lang Rotzund Wasser triefend an ihrer Schulter ausgeweint hatte und im Grunde genommen ein wandelndes Katastrophengebiet war, weil ich sechsundzwanzig war und bisher nichts vorzuweisen hatte im Leben – keinen Job, keinen Freund und, wie es mir schien, auch keine Zukunft –, erklärte sie mir freundlich, aber bestimmt, es sei an der Zeit, endlich hinauszugehen und mich der Welt da draußen zu stellen. Das rüttelte mich endlich wach. Ich duschte, zog mich an, kämmte mir die Haare und machte mich auf den Weg zu Hardy’s, dem einzigen anderen Ort auf der Welt, an dem ich mich je zuhause gefühlt hatte.
    Den ganzen Morgen lief ich ziellos durch die heiligen Hallen und schwelgte in Erinnerungen. Gut zehn Jahre war es her, seit ich das letzte Mal mit meinen Eltern dort gewesen war, seit ich als Teenager den jährlichen Besuchen irgendwann entwachsen war. Seitdem hatte das Haus seinen früheren Glanz verloren – genau wie ich. Es war totenstill im ganzen Laden, die Angestellten versanken in Lethargie, und obwohl ich die einzige Kundin war, wurde ich konsequent ignoriert. Weshalb es mich wunderte, als mir schließlich eine hochnäsige Dame von hinten auf die Schulter klopfte.
    »Ich bin Sharon. Du musst die Neue sein«, kläffte sie. Ich klappte den Mund auf und wollte widersprechen, aber sie walzte meinen Einwand nieder wie ein Bulldozer. »Du bist spät dran. Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr.«
    »Oh nein …«, setzte ich an.
    Aber da hatte sie sich bereits auf dem Absatz umgedreht und stöckelte davon, wobei sie mit den Fingern schnippte und sagte: »Halt nicht Maulaffen feil, Mädchen. Komm mit!«
    Und da ich nicht wusste, was ich sonst machen sollte, lief ich ihr folgsam hinterher.
    »Du arbeitest im Warenlager«, erklärte sie mir herablassend, während sie mit mir in die tiefsten Untiefen des Ladens hinabstieg, hin zu einer Tür, die versteckt jenseits der Kosmetikabteilung lag. »So lernst du unsere Produktpalette am besten kennen. Rupert ist der Meinung, für neue Mitarbeiter ist das die beste Übung.«
    »A-aber …«, stammelte ich hilflos.
    »Gibt es
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