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Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Titel: Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman
Autoren: Ali Harris
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irgendetwas dagegen einzuwenden?«, fragte sie und stierte mich vielsagend an, wobei die dünnen nachgezogenen Augenbrauen beinahe unter dem streng zurückgekämmten Haaransatz verschwanden.
    »N-nein, Ma’am«, murmelte ich und sah mich hektisch nach einer Fluchtmöglichkeit um, wobei mir gleichzeitig der Gedanke durch den Kopf schoss, ob dies womöglich genau das sein könnte, wonach ich suchte. Ein Job, in London, und noch dazu in dem einen Laden, den ich kannte wie meine Westentasche? Es kam mir beinahe vor wie ein Wink des Schicksals. Delilah hatte bereits vorgeschlagen, ich könne bei ihr und Will wohnen, wenn ich im Gegenzug vor und nach dem Hort auf die Kinder aufpasste, wenn ihr Mutterschaftsurlaub demnächst zu Ende ging. Trotzdem brauchte ich einen bezahlten Job. Und wo könnte ich besser arbeiten als bei Hardy’s? Das könnte der Beginn jener Karriere sein, von der ich immer geträumt hatte. Gerade überlegte ich, der Dame zu erklären, dass ich nicht die war, für die sie mich hielt, dass ich die Stelle aber trotzdem gerne annehmen würde, da hatte sie schon, noch ehe ich den Mund aufmachen konnte, mit wichtiger Geste den Code in das Sicherheitsschloss eingegeben und mich durch die Tür gescheucht. Und ich sagte mir, es bliebe mir wohl nichts anderes übrig, als zu tun, was sie von mir verlangte, und dabei inständig zu hoffen, dass die echte neue Mitarbeiterin, für die sie mich fälschlicherweise hielt, nicht doch noch auftauchte.
    Mir klappte die Kinnlade herunter, als ich mich umschaute. Es kam mir vor, als sei ich an einem Ort gelandet, den die Zeitvergessen hatte. Alte Lagerbestände, alter Wandanstrich, sogar alte Luft. Die Frau folgte mir nicht hinein. Sie hatte mich nur hineinbugsiert, um dann umgehend wieder in die hell erleuchtete Verkaufsetage zu verschwinden, die im Vergleich zu dem schmuddeligen alten Lagerraum nun geradezu mondän erschien, und rief mir im Weggehen noch zu, ich solle um ein Uhr Mittagspause machen. Entsetzt schaute ich mich im Lager um, und ich weiß noch, dass ich staunte, wie groß es war. Der kleinen Tür, durch die ich gekommen war, zum Trotz, war der Raum gut fünfzehn Meter lang, und wenn er auch nicht besonders breit war, so schien doch mehr darin zu schlummern, als man für möglich hielt, genau wie in Mary Poppins’ Reisetasche.
    Wobei mir, als ich mich so umschaute, der Verdacht kam, Hardy’s könne eventuell noch ein paar dieser altmodischen Schätzchen vorrätig haben. Reihe an Reihe zum Bersten vollgestopfter Schachteln, Kisten und Kartons stapelten sich bedenklich in die Höhe wie der schiefe Turm von Pisa. Aus manchen quoll der Inhalt bereits heraus, sodass wahllos Seife, Schuhe und Reifröcke im Stil der fünfziger Jahre auf dem Boden verstreut lagen und daneben etwas befremdliche Dinge wie Jagdstöcke oder Schneiderpuppen. Es kam mir vor, als rückten die Wände immer näher. Alles hier drin war grau, aber nicht das schicke Taubengrau von Farrow & Ball. Nein, Gefängnisgrau. Grau grau. Und es wäre kalt, wäre es hier drinnen nicht so stickig und staubig. Ich atmete tief ein und rümpfte die Nase.
    Wie ich so durch den Lagerraum ging und aufpassen musste, wo ich hintrat, nahm ich den Inhalt der Regale etwas genauer unter die Lupe. Ganz unten bei meinen Füßen zog ich eine Packung Seidenstrümpfe aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg aus einer ramponierten Schachtel, mit Naht und einem Preisschild in Shilling und Pence. Ich hätte gelacht, hätte mich das nicht so schockiert. Aber ich hielt mir die Nase zu und drehte in den ersten Gang ab, um ihn genauer in Augenschein zu nehmen. Dinge, die rein gar nichts miteinander zu tun hatten, lagen hier friedlich Seite an Seite. Hockeyschläger kuschelten mit abscheulichen Ungetümen von Brautmutterkleidern; Gummistiefel und Trenchcoats drängten sich neben Kartons mit BHs in Fesselballongröße und Petticoats, die eigentlich ins Museum gehörten. Original-Vierziger-Jahre-Trilbys waren hinten in ein Regal gestopft, dazu Talkumpuder, flache Mützen und grellbunte Hosenträger, die sich auf den Boden ergossen.
    Gerade fragte ich mich, ob hier in den letzten Jahren überhaupt jemand gearbeitet hatte, als ein zierliches, verschüchtertes Mädchen hinter einem der Kartons im Gang gleich nebenan hervorlugte. Sie hatte lange glatte Haare und ein ausdrucksloses Gesicht.
    »Bist du die Neue?«, fragte sie leise.
    Ich nickte und lächelte sie strahlend an.
    »Ich bin Sarah«, sagte sie darauf und nahm ihre Tasche. »Tja
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